Das Leben nach SheSays: Eine Frontfrau erfindet sich neu

Neustart. Gudrun Liemberger, einst Sängerin der heimischen Popüberflieger SheSays, präsentiert sich nun als GuGabriel – und als Botschafterin für Opel. von Samir H. Köck

Lange hatte man nichts von ihr gehört, aber heuer im Sommer war ihre markante Stimme wieder allgegenwärtig. Aus sämtlichen Radios des Landes tönte „Salvation“, ein verspielt arrangiertes Lied von entschieden energischer und femininer Anmutung, wie man sie von der britischen Erfolgsband Florence & The Machine kennt. Komponiert wurde diese melodiöse Selbstbeschwörung von der Sängerin selbst, von Gudrun Liemberger, die schon als Frontfrau von SheSays die Chartsspitze erobern konnte. Die Band gibt es seit 2009 nicht mehr. Liemberger verschwand, um als GuGabriel wieder aufzutauchen.

Was ist seither passiert? „,Salvation‘ war ein Befreiungsschlag für mich. Ich bin ein Stirb- und Werdetyp, ich transformiere mich oft fundamental“, erklärt sie lächelnd und schwärmt vom großen Potenzial von Gerüchen und Schwingungen. Dass sie ansatzlos vom Mystischen zum Praktischen wechseln kann, hat wohl seine Wurzeln darin, dass sie in Weitra, einer verwunschenen Ecke im Waldviertel, aufgewachsen ist. Ihre Großmutter war Handwerkerin, fertigte mit großem Erfolg Strohpuppen an. Gudrun sollte den Betrieb übernehmen, ging stattdessen aber in die große Stadt, um sich darüber klar zu werden, ob denn die Musik tatsächlich ihr Lebensweg wäre. Gesungen hat sie schließlich von klein auf. „Mit vierzehn Jahren hab ich meine eigenen Lieder komponiert, ohne wirkliche Vorbilder im Pop gehabt zu haben.“ Sie hörte Nena und Reinhard Mey, aber auch viel Kirchen- und Volksmusik. Eine Musicalausbildung in Wien bricht sie ab, obwohl sie „der Herr Professor Kutschera sehr unterstützt“ hat. Sie probierte sich in Jazz- und in Popbands, vazierte erfolgreich mit einer irischen Kombo durch die Lande und macht eine Schauspielausbildung.

Es ist diese Zerissenheit, die sie letztlich zu eigenen Schöpfungen führt. Liemberger plante, mit einem Demoband mit fünfzig Eigenkompositionen nach London zu gehen, um dort ihr Glück zu versuchen. Stattdessen lernte sie die junge Schlagzeugerin Cathi Priemer kennen. Rasch entstand die Popband SheSays. Lieder gab es zuhauf. SheSays nahmen an einem Bandwettbewerb namens Ö3-Soundcheck teil. Prompt gewann man. „Auf die Idee, zu einer Plattenfirma zu kommen, sind wir gar nicht nicht gekommen. Wir haben unser erstes Album einfach mit Hilfe von Produzent Harmut Pfannmüller in Eigenregie in Frankfurt aufgenommen.“ Die auf den fahrenden Zug aufspringende Plattenfirma EMI speiste das fertige Produkt in ihre Kommunikationskanäle ein und flugs war es auf Platz 1 der österreichischen Charts. Nach einer zweiten, weniger erfolgreichen Liedersammlung kamen künstlerische und menschliche Differenzen auf.

SheSays trennte sich so formlos, wie man sich gefunden hatte. Nachdem Liemberger schlechte Erfahrungen mit Managern gemacht hatte, beschloss sie, es fortan ohne zu versuchen. „Einen guten Booker könnte ich schon gebrauchen“ sagt sie, die nun ein neues Vermarktungsmodell versucht.

Ihre Verbindung mit Josef Ulrich wurde zwar nicht im Himmel, aber auch nicht bloß auf dem Marktplatz geschlossen. Ulrich, der in klassischem Pariser Existenzialistenhabit agierende Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von General Motors Österreich, hat GuGabriel als Markenbotschafterin für Opel installiert. „Gudrun tritt bei einigen Opelhändlerveranstaltungen auf, in ihre Kunst mischen wir uns nicht ein. Wir sind überzeugt von ihren Liedern. Im Übrigen macht VW das auch schon länger mit Christl Stürmer.“ Stolz präsentierte man nun den zweiten Song unter der Patronanz des Automobilisten, die Powerballade „Adam & Eve“. Dass eines der beiden neuen Opelmodelle im nächsten Jahr „Adam“ heißen wird, trifft sich da ganz gut. GuGabriel beharrt trotzdem darauf, dass es eine Ode an die Liebe ist. „Das Paradies muss man sich hier auf Erden schaffen. Die männliche Energie gehört für mich da total dazu.“ Wie gut, dass diese sich auch ausgezeichnet über den Gasfuß definieren kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2012)

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