Gerard Butler: "Leute in L.A. sind manikürter"

Gerard Butler
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In "Olympus Has Fallen" kämpft Gerard Butler wörtlich um das Weiße Haus – und um das Schicksal der USA. Ein Interview über Patriotismus, und das seltsame Verhältnis der Amerikaner zum Fußball.

Wie viel Patriotismus ist angemessen für eine Nation wie die USA?

Gerard Butler: Das ist schwer zu sagen. Ein Typ wie ich ist keine Autorität für Fragen dieser Art.

Aber Ihr neuer Film hat eine sehr patriotische Botschaft, und Sie haben ihn mitproduziert.

Gut, aber wir sollten das etwas eingrenzen. Meinen Sie mit Patriotismus, dass jemand stolz darauf ist, Amerikaner zu sein? Es ist eine wirklich schwierige Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt.

Dann lassen Sie uns konkreter werden: Sie stammen aus Schottland, wie patriotisch sind Sie denn selbst?

Ich glaube, dass ich ein ziemlich patriotischer Mensch bin. Ich liebe mein Land. Und ich bin sehr stolz auf meine Herkunft und auf das, was wir als Volk erreicht haben. Gerade wenn man bedenkt, welche Einschränkungen wir ertragen mussten. Aber ich sehe natürlich auch die Seiten, die nicht so toll an uns Schotten sind. Trotzdem möchte ich keinem anderen als diesem großartigen Volk angehören. Ich bin Schotte durch und durch. Aber nun lebe ich in den USA, auch diese Nation hat mir viel gegeben. Ich mag, wofür dieses Volk steht.

Was ist typisch schottisch an Ihnen, beziehungsweise was unterscheidet Sie von den Menschen in Hollywood?

Ich finde es bizarr, über meinen Charakter zu sprechen. Eigentlich müssten Sie die Leute fragen, die mit mir zu tun haben. Ich sage es mal so: Als Schotte bin ich ungezähmter als der typische Mann, den man normalerweise in Los Angeles trifft. Wir haben einfach eine wildere, gefährlichere Energie...(lacht) Außerdem sind wir selbstironisch und leidenschaftlich. Wir Schotten sind ein Volk mit ziemlich vielen Facetten. Ich bin ganz anders als zum Beispiel die meisten Leute in Los Angeles, die sind irgendwie manikürter, parfümierter, stromlinienförmiger. Lassen Sie es mich so sagen: Ich bin eher der Typ, über dessen Bemerkungen bei einer Dinnereinladung alle die Stirn runzeln. Denn ich sage immer direkt, was ich denke, und wahrscheinlich bin ich nicht nur laut und lustig, sondern auch ein bisschen vulgär... (lacht)

Und das zeichnet die Schotten aus?

Ich habe aber auch eine andere, dunklere Seite. Das hat mit dem „keltischen Nebel“ zu tun, den wir Schotten in unserer Seele tragen. Das hängt mit dem Wetter zusammen und den vielen dunklen und stürmischen Tagen vor allem im Winter. Das lässt besonders die Männer trübsinnig werden. Diese Stimmung ist ein Teil von mir, und ich habe sie immer wieder in meine Charaktere einfließen lassen, zum Beispiel beim „Phantom der Oper“. Es fällt mir wirklich schwer, so eine Selbstanalyse abzuliefern. Ich kann nur so viel sagen: Ich bin ein Mann der Gegensätze. Lustig und verrückt, anderseits bin ich das genaue Gegenteil, nämlich schüchtern und ohne inneren Halt.

Was ist Ihnen denn an der amerikanischen Kultur fremd geblieben?

Bis heute habe ich das Verhältnis der Amerikaner zum Fußball nicht so ganz verstanden. Das Verrückte ist: Sie mögen die Sportart schon, sie ist zwar nicht so populär wie ihre eigenen, aber sie spielen doch viel Fußball, gerade Kinder. Aber in kommerzieller Hinsicht hat er es nicht geschafft. Es ist ein Rätsel für mich, warum sich so wenige Amerikaner Fußball im Fernsehen ansehen. Es lebt sich angenehm in den USA, das Land ist auch eine Art Heimat geworden. Aber meine emotionale Heimat wird immer Schottland bleiben.

Es fällt ein bisschen schwer, sich Sie als kühl rechnenden Filmproduzenten vorzustellen, der Kosten einspart?

Ich erinnere mich noch genau an „Law Abiding Citizen“, den ersten Film, den ich mitproduziert habe. Wir hatten eine Besprechung, in der es darum ging, die Kosten für das Projekt zu senken. Einer der Produzenten sagte zu mir: „Nun wollen wir mal sehen, ob ein wirklicher Produzent in dir steckt.“ Sie dachten, ich sei gegen eine Reduzierung der Ausgaben. Doch schon meine ersten drei Vorschläge sparten uns 75.000 Dollar. Ich fand drei statt zehn Explosionen im Film vollkommen ausreichend.

Sie sind also ein Geschäftsmann?

Das bin ich. Ich habe gelernt, dass man viele Probleme auf sehr einfache Art lösen kann. Statt aufwendiger, endloser Actionszenen ist manchmal das gute alte Messer im Schädel viel wirkungsvoller. Und einen Charakter mit Humor auszustatten sagt manchmal mehr über ihn aus als protzige Kampfszenen.

Steckbrief

1969 wurde Gerard Butler in Glasgow geboren. Er studierte Jus und begann die Ausbildung in einer Anwaltskanzlei, verlor den Job aber. In einem Londoner Café wurde er fürs Theater entdeckt.

2000 wurde er als Wes Cravens Dracula bekannt. Es folgten „300“ oder „Machine Gun Preacher“.

Privat scheint Butler gewisse Bindungsschwierigkeiten zu haben. Von Model Madalina Ghenea hat er sich kürzlich getrennt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2013)

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