"Wir zelebrieren das Leben": Blüten, Wiesen, VIP-Zonen

"Wir zelebrieren das Leben": Blüten, Wiesen, VIP-ZonenAPA (HANS PUNZ)
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Mit aufreizenden Kostümen, internationalen Stargästen und einer alles überstrahlenden Conchita Wurst ging am Samstag der 22. Life Ball über die Bühne.

Ein Ball, bei dem alle gleich sind. Ob jung oder alt, arm oder reich, hetero- oder homosexuell – niemand soll bevorzugt oder benachteiligt werden. Mit diesem Traum rief Gery Keszler laut eigener Aussage vor 22 Jahren den Life Ball ins Leben. Und daran halte er bis heute fest. Worte, die angesichts der Tatsache, dass es europaweit wohl kaum eine vergleichbare Veranstaltung mit strenger abgeschirmten VIP- und Backstagebereichen gibt, fast zynisch klingen. Aber es sei ihm verziehen. Man kann eben nicht alles haben – Weltstars einzuladen, die Millionen Euro für die Aids-Hilfe lukrieren, und gleichzeitig ein Fest mit egalitären Gästen zu feiern, ist einfach unmöglich.

So war auch diesmal wieder die Dichte an Prominenten enorm. Neben Stammgast Bill Clinton statteten dem bunten Charity-Event – die Ballbesucher verwandelten den Rathausplatz passend zum Motto „Garten der Lüste“ in ein Blütenmeer – unter anderem die Sänger Ricky Martin und Courtney Love sowie die Schauspieler Marcia Cross und Billy Zane einen Besuch ab. Für den unumstrittenen Höhepunkt des Abends sorgte Songcontest-Gewinnerin Conchita Wurst, die das Eröffnungsprogramm kurz nach 23 Uhr mit ihrem Siegerlied „Rise like a Phoenix“ beendete. Bereits bei ihrem Gang über den roten Teppich stahl sie den Weltstars die Show – vor allem jugendliche Zaungäste brachen in beinahe hysterische „Conchita, Conchita“-Chöre aus.

„Gery Keszler, wir sind sehr stolz auf dich“, sagte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bei der Eröffnung. „Aber ich möchte auch Conchita Wurst danken. Die Botschaft, die vom Songcontest in diese Welt gegangen ist, ist die Zukunft, die wir uns vorstellen.“

Wenn er auf die vergangenen Wochen zurückblicke, „dann ist das Wort Toleranz sehr strapaziert worden“, meinte Keszler auch mit Blick auf die Diskussion rund um das Life-Ball-Plakat mit dem Transgender-Model Carmen Carrera.

Elmayers blütenweißes Meer

Der zentrale Teil des Auftakts war der Einzug der 200 Debütanten in blütenweißen Kostümen. Deren Auftritt wurde bereits zum sechsten Mal von Thomas Schäfer-Elmayer und Dominik Truschner konzipiert. Mit Farbbomben, wie sie beim indischen Holi-Frühlingsfest verwendet werden, wurde das zunächst blütenweiße Meer in ein buntes Blumenfeld verwandelt. Sichtlich begeistert davon zeigte sich Ricky Martin, der seinen Fußball-WM-Song „Vida“ sang. „Die Schönheit ist überwältigend. Wir zelebrieren heute das Leben, ich bin wirklich geehrt, hier zu sein.“ Begleitet wurden die Debütanten von einer von André Heller entworfenen Drachenfigur.

Überwältigt vom Abend zeigte sich auch Alie Eleveld, die mit ihrem Projekt „Safe Water and Aids Project“ den mit 100.000 Euro dotierten „Crystal of Hope“-Award überreicht bekam. „Heute fühle ich mich wie in einem Traum. Ich gehe über einen roten Teppich, treffe tolle Menschen und bekomme einen Preis überreicht“, sagte Eleveld, nachdem sie von den Schauspielern Marcia Cross – gekleidet in einem bodenlangen Blütenkleid – und Billy Zane den Preis bekam.

Das Finale der von den Schauspielern Manuel Rubey und Thomas Stipsits moderierten Show bildete die von Vogue-Italia-Chefin Franca Sozzani gestaltete Modeschau, die zum ersten Mal ausschließlich Männermode präsentierte. Die Models wurden nur vereinzelt von Frauen flankiert. Die interessantesten Laufsteg-Paare des Abends bildeten Ben Becker in einem überdimensionalen roten Mantel, begleitet von Carmen Carrera, sowie Courtney Love und Vivienne Westwoods Ehemann Andreas Kronthaler.

Auch die Kostüme der Ballgäste waren wieder einmal spektakulär. Bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags feierten exotische Blumen, saftige Wiesen, aufreizende Spinnen, Seepferdchen mit langen Silberrüsseln, Badenixen, Männer in engen Badehosen und Männer ohne Hosen. Begeistert von der Vielfalt der Kostüme zeigte sich Bill Clinton, der gestand: „Ich fühle mich so underdressed.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2014)

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