Laufen ohne Schmerzen

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EZB zur blauen Stunde(c) APA/dpa (Christoph Schmidt)
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Falsches Laufen oder eine schlechte Position auf dem Fahrradsattel können schmerzhafte Folgen haben. Eine Sportanalyse kann hier korrigieren.

Wer falsch radelt, läuft oder geht, kann Probleme bekommen. Bei Männern kann eine schlechte Sattelposition auf dem Fahrrad zu einem Taubheitsgefühl im Genitalbereich führen. Frauen wie Männer, die falsch laufen, können dies mit Knieschmerzen büßen. Auch der ungelenke Einsatz von Nordic-Walking-Stöcken kann schmerzhafte Verspannungen nach sich ziehen. Wer derlei Probleme in den Griff bekommen möchte, kann sich einer Rad-, Lauf- oder Nordic-Walking-Analyse unterziehen. „Man kann sie aber auch machen, wenn man sportlich besser oder schneller werden will“, sagt Sportwissenschaftler Andreas Kranzl. Er ist Leiter des Labors für Gang- und Bewegungsanalyse am Orthopädischen Spital Speising, das zu den modernsten klinisch tätigen Bewegungsanalyselabors Österreichs zählt. Sportwissenschaftler arbeiten hier eng mit Ärzten, Orthopädietechnikern und -schuhmachern zusammen.

Muskuläre Schwäche?

Egal, ob es Schmerzen oder Verbesserungswünsche sind, die Menschen ins Bewegungslabor bringen, am Anfang stehen immer die Erhebung des Muskelstatus mit einem Muskelfunktionstest, ein Krafttest und ein Gleichgewichtstest. „Ich schaue mir also bei jedem meiner Kunden an, ob Muskelverkürzungen oder muskuläre Schwächen vorhanden sind und wie es um die Balancefähigkeit steht.“

Sollte jemand etwa wegen Schmerzen – beispielsweise Knieschmerzen nach dem Laufen – kommen, drängt Kranzl auf eine medizinische Abklärung. „Wenn etwa eine Knie-Arthrose vorhanden ist, kann eine Laufanalyse nicht wirklich helfen.“ Zumindest nicht ursächlich, Tipps und Ratschläge, wie man mit einer solchen Abnützungserscheinung am besten läuft, gibt es sehr wohl. Anders liegt der Fall freilich, wenn falsche Schuhe schuld an Problemen und Schmerzen sind. „Klar ist bei uns auch eine Laufschuhanalyse möglich.“

Im Fall einer Laufanalyse geht es dann – einmal mit, einmal ohne Schuhe – auf das Laufband. Hier wird gelaufen, vermessen, mit fünf Kameras gleichzeitig ein Videofilm aufgenommen. Computer erzeugen eine dreidimensionale Rekonstruktion der Bewegung, die ausgewertet und analysiert wird. „Wir erfassen, wie der Sportler die Füße, die Knie, die Hüfte, den Oberkörper, die Arme bewegt und sehen, ob sich falsche Bewegungsmuster eingeschlichen haben oder es Fehlstellungen gibt.“

Nach der Untersuchung wird das Ganze besprochen, und es werden persönliche Tipps zur Verbesserung des Laufstils gegeben. „Dabei werden individuelle körperliche Voraussetzungen berücksichtigt. Wer sich an die Ratschläge hält, kann später Überlastungsbeschwerden und Fehltritte weitgehend verhindern, die richtige Technik schont Gelenke und Bänder“, sagt Kranzl. Hilfreich ist dabei eine multimediale CD-Rom mit Videos vom eigenen Lauf, Momentaufnahmen, Erklärungen, Übungen und Tipps.

Die Fahrradanalyse.

Tipps zur richtigen Position der Lenkstange gibt es unter anderem bei der Fahrradanalyse. Da sollte man das eigene Rad jedenfalls mitnehmen. „Denn wir beurteilen auch die Radgeometrie, also ob der Rahmen des Rades zur Körpergröße passt, ob Pedale, Lenker und Sattel in idealer Position sind.“ Ist dies nicht der Fall, kann dies einerseits schmerzhaft werden, andrerseits Schnelligkeit und Technik negativ beeinflussen. Eine schiefe Sitzposition zum Beispiel kann Probleme im Lendenwirbelsäulenbereich und Druckbeschwerden an den Fußsohlen verursachen. Kranzl bringt ein weiteres Beispiel: „Wenn das Knie bei der Abwärtsbewegung nach innen geht, bedeutet das eine schlechtere Kraftübertragung und somit auch Leistungsverlust. Das kann aber auch Probleme und Schmerzen im Knie-, Sprung- und Hüftgelenk zur Folge haben.“ Wer nur lang genug falsch radelt, muss à la longue mit einer verstärkten Gelenksabnützung rechnen.

Selbst beim Nordic Walking kann man sich ein Überlastungssyndrom holen. Wird beispielsweise der Stockeinsatz zu steil ausgeführt, können die Handgelenke wegen Überlastung mit Schmerzen reagieren. Außerdem kann falscher Stockeinsatz die vielen positiven Effekte des Nordic Walking zunichtemachen. „Bei uns übt man freilich nicht das richtige Walken selbst, aber Tipps zum richtigen Stockeinsatz gibt es sehr wohl“, erläutert Kranzl.

Wer den Stock richtig einsetzt, kann mit Nordic Walking letztlich auch seine Oberkörpermuskulatur auf Vordermann bringen.

sportarten

Sport generell kann Glücksgefühle vermitteln. Das lässt sich teilweise auf biochemische Vorgänge zurückführen: Bei einer Dauerbelastung werden Endorphine abgesondert, die die Schmerzschwelle und das seelische Befinden positiv beeinflussen.

Laufen ist der beliebteste Sport der Österreicher. Bei einer Stunde Waldlauf verbraucht ein 75 Kilogramm schwerer Mensch im Schnitt nur 500 Kalorien. Die gute Nachricht dazu: Nach einem 70-minütigen Dauerlauf funktioniert die Fettverbrennung noch 15 Stunden lang.

Viele Fehler werden beim Laufen gemacht – Überlastung von Gelenken und Schmerzen sind die Folgen. Eine Sportanalyse zeigt die Fehler auf. Laufanalysen wegen Schmerzen beim oder nach dem Joggen sind denn auch die häufigsten Sportanalysen am Orthopädischen Spital Speising. An zweiter Stelle stehen Radfahr-Analysen; die machen Sportler aber vorwiegend mit dem Ziel der Leistungsverbesserung.

Eine Bewegungsanalyse dauert im Schnitt 1,5 Stunden, die Golfabschlag-Analyse allerdings drei Stunden. Kostenpunkt zwischen 125 und 350 €.

Infos:www.sportanalysen.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2015)

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