Neni-Stimme Nuriel Molcho: "Wir wollen ein Imperium"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Demnächst eröffnet ein Neni in Berlin – Europas Supermärkte sind ein Ziel. In Wien sind ein Take-away und ein Minispa am Tel-Aviv-Beach geplant.

Ob seine Brüder mit auf das Foto könnten, fragt Nuriel Molcho, als er sich vor einem der Street-Art-Bilder an der Neni-Wand aufstellt. „Das ist nämlich ganz selten, dass wir alle drei auf einem Bild sind.“ Vom vierten Molcho-Bruder nicht zu reden, der lebt als Schauspieler in Los Angeles. Aber auch die übrigen drei sind viel unterwegs, zuletzt mehr denn je. Denn was als Restaurant von Haya Molcho auf dem Naschmarkt begonnen hat, ist drauf und dran, sich über Europa auszubreiten. Über Österreich – Spar und dem Kochbuchmarkt sei Dank – sowieso.

„Wir wollen ein Imperium“: Das habe er damals, mit 22, bei seinem allerersten Interview gesagt, erinnert sich Nuriel Molcho, heute 29 und als Kommunikationstalent das Sprachrohr der Familie. Das sei damals zwar als Witz gemeint gewesen, aber dass aus Neni etwas Großes werden soll, darüber seien sich eigentlich alle immer einig gewesen. Mutter Haya mit ihrer Kochleidenschaft und ihrem Frohsinn, und die Söhne, nach denen das orientalische Restaurant benannt ist. Wobei er einschränkt: „Wir sind Leute, die nicht planen. Aber wenn wir eine Möglichkeit sehen, reagieren wir.“ Bei den Supermarktprodukten auf das Angebot von Spar, bei den Auslands-Nenis kam selbiges von den 25-Hours-Hotels.

Nach einem ersten Expansionsversuch vor einem Jahr nach Zürich eröffnet nun am 20.Februar das zweite Neni außerhalb Österreichs: In Berlin, quasi in den Berliner Zoo hineingebaut. „Urban Jungle“ sei das Motto für das Lokal, das rund um ein altes Glashaus gebaut wurde. „Das Ziel ist, über die Jahre in verschiedenen Großstädten Nenis aufzubauen und von dort in die Supermärkte zu gehen. So, dass die Leute auch einen Bezug dazu haben.“ Berlin und Bayern sollen hier den Anfang machen.

In Österreich gibt es die Neni-Grundprodukte wie Humus über Spar seit einem Monat in ganz Österreich. „Wir wollten das langsam machen, damit die Qualität passt“, sagt Molcho. „Das ist jetzt der Fall.“ Dazu kommt eine neue Linie, „die nicht mehr Convenience ist, sondern beim Selbstkochen helfen soll“. Kichererbsen etwa, Bulgur oder Mungobohnen samt QR-Codes, die zu Rezepten verlinken. „Viele“, erklärt er, „haben uns angeschrieben, dass sie Rezepte aus unserem Kochbuch kochen wollen, aber die Grundprodukte nicht bekommen.“

Tahina aus besetzten Gebieten

Ohnehin sei es schwer, etwa gute Tahina (die obligate Sesampaste) zu bekommen. Die eigene habe Haya bei einem berühmten Koch in Israel kennengelernt. „Hergestellt wird sie von einer Familie in den besetzten Gebieten. Erst der vierte Taxifahrer hat sie hingebracht, das letzte Stück musste sie allein weiter. Die Hersteller wussten nicht einmal, wie man einen Lieferschein schreibt. Seit einem halben Jahr beliefern sie uns, und wir haben die Exklusivrechte für Europa.“

Für Wien plant Molcho nach dem Rückzug aus dem Stilwerk in der Leopoldstadt, wo man sich in der eigenen Kreativität eingeschränkt sah („Wir fühlten uns wie Marktkinder in einem High-End-Lokal“), nun einen „gesunden Take-away-Laden“. Noch sei man auf der Suche „nach einer passenden Location“. Daneben soll 2014 das Catering ausgebaut werden. Auch hier will Molcho „nicht nur Essen, sondern ein Lebensgefühl“ servieren. Wie? Etwa, indem es kein „Standardpaket“ gebe. „Jedes Mal zum Beispiel, wenn Haya in ein Land fliegt, bringt sie neues Geschirr mit.“ Für den Tel-Aviv-Beach überlegt man indes, eine Art Spabereich anzubieten: einen kleinen Bereich, den man mieten kann, „vielleicht mit Massage und Whirlpool“.

Ins dritte Jahr geht indes das Neni Art Collective, Nuriels Eventreihe mit Ausstellungen und Dinnerpartys. „Ich habe das Gefühl, dass Galerien und Museen abschreckend sind“, erklärt er, warum er Kunst lieber in Verbindung mit Menschen und Essen serviert. Im Neni selbst (ab 30.Jänner mit Street-Art-Künstlern aus Budapest) und in wechselnden Locations: Am Samstag gestaltet er wieder einen Raum beim Techno-Ball in der Pratersauna, Bruder Elior legt auf; im März stellt er im Oben aus, einem temporären Art Space in einem leer stehenden Telekomgebäude in der Lehargasse. Und im April gibt es für die clubbingerprobten Brüder wieder Anlass für eine Party: Da wird Nuriel 30 – und feiert „barock“.

AUF EINEN BLICK

Nuriel Molcho (29) ist einer der vier Söhne von Haya und dem Pantomimen Samy Molcho. Im System rund um das Naschmarkt-Restaurant Neni ist er für Konzepte, Branding und Marketing zuständig. Bruder Ilan verwaltet Finanzen und Logistik, Elior Catering und HR, Mutter Haya die Küche. Bruder Nadiv bringt gerade seinen ersten selbst produzierten, in Wien und Marokko gedrehten Film heraus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2014)

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