Aluminium auf der Abschussliste

BUNDESHEER SPERRT ALUMINIUM-GESCHIRR: GESUNDHEITLICHE FOLGEN M�GLICH
BUNDESHEER SPERRT ALUMINIUM-GESCHIRR: GESUNDHEITLICHE FOLGEN M�GLICH(c) APA/BUNDESHEER/KURT KREIBICH (KURT KREIBICH)
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Das Bundesheer verbannt vorerst Geschirr aus Aluminium. Ist die Angst vor Schäden durch das Leichtmetall berechtigt?

Wien. Nun verzichtet also auch das Bundesheer vorsichtshalber vorerst auf Geschirr aus Aluminium. Diese Entscheidung zeigt: Es steht nicht gut um den Ruf des Leichtmetalls. Einst das „Silber aus Lehm“, steht es nun im Verdacht, Krankheiten auszulösen oder zumindest zu begünstigen. Brustkrebs, Demenz oder Allergien zählen dazu. Nach jahrelangen Debatten haben voriges Jahr etliche Kosmetikfirmen aluminiumfreie Deodorants auf den Markt gebracht, auch das Gesundheitsministerium rät seit Juni 2014 offiziell, den Kontakt mit Aluminium vorsorglich zu reduzieren – auch wenn man damit kein Gesundheitsrisiko bestätigen wolle. Das Bundesheer wartet da noch ab.

1. Warum verbannt das Bundesheer das Alu-Geschirr vorerst?

Im Dezember 2014 bemerkte ein Gardesoldat beim Reinigen seines Essgeschirrs einen Abrieb – und meldete es dem Heer. Das Ministerium ließ die Behälter testen. Ein erstes Zwischenergebnis: Gesundheitliche Schäden können nicht ausgeschlossen werden. Ein endgültiges Ergebnis ist für Ende März angekündigt. 100.000 Stück des Geschirrs wurden daher zurückgerufen – dabei handelt es sich um Ausrüstung, die Soldaten bei Übungen oder Einsätzen verwenden. Sie sollen nun Einweggeschirr benutzen. Geschirre dieser Art gibt es bereits seit 1967 beim Heer. Die letzte Bestellung erfolgte 2011. Bei der Ausschreibung wurden Grenzwerte für den Abrieb festgeschrieben – ob diese eingehalten wurden, wird ebenfalls untersucht. Das Bundesheer prüft laut Ministerium auch Schadenersatzansprüche gegen die Lieferfirma. Prinzipiell kennt man das Problem allerdings schon: Aus dem Heer heißt es, dass es einen solchen Abrieb beim Reinigen eigentlich schon immer gab. Nur gemeldet wurde es bisher noch nie.

2. Wo überall kommen wir im Alltag mit Aluminium in Kontakt?

Alufolie, Dosen und Alu-Trinkflaschen, Kaffeekapseln, Joghurtdeckel, Grillschalen, als Folie um die Schokolade oder als Innenbeschichtung von Milchpackungen – Aluminium hat als Verpackungsmaterial einen Siegeszug hinter sich, schützt es doch vor Licht und Keimen, ist leicht und geschmacksneutral, steril und beliebig verformbar. Aber wir gelangen auch weniger offensichtlich täglich mit Aluminium in Kontakt, es ist eines der häufigsten Elemente der Erdkruste und taucht so in vielen Lebensmitteln auf, genauso wie im Trinkwasser, dort freilich gelöst, also in Form von Ionen (Al3+). Gefürchtet werden derzeit vor allem Antitranspirantien (Deos) auf Aluminiumbasis, die über die Haut aufgenommen werden – aber auch über Sonnencremes, Lippenstift oder Zahnpasta gelangt Aluminum in den Körper.

3. Ist die Angst vor den Gefahren des Aluminiums begründet?

Dass die Verwendung von aluminiumhaltigen Deos mit dem gehäuften Auftreten von bestimmten Formen von Brustkrebs zusammenhängt, ist plausibel: Experimente haben ergeben, dass Aluminium – das durch kleine Wunden (Achselrasur!) durch die Haut treten kann – Schäden an der DNA auslösen kann. Sonstige schädliche Wirkung, etwa aufs Zentralnervensystem, tritt vor allem bei gestörter Nierenfunktion in Kraft, also etwa bei Dialysepatienten. Der immer wieder behauptete Zusammenhang mit Alzheimer ist fraglich. Es könnte auch sein, dass die erhöhten Aluminiumwerte im Hirn von Alzheimerpatienten eine Folge, nicht ein Auslöser der Krankheit sind.

4. Wie sollte man mit Aluminium nun also umgehen?

Während das Leichtmetall in gewissen Mengen als unbedenklich gilt, wird der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegte Grenzwert dafür von Teilen der Bevölkerung schon durch die Nahrungsaufnahme überschritten. Wie kann man darauf achten, dass möglichst wenig Aluminium aus Gefäßen oder aus Alufolie in Lösung geht? Indem man allzu saures oder basisches Milieu vermeidet: Die Löslichkeit von Aluminium nimmt unter einem pH-Wert von 4,5 und über einem pH-Wert von 8,5 stark zu. Also sollte man keine besonders säurehaltigen Lebensmittel in Alu-Gefäßen aufbewahren. Bei Trinkgefäßen sollte die Beschichtung nicht beschädigt sein. Aluminiumhaltige Kosmetika sollten nicht auf beschädigte Haut – ein Deo also nicht nach der Rasur – aufgetragen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2015)

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