Kochkarriere in Kalifornien: BierBeisl zieht nach Westwood

(C) Jill Paider
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Koch Bernhard Mairinger eröffnet in Westwood sein BierBeisl neu – und dazu eine Imbiss-Dependance im aufstrebenden Downtown Los Angeles.

Wegen großen Erfolgs geschlossen: So könnte man die Geschichte von Bernhard Mairingers BierBeisl in Los Angeles beschreiben. Vor genau zwei Jahren hat der Oberösterreicher sein winziges Lokal am Little Santa Monica Boulevard in Beverly Hills eröffnet, seit November ist es schon wieder zu. Zu klein geworden.

Man hätte auch auf Burn-out tippen können. In dem unscheinbaren Lokal unweit des Rodeo Drive, hinter einer grünen Markise zwischen einem Post Office und einem Nagelstudio gelegen, ließ Mairinger Wiener Schnitzel und Zwiebelrostbraten in unglaublichem Tempo aus seiner Miniküche wandern – und begeisterte damit nicht nur die betuchte Klientel in Beverly Hills. Das Bewertungssystem Zagat reihte (wie etliche andere) sein BierBeisl unter die Top Ten der neuen Restaurants in Los Angeles. Für das Magazin „Esquire“ zählte es sogar zu den 20 besten neuen Restaurants der USA. Und auch Hollywood-Stars zählten bald zu den Stammkunden. Kirk Douglas etwa, oder Carl Reiner („Ocean's Eleven“). Und andere. „Ich bin sehr schlecht in Prominenz“, sagt Mairinger. Und vor lauter Schnitzelkopfen und „veal!“ und „dumplings!“-Kommandos hat er auch selten Zeit zum Aufschauen.

Schnitzelweckerl downtown

Die Energie ist ihm freilich nicht ausgegangen. Vielmehr plant er gerade zwei neue Lokale, in einem hat er Schnelligkeit sogar zum Konzept gemacht: In Downtown Los Angeles soll demnächst ein „Quick Service BierBeisl“ entstehen, mit hölzernen Serviertabletts aus seiner Heimat Nussdorf am Attersee, auf die man Wurst und Schnitzelweckerln packen kann. „Ein ganz anderer Stadtteil, ein ganz anderes Publikum und ein Riesenpotenzial“, sagt Mairinger. „Als ich nach Los Angeles gekommen bin, hat man mich gewarnt, allein hierherzukommen. Jetzt wird Downtown entwickelt.“ Studien zufolge werde aus Los Angeles die nächste Großstadt – statt der „vielen kleinen Dörfer“, die L.A. bisher ausgemacht haben. „Da“, sagt er, „wollen wir dabei sein.“

Das „richtige“ neue BierBeisl soll aber in Westwood liegen. Weil es sehr nahe an Beverly Hills ist und damit „praktisch für die Stammkunden“. Aber eben nicht in Beverly Hills, „weil es in Los Angeles eine Anzahl von Leuten gibt, die grundsätzlich nicht nach Beverly Hills fahren“, die Mairinger aber gern ansprechen würde. Mit seiner Universität (UCLA) und seinem Mix aus Alt und Jung hält Mairinger Westwood für ideal, um neue Zielgruppen zu finden. „Zwei sehr gute potenzielle Locations“ hat er dort im Auge, die Verhandlungen laufen gerade. „Wenn wir die Pläne fürs Design fertig haben, entscheiden wir uns.“

Seit April 2008 lebt Mairinger in Kalifornien. Schon in seinen Sommern in der Schweiz hat der Absolvent der Tourismusschule in Bad Ischl gemerkt, dass ihm „ein neues Land und neue Sitten Spaß machen“. Nach Stationen in England oder im Zürserhof am Arlberg wurde er von der US-Restaurantgruppe Patina nach Los Angeles geholt. Anfangs für das Restaurant in der Hollywood Bowl, wo er für die VIPs mit den Saisontickets kochte und schnell befördert wurde, erst zu Nick & Stef's Steakhouse, dann ins Flagship-Restaurant Patina, das in seiner Zeit von der „Los Angeles Times“ zum besten Restaurant der Stadt gekürt wurde. Dann war der Punkt erreicht, „an dem ich gesagt habe, ich kenn die Grundsätze einer Küche, ich weiß, wie etwas anständig schmeckt. Es ist Zeit für etwas Eigenes.“

Und weil einem nach fünf Jahren in Amerika das österreichische Essen nun einmal abgeht, sei das „ein aufgelegter Elfer“ gewesen. Seine Karte ist „strikt österreichisch, nur etwas leichter“, ergänzt durch Veltliner, Riesling und Gemischten Satz von Wieninger und sorgfältig ausgewähltes Bier – Ende März will er in der Heimat nach neuen Lieferanten suchen.

Das neue Lokal soll nun 150 statt 45 Sitzplätze haben, außerdem eine eigene Bäckerei (für Schwarzbrot und Mohnweckerln). Aus Österreich hat er sich zwei weitere Köche geholt. Von den Oscars bekommt er heuer indes wenig mit. Im Vorjahr hat Mairinger in der Residenz von Generalkonsulin Karin Proidl für Waltz und Haneke gekocht. Heuer werkt er stattdessen in Malibu: In einem Restaurant am Pier, das in ein paar Wochen aufsperrt, kocht er mit einem Pop-up für einen privaten Supper Club.

ZUR PERSON

Bernhard Mairinger (29) stammt aus Nussdorf am Attersee. 2008 ging er zur Patina Group nach Los Angeles und kochte etwa in der Hollywood Bowl und im Flaggschiff „Patina“. Vor zwei Jahren eröffnete er am Little Santa Monica Boulevard sein BierBeisl. Nun übersiedelt er sein Lokal an eine größere Location in Westwood. Daneben eröffnet er einen BierBeisl-Imbiss in Downtown L.A. Er erhielt beste Kritiken, auch das US-Fernsehen hat ihn für sich entdeckt („Iron Chef“, „Fight Knife“), Kochwunderkind Flynn McGarry kocht bei ihm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2014)

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