Jede zweite Bodylotion ist hormonell belastet

Reuters
  • Drucken

Global 2000 fordert ein Verbot für hormonell wirksame Chemikalien in Kosmetika, die AGES prüft das Thema bis 2015.

Global 2000 hat rund 400 Kosmetikprodukte auf hormonell wirksame Chemikalien untersucht. Jede zweite Bodylotion, jedes zweite Aftershave und jede fünfte Zahnpasta enthalten demnach die zwar erlaubten, aus Sicht vieler Experten aber problematischen Stoffe. Bei Zahnpasten seien ausgerechnet Kinderprodukte am stärksten betroffen. Die Umweltschützer fordern ein Verbot dieser Substanzen.

Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hält zur Kritik von Global 2000 an hormonell wirksamen Chemikalien in Kosmetika fest, dass einheitliche Kriterien für die Bewertung dieser Stoffe in der EU in Erarbeitung sind. Spätestens am 11. Jänner 2015 werde die Kommission die Kosmetikverordnung hinsichtlich solcher Substanzen "überprüfen".

Es bestehe tatsächlich der Verdacht, "dass endokrine Disruptoren die Entwicklungsphasen von Kindern oder Pubertierenden beeinträchtigen, bestimmte Tumore fördern oder, wenn sie männliche Sexualhormone hemmen, die Spermienzahl sinken lassen", so die AGES. "Aber das heißt nicht, dass man diese Auswirkungen zu erwarten hat, sobald ein bestimmter Stoff in einem Shampoo oder einer Creme enthalten ist", wird auf der Homepage betont. "Um Schaden anrichten zu können, müsste er in der entsprechenden Dosierung vorkommen."

Wie gefährlich sind "belastete" Kosmetika?

Wie wesentlich diese Stoffe den menschlichen oder tierischen Stoffwechsel beeinflussen können, sei "noch weitgehend unerforscht". Ein Kausalzusammenhang sei schwer nachzuweisen, da lange Zeiträume zwischen Aufnahme und den sichtbaren Wirkungen liegen können und der Mensch einer Fülle weiterer Umweltfaktoren ausgesetzt ist, sodass die Wirkung eines bestimmten Stoffes nur schwer eindeutig feststellbar sei.

In der EU seien hormonell wirksame Substanzen in verschiedenen rechtlichen Bereichen spezifisch geregelt worden. Dabei wurde allerdings noch nicht festgelegt, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage derartige Stoffe identifiziert und charakterisiert werden sollen. Deshalb wurde die EU-Kommission vom europäischen Gesetzgeber beauftragt, konkrete und transparente Kriterien für die Bestimmung von endokrinschädlichen Eigenschaften eines Stoffes zu erarbeiten. Deren Publikation sei für die zweite Jahreshälfte 2014 vorgesehen.

Die Frage, ob "belastete" Kosmetika potenziell gefährlich sein könnten, beantwortet die AGES so: "Wenn bei Kosmetikprodukten die geltenden gesetzlichen Grenzwerte der Inhaltsstoffe eingehalten werden, gelten sie als sicher." Bei der Zulassung würden neue wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt und führten auch zur Neubewertung bereits zugelassener Stoffe. "Beispielsweise wurde erneut der sichere Einsatz von Methylparaben und Ethylparaben in kosmetischen Mitteln bestätigt."

Tipp

Die Smartphone-App Tox Fox hilft Verbrauchern, bedenkliche Produkte zu erkennen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.