Streichen, kneten & klopfen gegen Schmerzen

Die Massage hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Sie kann medizinische Wirkung haben.

Zum Leidwesen vieler Patienten, sieht die neue Kur deutlich weniger Massagen vor (siehe links). Dabei sind Streichen, Kneten, Klopfen, Dehnen, Reiben nicht nur reines Wohlfühl-Element. „Eine wichtige Indikation für die klassische Massage sind Schmerzen im Bewegungsapparat. Hier stellen Massagen einen bedeutenden Beitrag zur Linderung dar“, sagt Herbert Melchart, ärztlicher Leiter des Kurmittelhauses in Bad Tatzmannsdorf.

Weil aber eine Massage auch die Durchblutung fördert, soll etwa bei einer entzündlichen Schwellung nicht Hand angelegt werden – das würde den Zustand nur verschlechtern. Generell werden entzündliche Vorgänge durch eine Massage angeheizt.

„Gut hingegen ist ein Massage bei muskulärer Dysbalance. Zudem kurbelt sie die Selbstheilungskräfte an“, fügt Sepp Fegerl hinzu. Was der ärztliche Leiter im Gesundheitszentrum für Regeneration und Prävention Vollererhof in Puch bei Salzburg seinen Patienten stets empfiehlt: „Für die volle Wirkung sollte man nach der Massage eine gute halbe Stunde nachliegen.“ Sind Lomi-Lomi, Hot Stone, Nuad oder andere exotische Massagen denn empfehlenswert? Sie seien nicht schädlich, gehörten aber in die Kategorie Wellness und nicht in den Bereich Medizin, meinen die Mediziner.

Frauenheilmassage. „Eine medizinische Therapie ist die Frauenheilmassage“, sagt Orthopäde Johannes Kirchheimer. An seinem Haus – Kirchheimer ist Primar der Sonderkrankenanstalt für medizinische Rehabilitation Thermenhof in Warmbad-Villach – hat man sie vor etwa zwei Jahren eingeführt. „Sie wird vor allem nach Operationen im Bauchbereich verabreicht und dient der Narbenentstörung. Wir haben sehr guten Erfolg damit.“

Erfolgreich lassen sich Massagen auch in der Stressbekämpfung einsetzen. Das ist nicht nur Medizin für genervte Manager, sondern auch für Menschen mit psychosomatischen und psychischen Problemen. Kirchheimer: „Die kann und soll man nicht einfach nur beüben, bis sie schwitzen, das ist kontraproduktiv.“

Sind Massagen bei einer Krebserkrankung kontraindiziert? Manche Mediziner haben Vorbehalte. Man hört immer wieder, dass dabei Krebszellen verschleppt werden könnten. Doch eine wirklich schlüssige Antwort hat die Medizin nicht.

Hände weg also von der Massage in solchen Fällen? „Am besten, man spricht mit seinem behandelnden Arzt darüber, ein generelles Massageverbot gibt es für Krebskranke jedenfalls nicht“, betont Melchart. Bei Krampfadern sollten Beinmassagen gemieden werden, aktuelle Thrombosen sind ein absolutes No-go. Aber sonst dürfen Massagen von Gesunden vorbehaltlos genossen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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