Startänzer gesteht Säureattacke auf Bolschoi-Ballettchef

Solotaenzer gesteht Saeureattacke BolschoiBallettchef
Solotaenzer gesteht Saeureattacke BolschoiBallettchef(c) Reuters (Anton Tarasov)
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Solotänzer Pavel Dmitritschenko hat die Attacke in Auftrag gegeben. Bei dem Attentat wurde Ballettchef Sergej Filin an Augen und Kopf schwer verätzt.

Der prominenter Solotänzer des Moskauer Bolschoi Theaters, Pavel Dmitritschenko, hat nach offiziellen Angaben gestanden, die Säureattacke auf Ballettchef Sergej Filin in Auftrag gegeben zu haben. Auch der mutmaßliche Angreifer und ein Helfer hätten ihre Schuld eingeräumt, teilte die Moskauer Polizei am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge mit. Die Männer waren am Vortag festgenommen worden.

Bei dem Anschlag am 17. Jänner wurde Filin an Augen und Kopf verätzt. Dmitritschenko habe aus "persönlicher Feindschaft" gehandelt, teilte die Polizei mit. Nähere Angaben machten die Behörden zunächst nicht. Russische Medien nannten als Motiv, dass der mächtige Filin Dmitritschenkos Lebensgefährtin Angelina Woronzowa deren Traumrolle in "Schwanensee" verwehrt habe.

"Ich habe dieses Verbrechen angeordnet", sagte Pawel Dmitritschenko in einem aufgezeichneten Polizeigeständnis, das am Mittwoch im russischen Fernsehen gezeigt wurde. "Es hätte aber nicht so enden sollen." Medienberichten zufolge droht den dreien im Falle einer Verurteilung bis zu zwölf Jahre Haft.

Die Polizei bezeichnete Dmitritschenko als "mutmaßlichen Auftraggeber" und den 35-jährigen Juri Saruzki als "Angreifer". Der Chauffeur Andrej Lipatow habe Saruzki zum Tatort gefahren. Dem Innenministerium zufolge wurde Saruzki in Twer, rund 160 Kilometer von der Hauptstadt Moskau entfernt, aufgegriffen. Es soll sich demnach um einen früheren Häftling handeln.

Dmitrischenko ist seit 2002 am Bolschoi-Theater als Solotänzer, er gehört nicht zu den acht sogenannten Ersten Tänzern, die noch eine Stufe darüber stehen. Zu sehen war er unter anderem als Iwan der Schreckliche und Spartakus. Am 16. März hätte er in "Dornröschen" tanzen sollen.

Größte Balletttruppe der Welt

Die Bolschoi-Balletttruppe ist mit etwa 220 Tänzern die größte der Welt. Sie gilt als Wiege klassischer russischer Ballettkunst mit makellosem Spitzentanz, streng synchronen Bewegungen und einzigartiger Körperbeherrschung. Der hausinterne Konkurrenzkampf am Bolschoi ist extrem hart.

Sergeij Filin vor und nach der Attacke
Sergeij Filin vor und nach der AttackeREUTERS/Alexander Natruskin/Vselovod Kutznestov/Files

Der 32-jährige Dmitritschenko wurde offenbar dank einer Überprüfung von Telefonverbindungen am Tattag gefasst. Das berichtete das Internetportal lifenews.ru. Filin hatte selbst angegeben, immer wieder Drohanrufe bekommen zu haben.

Nach der Tat hatte die Polizei nach eigenen Angaben schwerpunktmäßig im Theater ermittelt. Auch die Direktion geht von einem Zusammenhang mit der einflussreichen beruflichen Tätigkeit Filins aus. So entscheidet der Ballettchef etwa über die Besetzung der begehrten Solistenrollen.

Die Theaterleitung hatte eingeräumt, dass es immer wieder zu Konflikten komme, weil die um Traumpartien kämpfenden Tänzer mitunter enttäuscht seien.

Ballettchef wird nicht erblinden

Der Ballettchef wird derzeit im deutschen Aachen behandelt. Auf seinem linken Auge könne er nach mehreren Operationen wieder einigermaßen gut sehen, berichtete die Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta". Filin werde aller Voraussicht nach nicht dauerhaft erblinden. Das Bolschoi Theater rechnet damit, dass er im Sommer seine Arbeit wieder aufnehmen kann.

(APA/dpa/AFP)

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