Jodie Foster outete sich als Lesbe

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Jodie Foster ist seit Jahren mit einer Frau liiert. Warum es trotzdem für Wirbel sorgt, dass sie sich jetzt zu ihr bekennt, und wieso Anna Netrebko sagt: „Ich bin nicht lesbisch“.

Gewusst hat man es eigentlich schon immer. Oder zumindest vermutet. Dass Jodie Foster lesbisch ist und ihre beiden Söhne mit ihrer langjährigen Freundin erzieht. Die Aufregung war Anfang dieser Woche trotzdem groß, als die gerade 45 Jahre alt gewordene Schauspielerin bei der Verleihung des „Sherry Lansing Leadership“-Preises in Los Angeles plötzlich äußerst privat wurde.

Sie erklärte sich „verletzlich und unsicher“ zu fühlen, und: „Ich kämpfe darum, alles auf die Reihe zu bekommen, versuche, irgendwo anzukommen, obwohl ich nicht genau weiß, wo das sein soll.“ Und dann bedankte sie sich bei all ihren „Lieben und der wundervollen Cydney, die in allen Höhen und Tiefen meines Lebens zu mir gehalten hat.“ Und auch obwohl die 54-jährige Cydney Bernard, mit der Foster seit 14 Jahren zusammenlebt, die Schauspielerin an diesem Abend (wie auch sonst) nicht begleitet hatte, sollen laut einem Redakteur der „Los Angeles Daily News“ im Publikum einige Tränen geflossen sein – vor Rührung.


Der britische „Daily Express“ fragte tags darauf: „So why has Jodie come out?“ Ja, warum denn nur? Bis jetzt wollte die gebürtige Kalifornierin nie über ihre privaten Angelegenheiten sprechen, sie kämpfte regelrecht um ihre Privatsphäre. Die klassische Abwehrhaltung eines sogenannten „Film-Kinds“ wahrscheinlich und die Folge einer Schauspiel-Karriere, die bereits mit drei Jahren begann. Auch ihre beiden Söhne Charles (9) und Kit (6) beschützt Foster vor der Öffentlichkeit. Trotz der eisernen Schweigepflicht, die sich die zweifache Oscar-Gewinnerin (für „Angeklagt“ und „Das Schweigen der Lämmer“) auferlegt hatte, waren von Zeit zu Zeit private Details ans Licht gelangt. Weil etwa Fosters älterer Bruder, Lucius, nicht schweigen konnte (oder wollte?) und in seiner 1997 erschienenen Biografie Fosters sexuelle Orientierung verriet und damit die Vermutungen ganz Hollywoods bestätigte.
Jahrelange Verschwiegenheit und jetzt diese Offenheit – das wirft in Kalifornien so manche Fragen auf. Warum hat Foster das gerade jetzt getan und warum gleich vor so vielen Menschen? Die Frage aller Fragen stellte aber sehr treffend der britische „Guardian“: Warum denn überhaupt darüber geredet werde, wenn die Nachricht doch im Grunde so neu sei, als hätte irgendjemand verraten, dass Rudolph das Rentier eine rot-glänzende Nase hat.


Solche Fragen stellt bei Anna Netrebko derzeit niemand: An das jüngste Gerücht, die russisch-österreichische Sopranistin sei lesbisch, hatte wohl niemand ernsthaft geglaubt. Weil Netrebko im Mai ein Konzert der deutschen Pop-Band „No Angels“ besucht hatte, und dann mit einer der „Angels“ – der bulgarischen Sängerin Lucy Diakowska – in Berlin ausgegangen war, hieß es plötzlich, Netrebko interessiere sich (so wie Frau Diakowska) für Frauen. Ein wenig verstärkt wurden die Spekulationen dann auch dadurch, dass Netrebko sich im Frühsommer von ihrem Freund, dem Bariton Simone Alberghini, getrennt hatte, und mittlerweile schon wieder einen neuen Partner an ihrer Seite haben soll. Aber eben einen, den die Öffentlichkeit bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekam. Genug Stoff also für ein willkürlich in die Welt gesetztes Gerücht.

Weil die Gerüchte aber nicht abreißen wollten, sprach Netrebko diese Woche Klartext im deutschen Magazin „Bunte“ um ein für alle Mal klarzustellen: „Ich bin nicht lesbisch“. Sie habe Lucy Diakowska bloß bei einer Talkshow kennen gelernt und sich gut mit ihr verstanden.

In Amerika ist man unterdessen immer noch mit dem „Fall Foster“ beschäftigt. Es sieht fast danach aus, als hätte Foster sich schlicht gedacht, dass heutzutage niemand mehr über ein solches Geständnis sprechen würde. Dass das eben nicht so ist, musste ja erst kürzlich auch die deutsche Moderatorin Anne Will erleben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2007)

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