FSME: Europa hat ein größeres Problem als gedacht

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Der "Marsch" des Virus führt auf die Berge und nach Norden. Südlich des Polarkreises hört die FSME-Verbreitungszone auf.

In Österreich gab es 2014 exakt 80 FSME-Erkrankungen. Bei der erfolgten Impfung von 86 Prozent der Bevölkerung hat sich das Land seit dem Jahr 2000 rund 4000 Fälle von "Zeckenkrankheit" erspart, stellten am Donnerstag Fachleute beim 17. Internationalen Symposium der FSME-Studiengruppe (bis 30. Jänner) fest. In Europa dürfte das FSME-Problem größer als bekannt sein.

"Influenza und FSME sind Viruserkrankungen. Bei der Influenza gibt es per Impfung eine mittelmäßig wirksame Prävention, bei der FSME eine perfekte mit einer Schutzrate von 99 Prozent. Die Virus-influenza kann man behandeln, die 'Zeckenkrankheit' nicht. Die Influenza ist auf der anderen Seite unberechenbar, die FSME sehr wohl", sagte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze.

In Tirol gibt es die Zeckenkrankheit seit 1984

Der Leiter des Departments für Virologie der MedUni Wien, Franz X. Heinz, ehemals selbst maßgeblich an der Entwicklung des FSME-Impfstoffs beteiligt, präsentierte die neuen Entwicklungen: "Wenn wir die Jahre 1984 bis 2013 in Österreich betrachten, sehen wir eine Bewegung Richtung Westen. In Tirol gibt es die Krankheit erst seit 1984, in Vorarlberg seit dem Jahr 2000."

Gleichzeitig "erklommen" die Viren mit den Zecken als Träger und Hunden, Mäusen, Füchsen, Rotwild, Vögeln, Igeln als "Wirte" auch höher gelegene Regionen. Wie die FSME nach Tirol ins Inn- und ins Zillertal sowie nach Vorarlberg ins Illtal kam, ist noch nicht so wirklich geklärt. Da die Berge zwischen Tirol und Vorarlberg für das Virus "unüberwindlich" sind, vermutet Heinz, dass das Virus mit Wirtsorganismen nach Tirol von Deutschland aus gelangte, nach Vorarlberg aber von der Schweiz aus.

Immer mehr FSME-Fälle in Europa

In jüngerer Vergangenheit wurden auch mehr Erkrankungen in europäischen Regionen bemerkt, in denen die FSME ehemals nicht bekannt war. Solche Länder sind beispielsweise Frankreich und Finnland. Der Straßburger Wissenschaftler Yves Hausmann: "In Frankreich gab es 1968 den ersten FSME-Fall. Mittlerweile hatten wir 136 Patienten."

Die finnische Expertin Elina Tonteri berichtete ebenfalls von immer breiter registrierten FSME-Erkrankungen: "Zwischen 2007 und 2013 hatten wir 233 Patienten mit 'Zeckenkrankheit'. Am Anfang gab es Fälle im Süden des Landes, mittlerweile sehen wir Erkrankungen immer weiter Richtung Norden." Erst knapp südlich des Polarkreises hört die FSME-Verbreitungszone dann auf.

Ob für die Entwicklung der Klimawandel und/oder andere Faktoren verantwortlich sind, ist nicht wirklich bekannt. Eines war aus verschiedenen Stellungnahmen bei dem Symposium ersichtlich: In weiten Teilen Europas fallen virusbedingte Enzephalitis- oder Meningitis-Erkrankungen nicht zuvorderst als mögliche FSME-Fälle auf. Und wenn man keine gezielte Diagnostik betreibt, bleibt die Ursache unbekannt.

(APA)

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