Fritz Karl als Inspektor Jury: "Ich habe echt gerackert"

(c) Stanislav Jenis
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Fritz Karl spielt am Mittwoch im ORF Martha Grimes' Inspektor Jury. Und spricht über englische Nächte, den "Rössl"-Misserfolg und sein Leben auf Achse.

Er trägt Lockenkopf, Trenchcoat und einen melancholischen Blick, stopft seine Notizen in die Zigarettenschachtel und gibt sich Mühe, die beflissen hilfsbereiten, leicht skurrilen englischen Dorfbewohner immer wieder vor den Kopf zu stoßen. Es ist ein eigenwilliger Charakter, den sich Fritz Karl da zusammengebaut hat für seinen Inspektor Jury, der am Mittwochabend im ORF/ZDF im Städtchen Long Piddleton ermittelt, weil ein Toter im Pub gefunden wurde. Und dann noch einer am Kamin, und ein paar weitere.

Welch bekannte Krimifigur er da spielt, wurde dem Schauspieler freilich erst langsam bewusst. „Der Schock kam erst im Nachhinein“, sagt Fritz Karl, der die Krimireihe der Amerikanerin Martha Grimes rund um den Scotland-Yard-Ermittler nicht kannte. „Ich bin immer wieder erstaunt – vor allem, wie viele Frauen das gelesen haben. Martha Grimes ist in der Krimi-Community ein absoluter Weltstar. Ich habe in den letzten Wochen mindestens fünf wirklich namhafte Kolleginnen getroffen, die gesagt haben: Was, du spielst den Jury? Ich habe alles gelesen!“

Allein an der Küste von Dorset

Chance und Schwierigkeit sei gewesen, dass Martha Grimes bei ihrem Inspektor viel offenlässt. „Ich habe gerackert“, formuliert es Karl beim Gespräch im Wiener Palmenhaus. „Es war eine sehr anstrengende Arbeit, so gern ich sie gemacht habe.“ Er sei nach England gefahren, habe allein in einem großen Haus gewohnt, „weil Jury so ein einsamer Wolf ist. Ich bin ja sonst ein total geselliger Mensch...“ So residierte er am Meer, „rechts die Wiese mit Schafen und ein Leuchtturm, links meilenweit nichts. Vom Meer kam der Nebel, und ich musste erst einmal lernen, das Haus richtig zu heizen...“ Immerhin, wochenends kam die Crew zu Besuch und wurde von Karl bekocht.

Ob es für die Verfilmung im Agatha-Christie-Stil eine Fortsetzung gibt, hängt vom Erfolg der heutigen Premiere ab. „Wir leben ja in der Zeit der Marktforschung und Quoten“, sagt Karl. Und so ein Auslandsdreh (gefilmt wurde in Dorset, trockener Humor bewahrt aber vor Rosamunde-Pilcher-Feeling) sei doch eine kostspielige Angelegenheit.

Die Welt kennenlernen, das wollte der gebürtige Oberösterreicher schon früh. Seine Volksschullehrerin machte ihn einst auf ein Vorsingen der Sängerknaben aufmerksam. Mit denen war der Wirtssohn vom Traunsee dann bis zum Stimmbruch unterwegs. Mit einem Mephisto-Monolog aus der Schülertheatergruppe und dem Lied von der „Schwarzen Katharina“ im Gepäck zog er später mit knapp 16 für ein Musicalvorsingen nach Wien. Vom Reinhardt-Seminar flog er nach nur einem Jahr. „Mein Gott, das hatte mehrere Gründe, in erster Linie die Disziplin. Ich kam vom Land, ich war 17, war das Klassenbaby.“ Die anderen waren 22, 23 und (Karl wechselt ins Nasale), „alle wahnsinnig auf Künstler“. Immerhin, er habe etwas Komödiantisches, meinte Schauspieler Bruno Dallansky und besuchte fortan jede seiner Vorstellungen. Es haftet ihm noch heute an; gleichzeitig schaffte es Karl, sich nie festlegen zu lassen. In „Unter Feinden“, seiner zweiten Krimirolle, spielt er etwa an der Seite von Nicholas Ofczarek einen heroinsüchtigen Polizisten, „das ist die harte Abteilung, Film noir.“ Im Kino gab er zuletzt den Oberkellner Leopold im „Weißen Rössl“, demnächst folgt das Weltkriegsdrama „Der Stille Berg“. Dass das „Rössl“ durchfiel, findet er traurig. „Eine Marketinggeschichte, es war schwer, das richtige Publikum anzusprechen. Angenehm ist das jedenfalls nicht.“

Er selbst lebt mit Partnerin Elena Uhlig und den Kindern nach Jahren zwischen drei Wohnsitzen heute bei der Großfamilie im Salzkammergut. „Die Ruhe erdet mich, die Kinder wachsen auf wie ich. Mal schauen, wie lange das gut geht.“ Zumal Uhlig seit Samstag in der ZDF-Serie „Die Familiendetektivin“ die Hauptrolle spielt. „Da kann man fast davon ausgehen, dass das weitergeht. Da stellt sich schon die Frage, wie machen wir das dann?“

ZUR PERSON

Fritz Karl (46) wurde in Gmunden geboren. Der Theater-, Film- und Fernsehschauspieler wirkte u.a. mit in „Jennerwein“, „Männerherzen“, „Der Fall des Lemming“ oder „Krupp – Eine deutsche Familie“. In der Martha-Grimes-Verfilmung „Inspektor Jury – Der Tote im Pub“ spielt er den Scotland-Yard-Ermittler Richard Jury (20.15 Uhr, ORF2). Ebenfalls als Reihe geplant ist „Unter Feinden“ (ARTE/ZDF). Karl lebt in Wien und Oberösterreich und hat mit der Düsseldorferin Elena Uhlig zwei Kinder. Drei weitere stammen aus einer früheren Ehe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2014)

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