Bill Murray: "Bin ein geruhsamer Hedonist"

Cast member Bill Murray arrives for the premiere of 'The Grand Budapest Hotel' in New York
Cast member Bill Murray arrives for the premiere of 'The Grand Budapest Hotel' in New YorkREUTERS
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Gerade war er in "Monuments Men" zu sehen, jetzt hat Bill Murray im "Grand Budapest Hotel" seines Lieblingsregisseurs Wes Anderson einen hinreißenden Auftritt.

Das Leben ist wie Straßenverkehr: Je entspannter man es angeht, desto besser kommt man voran, sagt Bill Murray. Vorangekommen ist Murray, Jahrgang 1950, in der Tat: Er ist nicht nur einer der gefragtesten Filmschauspieler seiner Generation, sondern hat es auch geschafft, einen regelrechten Kult um seine Person zu entfachen.

Bei der Berlinale-Premiere von „Grand Budapest Hotel“ stand eine Gruppe Fans am Red Carpet, die alle als Ihre Filmfigur in „Ghostbusters“ gekleidet waren. Was haben Sie sich da gedacht?

Bill Murray: Nun, einerseits ist so etwas immer ein wenig seltsam. Aber anderseits kann man sich auch fragen, warum sie das gemacht haben – nämlich weil ihnen total gefällt, wie ich in „Ghostbusters“ ausgesehen habe. Und das ist doch ein schönes Kompliment.

Sie sind auch Protagonist zahlreicher Internet-Scherze, es gibt ganze Websites, die der Bill-Murray-Huldigung gewidmet sind. Kennen Sie die?

Ich habe davon gehört. Aber ich schaue mir das ganz sicher nicht an. Ich gehe überhaupt nur dann online, wenn ich herausfinden will, wie man ein bestimmtes Wort schreibt. Ich fange garantiert nicht damit an, im Internet nach Bill Murray zu suchen. Da müsste ich wahnsinnig sein. Das wäre das Ende der Welt.

Man könnte fast so weit gehen, Bill-Murray-Filme als eigenes Genre zu betrachten. Ihre Figuren haben immer eine ganz spezielle Mentalität, die die Filme prägen.

Das ist wahrscheinlich meine eigene Mentalität. Ich finde ja, das Leben ist ein bisschen wie Straßenverkehr. Wie man sich da verhält, bestimmt, wie gut man weiterkommt. Wenn man halbwegs entspannt ist, aber gut aufpasst, kommt man schnell vorwärts und kann gefährliche Situationen vermeiden. Je verkrampfter und frustrierter man wird, desto größer ist die Gefahr, einen Unfall zu bauen.

Welches Verkehrsmittel würden Sie denn für den Straßenverkehr des Lebens bevorzugen?

Hm ... eigentlich fahre ich ja gern mit dem Fahrrad, aber im Leben braucht man einen Beifahrer. Es muss nicht unbedingt ein Auto sein, aber das Leben ist hart, zu hart, um allein zu bleiben. Es ist nett, wenn jemand mitfährt.

Welche Periode in Ihrem Leben hat Sie eigentlich am meisten geprägt?

Schwer zu sagen ... am ehesten, als ich so 20, 21 war. Ich war ein cleverer Bursche, aber ich hatte noch keine Ahnung vom Leben, ich konnte keinen Job behalten. Das Einzige, was ich gut konnte, war Golf-Caddy sein (lacht). Es fehlte mir nicht an Willenskraft, ich war auch nicht faul, aber Arbeitsroutine und ein „normales“ Leben waren einfach nichts für mich. Schauspielerei war für mich nur ein Hobby. Als ich das erste Mal dafür bezahlt wurde, konnte ich es kaum glauben. Und bald darauf fand ich heraus, dass dies wohl der richtige Job für mich wäre: Ich könnte meinen Lebensunterhalt verdienen, ohne meine Selbstachtung zu verlieren, und dabei auch noch Spaß haben.

Es wird Ihnen nicht ganz umsonst ein gewisser Hang zum Hedonismus nachgesagt?

Wenn, dann bin ich ein sehr geruhsamer Hedonist. Ich bin keiner, der diversen Vergnügungen aktiv nachjagt, das wäre mir viel zu anstrengend. Und tatsächlich, viele angenehme Dinge ergeben sich ganz von selbst, wenn man eine entspannte Einstellung hat.

Sie haben den Ruf der Unberechenbarkeit. Manche Regisseure haben sich beklagt, dass man erst weiß, ob sie bei einem Projekt dabei sind, wenn Sie tatsächlich am Set stehen.

Und manche Regisseure machen sich einfach zu viele Sorgen. Wenn sich jemand mit mir einen Termin ausmacht, dann nehme ich das zur Kenntnis, aber ich sehe nicht ein, warum ich das noch 50-mal bestätigen muss. Es gibt Leute, die schicken dir eine Message: „Treffen um neun!“ – und man hat das Gefühl, sie fallen tot um, wenn man nicht sofort antwortet. Ich bin aber nicht so, für mich ist das ein sinnloses Pingpongspiel. Mir sagt man einfach Ort und Zeit, und ich komme hin.

Sie sind sehr wählerisch bei Ihren Rollen – wie schafft es Wes Anderson immer wieder?

Er ist ein guter Typ und wirklich talentiert. Und er arbeitet mit vielen tollen Schauspielern. Einige davon sind meine Freunde, manche sind einfach nur gute Schauspieler – aber wir alle wissen, dass man um so besser spielt, je entspannter man ist. Und Wes beherrscht es wie kaum ein anderer, am Set eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

Steckbrief

1950
wurde Bill Murray im US-Bundesstaat Illinois geboren.

1981
gelang ihm der Durchbruch mit der Komödie „Ich glaub, mich knutscht ein Elch“. Weitere Erfolgsfilme wie „Ghostbusters“ und „Und täglich grüßt das Murmeltier“ folgten.

2004
erhielt er für seine Hauptrolle in „Lost in Translation“ einen Golden Globe. Aktuell ist er in der Komödie „Grand Budapest Hotel“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2014)

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