Uzgören: „Griechenland ist wieder Nummer eins“

Sena Uzgören
Sena Uzgören(C) TUI Austria Holding
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Seit Anfang April ist Sena Uzgören, ehemaliger Geschäftsführer von TUI Österreich, Chef des Reiseveranstalters Detur, der in Österreich neu auf dem Markt ist. Er will eine neue Kette von Fünfsterne-All-inclusive-Hotels einführen.

Das Reisebüro Detur ist ein neuer Player auf dem österreichischen Markt. Detur begann vor 20 Jahren als kleines Reisebüro in der Türkei. Nach dem Einstieg als Reiseveranstalter in Finnland, Norwegen und Schweden ab 1998 erfolgte 2011 der Markteintritt in Dänemark. 2012 machten aus diesen Ländern rund 120.000 Passagiere mit Detur Urlaub. Der erzielte Umsatz lag bei 75 Millionen Euro. Sena Uzgören, bis vor einem halben Jahr Geschäftsführer von TUI Österreich, soll Detur nun in Österreich etablieren. Die angebotenen Destinationen sind Griechenland, die Türkei, Ägypten und Tunesien.

Die Presse: Sie waren bis vor einigen Monaten TUI-Österreich-Chef. Jetzt leiten Sie Detur und machen Ihrem ehemaligen Unternehmen Konkurrenz. Wie kam es dazu?

Sena Uzgören: Irgendwann ist es langweilig geworden. In internationalen Konzernen wie der TUI oder den anderen großen Reisebüros wird alles immer mehr zentralisiert und die Länder können kaum mehr etwas selbst machen. Das bin ich nicht, ich bin kein Manager, der nur sitzt und das macht, was von oben vorgegeben wird. Ich wollte wieder etwas Neues schaffen. Ich habe ein neues Hotelkonzept im Kopf gehabt. Da habe gesagt, o. k., dann gehe ich.

Welches Konzept?

Das ist eigentlich alles noch nicht spruchreif, es gibt noch keinen Namen. Es wird in der Fünfsterneklasse angesiedelt sein, es wird All-inclusive sein. Bestehende Konzepte wie der Club Magic Life sind ja in die Jahre gekommen. Angedacht ist ein neues Restaurantkonzept. Ich überlege, kein Hauptrestaurant zu haben, sondern eine Straße mit mehreren Restaurants. Wo es dann alles gibt: vom Schnitzel bis zu lokalen Spezialitäten.

Und was ist am Magic Life in die Jahre gekommen? Sie haben das Konzept bei der TUI ja immerhin selbst entwickelt.

Magic Life gibt es seit über 20 Jahren. An den Hotels ändert sich nichts. Es gibt viele Stammkunden, aber wenn man jedes Jahr ins gleiche Hotel fährt, mit immer dem gleichen Restaurant, ist das irgendwann langweilig. Da kommen wir ins Spiel.

Sie sehen also im High-End-Bereich noch Luft nach oben?

Im obersten Bereich gibt es schon gute Konzepte. Ich rede hier von Fünfsternkonzepten, die aber noch für Familien erschwinglich sind. Ein Maxx Royal oder Rixos ist sehr gut, aber die sind so teuer, dass sich das eine durchschnittliche Familie nicht leisten kann.

Österreich ist ja nicht gerade ein einfacher Markt, um einen neuen Anbieter zu etablieren – klein, dominiert von einigen wenigen Platzhirschen. Ist da Raum für einen Neuen?

Für Qualität ist immer Platz. Die Reisebüros, die den Markt dominieren, werden immer mehr zu Riesentankern. Die sind nicht wendig. Bis man etwas entscheidet, dauert das sehr lange. Außerdem gehen die Großen immer mehr Richtung Mainstream, kleinere Marken und Nischenprodukte verschwinden aus dem Angebot. Wenn man klein ist, flexibel, gute Kontakte hat, Kundenwünsche versteht und schnell umsetzt, dann hat man gute Chancen.

