Neuer Fight um Geld fürs Künstlerhaus

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Fund Raising. Zum zweiten Mal werden Werke zeitgenössischer Kunst versteigert. Ex-Tabak-Boss Mauhart lockt Society und lässt seine politischen Verbindungen spielen.

Von Attersee bis Nitsch, von Maria Moser bis Hans Staudacher – Gemälde, Zeichnungen, Grafik werden am 3.Oktober vom Dorotheum im Künstlerhaus (KH) bei der sogenannten „Artie Party 2007“ versteigert. Der Erlös wird für die Renovierung der ehrwürdigen Institution am Karlsplatz verwendet. Vor zwei Jahren brachte das Fund-Raising-Dinner nebst Auktion 300.000 Euro brutto, etwa 200.000 Euro blieben übrig.

Auf ähnliche Ergebnisse hofft man auch heuer. Zehn Mio. Euro kostet die Künstlerhaus-Sanierung, die mittels Public-Private-Partnership realisiert werden soll. Je ein Drittel sollen Bund, Stadt Wien und Künstlerhaus aufbringen.

Ein Endlos-Projekt? „Nein“, sagt Beppo Mauhart (74), bis 1995 Vorstandsvorsitzender der Austria Tabak, inzwischen Sprecher der WINK (Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus): „Die Situation hat sich durch den Regierungswechsel stark verbessert. Der ehemalige Kunststaatssekretär Morak (V) hat sich ja strikt geweigert, das Künstlerhaus zu unterstützen. Das Gesprächsklima mit Ministerin Claudia Schmied ist viel besser.“

Ob das vielleicht auch daran liegt, dass Androsch-Freund Mauhart zur Ex-Bankerin von der SP einfach einen besseren Draht hat? „Schmied hat mir jedenfalls zugehört und Verständnis gezeigt. Ich sehe derzeit die Chance, dass das Künstlerhaus wieder ein gemeinsames Interesse von Stadt und Bund findet“, hofft Mauhart.

Da das Haus der Geschichte, das ins Künstlerhaus hätte einziehen können, auf Eis liegt und der Künstler-Verein, dem der Bau gehört, dieses Projekt auch nicht haben will, muss es nun ein überzeugendes Nutzungskonzept fürs KH geben. Großausstellungen wären ideal. Vorerst allerdings ist die Sanierung das Wichtigste. Zwei Jahre wird es ungefähr noch dauern bis das KH seinen Beitrag zur Renovierung aufgebracht hat.

52 Werke für 74.000 Euro (Rufpreis) haben die Künstler für das heurige Fund-Raising-Dinner gespendet. Die Preise pro Werk rangieren zwischen 300 (immerhin für eine Farblithografie von Chagall, Spende der Galerie Hilger) und 10.000 Euro (für einen Marc Adrian 1959, Spende aus Privatbesitz). Nicht nur die geladenen Gäste im Künstlerhaus können mitsteigern, man kann auch anrufen.

2005 war das Dinner ein großes gesellschaftliches Ereignis. Auf Fotos sieht man Top-Prominenz fröhlich plaudern und schmausen, etwa: Erste-Bank-Generaldirektor Andreas Treichl, Agnes Husslein, mittlerweile Belvedere-Chefin, Elisabeth Gürtler (Hotel Sacher), den Bregenzer Festspielpräsidenten Günter Rhomberg, Susanne Riess-Passer (Wüstenrot), Sepp Rieder, damals noch Wiener Vizebürgermeister und Finanzstadtrat. „Zu besonderem Dank verpflichtet sind wir Dr. Irmgard Soravia (Gattin von Hanno Soravia, der Familie gehört das Hilton) und Dr. Karl Stoss (früher Generali, nun Casino-General)“, betont Mauhart.

Insgesamt kamen 2005 fast 500 Leute. 3500 Euro kostet ein Tisch für zehn Personen. „Wir sind fast aus den Nähten geplatzt“, so Mauhart. Heuer gibt es kein Entertainment-Programm. Speisen und Versteigerung nehmen ohnehin einige Zeit in Anspruch. Was lockt die Menschen zu so einem Event?

Mauhart: „Da ist sicher einmal die Bereitschaft, die Institution Künstlerhaus in Wien zu erhalten. Die Diskussionen sind ja sehr unterschiedlich. Dass es das KH in einer attraktiven Form weiter geben soll, ist aber wohl unbestritten. Ein weiterer Aspekt ist das Kunstinteresse. Die Künstler (und Werke-Spender), die 2005 noch Zweifel an der Veranstaltung hatten, waren diesmal begeistert und spontan dabei. Der Rahmen ist festlich, die Atmosphäre ist gut.“

Trotzdem ist es noch nicht sicher, ob der Event wiederholt wird: „Zu oft kann man so etwas nicht machen“, meint Mauhart. Die Fund-Raiser sind aber emsig auf der Suche nach originellen Ideen, wie man dem KH auch weiterhin Geld verschaffen könnte.

KÜNSTLERHAUS. Gegenwart & Zukunft

Großausstellungen des „Kunsthistorischen“, der Festwochen gab es früher im Künstlerhaus (KH). Das Wien-Museum wollte das Haus bespielen, soll aber nun im nahen Winterthur-Haus eine eigene Spielfläche planen. 2008 findet im KH eine interaktive Großausstellung zur Fußball-EM statt: Titel „Herz.Rasen“ von 4. 4. bis 4. 7. Das Technische Museum Wien gestaltet die Schau. (Auktionsinfo 01-587-96-63-12)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2007)

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