Lungenembolie: Jährlich 500.000 Tote in der EU

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Die akute Lungenembolie ist in Europa die häufigste unerkannte Krankheit, die binnen kurzer Zeit fatal enden kann.

Lungenembolien fordern in der EU jährlich rund 500.000 Menschenleben. Diese akute Erkrankung wird in ihrer Bedeutung unterschätzt, hieß es jetzt aus Anlass der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) in Graz. "Die akute Lungenembolie ist die häufigste unerkannte Krankheit, die binnen kurzer Zeit fatal enden kann. Die Gefährdung nimmt mit dem Alter zu. Quantitativ sieht man bei älteren Verstorbenen, die seziert werden, relativ oft auch eine Lungenembolie, die zu Lebzeiten nicht festgestellt wurde", sagte Horst Olschewski, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie an den Grazer Universitätskliniken.

Die Ursache ist die Bildung eines Thrombus, also ein Blutgerinnsels, - zumeist in einer Beinvene. Die größte Gefahr besteht darin, dass das Gerinnsel oder ein Teil davon mit dem Blutstrom über die rechte Herzkammer in die Lungenarterie kommt und dort das Lungengefäß verschließt. Das dahinter liegende Lungenareal fällt aus. Außerdem kann durch den Gefäßverschluss der Widerstand in der Lunge steigen, was schließlich zum Ausfall der Funktion der rechten Herzhälfte führt.

Männer sind häufiger betroffen als Frauen

Die Risiken sind ungleich verteilt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen, Menschen mit einer genetischen Prädisposition ebenfalls. Bestimmte Grunderkrankungen, wie zum Beispiel Krebs, stellen ebenfalls ein Risiko für das Entstehen einer venösen Thromboembolie dar. Davon zu unterscheiden sind thromboembolische Ereignisse durch eine Aktivierung der Blutgerinnung nach einer Verletzungen oder Operationen. Ein Problem liegt darin, dass die Symptome einer Lungenembolie oft unspezifisch sind: Atemnot, Brustschmerz, ein geschwollenes Bein etc. Die Diagnose wird vor allem über eine CT-Untersuchung der Lungenarterien gestellt. Auch ein Labortest (D-Dimer-Test) kann helfen.

Waren bis vor einigen Jahren zu injizierendes niedermolekulares Heparin bzw. Abwandlungen davon (Heparinoide) und sogenannte Vitamin K-Antagonisten (z.B. Marcoumar zur oralen Einnahme) jene Medikamente, die zur Behandlung und dann zur Vermeidung eines Wiederauftreten der Erkrankung eingesetzt wurden, so hat sich dieses Bild deutlich gewandelt. Olschewski: "In den vergangenen Jahren wurden neue direkte oral einzunehmende Blutgerinnungshemmer zugelassen. Es gibt bereits mehrere davon."

Rezidivrate ist hoch

Es handelt sich dabei um Wirkstoffe, die entweder den Blutgerinnungsfaktor IIa oder den Blutgerinnungsfaktor Xa hemmen. Der Grazer Experte: "Die Wirkung setzt schnell ein." Der Vorteil dieser Substanzen (unter ihnen die Wirkstoffe Rivaroxaban, Dabigatran, Apixaban und Edoxaban) liegt in einer relativ einfachen Dosierbarkeit und einem besseren Nebenwirkungsprofil.

Ist es schon einmal zu einer venösen Thromboembolie (VTE), speziell zu einer Pulmonalembolie, gekommen, bleibt ein erhöhtes Risiko bestehen. "Die Rezidivrate beträgt etwa sieben Prozent pro Jahr", sagte Olschewski. Es wäre günstig, eine eventuell längere Rezidivprophylaxe auf jene Personen zu konzentrieren, welche das größte Risiko für weitere Embolien haben. Auch hier könnte der D-Dimer-Labortest helfen.

Olschewski sagte dazu: "Wenn der VTE kein plausibler Auslöser zugrunde lag, dürfte eine längere medikamentöse Rezidivprophylaxe besser als eine kürzere sein. Wenn man sich über den Auslöser unsicher ist, kann es Sinn machen, das D-Dimer zu Hilfe zu nehmen. Wenn man sieht, dass der D-Dimer-Wert nach sechs Monaten Antikoagulation (Gerinnungshemmung; Anm.) normal ist, kann man die Behandlung für vier Wochen pausieren und dann noch einmal untersuchen." Ist der D-Dimer-Wert im Blut dann wieder positiv, liegt ein erhöhtes Risiko für eine neuerliche Thromboembolie vor und man sollte lieber wieder die Antikoagulation fortsetzen. Ist auch der zweite Test negativ, kann man auf die Gerinnungshemmung verzichten.

(APA)

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