Nur mehr ein Drittel der Urlauber bucht über ein Reisebüro. Was kann man gegen die Abwanderung der Kunden ins Internet tun?

Ich glaube diese Statistik nicht, höchstens, wenn man alles inklusive Geschäftsreisen zusammennimmt. Aber wenn wir vom Pauschaltourismus reden, dem, was wir hier machen, buchen immer noch drei Viertel im Reisebüro.

Die Jungen unter 30 aber nicht.

Das ist die Schwierigkeit. Da muss man im Internet stark vertreten sein, auf Facebook usw. Die Jungen sind es nicht gewöhnt, so wie die Eltern zum Reisebüro zu gehen. Vielleicht, wenn sie älter werden und selbst Kinder bekommen. Dann werden sie vielleicht bequemer und lernen das Service eines Reisebüros zu schätzen.

Es heißt ja immer, der Trend geht in Richtung Individualismus. Beim Buchen, aber auch beim Reisen selbst. Wie lässt sich das mit Pauschal- und All-inclusive-Tourismus vereinbaren, den Detur anbietet?

Mit All-inclusive-Reisen nicht, aber mit Pauschaltourismus schon. Viele Veranstalter bieten jetzt Dynamic Packaging an, bei dem man Dinge selbst zusammenstellen kann. Und ein kleinerer Veranstalter hat den Vorteil, dass er auch die kleineren Hotels in der Stadt anbieten kann und nicht nur an den Massendestinationen wie Antalya.

Detur bietet neben der Türkei, Ihrem Heimatland, auch Griechenland, Tunesien und Ägypten an. Alles Länder, die in einer politischen und wirtschaftlichen Krise stecken. Erschwert das die Arbeit des Reiseveranstalters?

Natürlich gibt es immer wieder Probleme. Aber für diesen Sommer ist Griechenland zum Beispiel wieder die Destination Nummer eins.

Die Preise steigen in Griechenland auch wieder ganz kräftig. Sie haben in diesem Jahr um 30 Prozent zugelegt.

Ja, der griechische Tourismus kommt langsam zurück auf ein Niveau wie vor der Krise. Bei der Türkei hat man ein bisschen gewartet, wie die Wahlen ausgehen. Aber jetzt ist bei den Buchungen alles o. k. Tunesien kommt nur langsam wieder. Ägypten ist ein Problem, aber in den letzten 20 Jahren ist dort immer wieder irgendetwas passiert, es gab Anschläge, Tote. Aber wenn sich die Situation beruhigt hat, waren die Touristen immer wieder schnell zurück, weil Ägypten ein Spitzen-Preis-Leistungsverhältnis hat.

Sie sind seit 20 Jahren im Tourismusgeschäft. Was hat sich in der Zeit verändert?

Was die Destinationen betrifft, hat sich nicht viel verändert. Bei den Flugdestinationen gibt es diese vier, die wir anbieten, und Spanien muss man da noch dazuzählen, die nehmen über 80 Prozent des Reiseaufkommens in Anspruch. Natürlich gab es immer wieder In-Destinationen, vor allem im Winter. Einige Zeit war die Dominikanische Republik total populär, als dort das Traumschiff gedreht wurde, auch Thailand war in, Sri Lanka. Was sich wirklich geändert hat, ist die Urlaubsdauer. Die Leute haben früher viel öfter 14 Tage geurlaubt, jetzt teilt man das in mehrere Urlaube auf.

ZUR PERSON

Sena Uzgören baute in den 1980er-Jahren eine der größten Incoming-Reiseagenturen der Türkei auf. 1991 kam er nach Österreich und wurde Geschäftsführer des Türkeispezialisten Taurus. 2000 gründete er Delphin Touristik. Als Folge der Fusion mit TUI 2007 wurde er Geschäftsführer von TUI Österreich. Seit April 2014 ist Uzgören Geschäftsführer von Detur International. [ Daniel Novotny ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2014)

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