Jeremy Renner: "Sicherheit lässt mich schaudern"

Jeremy Renner Sicherheit laesst
Jeremy Renner Sicherheit laesst(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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In Hollywood ist er ein Spätzünder, dafür hat er bereits zwei Oscar-Nominierungen. Für die Premiere von "Das Bourne Vermächtnis" war Jeremy Renner diese Woche in Wien. Ein "Presse"-Interview.

Noch ist er nicht ganz so bekannt wie Matt Damon, wenngleich er für „The Hurt Locker“ und „The Town“ schon zweimal für den Oscar nominiert wurde. Doch mit der neu geschaffenen Hauptrolle in der „Bourne“-Serie ist Jeremy Renner (41) endgültig im Blockbuster-Business angekommen. Diese Woche stellte er sich in Wien seinem Publikum vor.

Sind Sie froh, dass Sie erst in recht erwachsenem Alter berühmt geworden sind?

Jeremy Renner: Absolut. Das ist etwas, über das man null Kontrolle hat. Und ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich frage mich oft, wie meine Karriere jetzt wohl aussehen würde, wenn mein erster Film, „Die Chaos-Clique auf Klassenfahrt“, so losgegangen wäre wie etwa „Hangover“. Ich hätte nicht die Chance gehabt zu scheitern und zu wachsen. Ich bin nicht sicher, wie ich mit dem Erfolg umgehen würde, wenn ich 22 oder 23 wäre. Es ist wohl ein Glück, dass ich erst später ins Bewusstsein gerückt bin.

Als Sie für das „Bourne Vermächtnis“ unterschrieben, hatten Sie Angst, dass es Ihr Leben verändern würde? Hat es?

Sicher. Ich wäre dumm gewesen, das nicht vorher zu bedenken. Vor allem, weil es auch das Leben jener betrifft, die mir nahestehen. Die einfachen Dinge, die wir alle tun, wie am Abend essen zu gehen – die sind jetzt ein bisschen anders. Wir haben damals ein paar Stunden Pause eingelegt und darüber gesprochen. Ich wollte einfach besonnen vorgehen. Sie haben mir erklärt, ich sei ein Idiot. „Geh zum Kino, du Trottel“, hat meine Mutter gesagt.

Lesen Sie Artikel über sich?

Nein. Manchmal schickt mit jemand Dinge, und meint, das müsse ich lesen. Aber ich tu's nicht.

Nicht einmal Ihren Wikipedia-Eintrag?

Nein. Das bekomme ich dann nur über andere Menschen mit. „Wo habt ihr das denn her?“, frage ich dann.

Sie sollen mit Haien geschwommen sein. Stimmt das denn?

Ja. Ich hatte Angst vor Haien. Also habe ich mir gedacht, hol dir einen Tauchschein und geh mit Haien schwimmen. Das wäre doch ein guter Weg, um darüber hinwegzukommen. Angst habe ich immer noch. Aber es gibt Dinge, die man aktiv tun kann, um weniger Angst zu haben. Ich möchte nicht zurückschauen und mich fragen, warum ich dieses und jenes nicht gemacht habe. In der begrenzten Zeit, die ich auf diesem Planeten habe, möchte ich so beweglich wie möglich sein.

Gehen Sie alle Probleme so an?

Ich bin recht gut darin geworden, Probleme zu überwinden. Jeder hat Probleme, egal wie erfolgreich, reich oder arm er ist. Wie erfolgreich man im Leben wirklich ist, hängt davon ab, wie man diese Hindernisse überwindet. Wobei Erfolg für mich heißt, glücklich zu sein.

War es ein Kindheitstraum, Helden oder Geheimagenten zu spielen?

Ich glaube schon. Es gab immer Genres, die mich angezogen haben. Ich wollte immer in einem Western spielen oder in einem Agentenfilm. Im College habe ich versucht, Kriminalbeamter zu werden. Aber mir wurde klar, dass das viel zu viel Arbeit wäre, also habe ich einfach einen im Fernsehen gespielt. Aber ich bin für vieles offen.

War es wichtig, die Stunts selbst zu machen?

Sehr. Die „Bourne“-Filme basieren auf Authentizität, auch bei den Stunts und bei den Kämpfen. Es hat viel Spaß gemacht.

Wie war es mit den Wölfen?

Da ist eine ganze Stadt von Leuten, die dich beschützen. Die wollen nicht, dass du dich verletzt. Ich auch nicht, das wär schlecht für den Film. Einen großen Wolf vor sich zu haben ist ein interessantes Gefühl, das kann ich sagen. Aber man hat eine Tasche voller Huhn. Sie sind sonderbare, nervöse Charaktere, diese Wölfe. Diese waren natürlich trainiert. Nicht so trainiert, dass sie Tricks für dich machen würden, nur so, dass sie dich nicht fressen.

Fühlen Sie sich inzwischen sicher mit dem, was Sie erreicht haben?

Oh nein, nein. Sicherheit ist ein schreckliches Wort. Das bringt mich zum Schaudern. Ich hoffe, ich fühle mich nie sicher. Es erinnert mich an Selbstgefälligkeit, die bringt jeden großartigen Schauspieler um. Ich hoffe, ich werde mich nie sicher fühlen. Sollte ich mich sicher fühlen, werde ich lieber wieder Häuser bauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2012)

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