In Frack und Fummel

Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Holger Thor und Hannah Neunteufel organisieren den Rosenball und erklären der „Presse“ warum er kein Schwulenball ist und was die Reise der Pinguine ist.

Die Presse: Womit beginnen Sie knapp vor dem Rosenball den Tag?

Holger Thor: Ich bin heute aufgestanden, hab' die Augen aufgemacht und mir gedacht: Oh Gott (beide lachen laut). Und dann hab ich mir überlegt, was ich heute noch alles erledigen muss.


Hannah Neunteufel: Naja, bei mir es ist nicht viel anders als sonst, weil wir haben ja öfter im Jahr sehr stressige Zeiten. Prinzipiell beginne ich den Tag aber mit einem Kaffee.

Wer macht was bei der Ball-Organisation?


Neunteufel: Ich würde sagen, wir haben eine Synergie gefunden, die ihresgleichen sucht.


Thor: . . . und die fruchtbar ist. Dort, wo meine absoluten Schwächen liegen, liegen Hannahs totale Stärken. Ich bin relativ gut im Sponsoren Kontakten, sie für das Projekt begeistern und . . .


Neunteufel:... ich mache dann gern den Deal fest.


Holger ist ja als Miss Candy die Ballmutter. Welche Funktion hat Hannah?


Thor: Die Hannah ist das Rückgrat. Der Ball hat eine Größe angenommen, die ich allein nicht mehr schaffen würde. Wir kennen uns schon sehr lange, und ich habe sie dieses Jahr gefragt, ob sie sich nicht beteiligen möchte. Und deswegen ist es seit diesem Jahr eben unser Ball.


Stört es Sie, wenn man den Rosenball als Schwulenball bezeichnet?


Thor: In letzter Zeit stört es mich ein bisschen. Und zwar nicht, weil ich nicht dazu stehe, schwul zu sein. Der Rosenball ist aus dem Heaven im U4 entstanden, was ein reiner Schwulenclub war. Aber ich lehne diese Kategorisierung ab. Früher hat es „Heaven Gay Night Vienna“ geheißen, jetzt heißt es: „Heaven Vienna“. Und zwar nicht, weil wir uns für Gay Nights genieren, nur ich finde, die Zeit ist vorbei, dass wir uns betiteln lassen müssen. Der Garden Club im Volksgarten heißt ja auch nicht „Garden Hetero Club Vienna“. Sowohl das Heaven als auch speziell der Rosenball sind so durchmischt mit allen Schichten der Gesellschaft, dass das fast eine Diskriminierung ist, ihn einen Schwulenball zu nennen. Natürlich, es sind viele Schwule dort, aber genauso Wirtschaftsbosse, Verheiratete und heterosexuelle Singles.


Wie bezeichnen Sie ihn dann?

Neunteufel: „Der schrägste Ball der Ballsaison“ ist eine schöne Bezeichnung.


Der Life Ball ist ja nur ein Jahr jünger als der Rosenball. Ist er der „Kleine Life Ball“?


Thor: Nein, nach dem letzten Ball ist der Vergleich strapaziert worden, aber da gibt es einen krassen Unterschied. Der Rosenball ist ein Ball, oder eine Persiflage auf einen Ball. Und der Life Ball ist eine Aids-Charity mit einem einzigen Ziel: Möglichst viel Geld aufzustellen für Aidshilfe-Projekte. Aber der Gery (Keszler, Anm.) kommt ja auch immer auf den Rosenball, er ist ein Teil der Reise der Pinguine, die spätestens um Mitternacht beginnt.


Aber gibt es diese „Reise der Pinguine“, also der Frack-Träger vom Opernball, wirklich?


Thor: Ja, die hat es schon gegeben, als wir noch im U4 waren – und da war der Weg noch weiter.


Neunteufel: Ich glaube, dass sie dazwischen ein bisschen zurückgegangen ist und sich durch den Hype vom Vorjahr jetzt wieder vermehren wird.

Waren Sie schon am Opernball?


Neunteufel: Nein!


Thor: Früher war ich zu klein und hätte das Geld nicht gehabt. Seit 17 Jahren kann ich nicht mehr. Aber es war schon öfters einmal der Gedanke da, ob die Miss Candy nicht einmal hingeht, allein um ein politisches Zeichen zu setzen. Ich habe Desirée Treichl-Stürgkh kennen gelernt und auf die Frage, ob Candy Einlass finden würde, hat sie gesagt: „Selbstverständlich, wenn das Kleid lang genug ist.“ So gesehen ist es festgeschrieben, dass ich vielleicht nächstes Jahr für eine Stunde hinschaue.


Woher kam die Idee, den Ball am Tag des Opernballs zu veranstalten?


Thor: Der Ball versteht sich als Persiflage auf die Ballkultur – im positiven Sinn. Und das Heaven war immer an einem Donnerstag, wie der Opernball.

Und wofür steht die Rose?


Thor: Die Rose ist quasi die Mutter aller Blumen und die Blume der Liebe.

Was werden Sie nach dem Ball machen?


Neunteufel: Die nächste Veranstaltung vorbereiten.


Thor: Die Candy wird ganz fest die Hannah umarmen. Und dann ihre Prellungen auf den Fußballen heilen.

WANN, WER, WO

Der 17. Rosenball findet am 31. 1. statt. Wo: Palais Auersperg. Einlass: 22 h, Eröffnung: um 24 h mit Miss Candy und The Shiny Pearls. Es gibt noch Karten: VVK: 25€, AK: 30 €. Puls 4 überträgt ab 23:45 h live.

Holger Thor organisiert den Ball alias Ballmutter Miss Candy seit mittlerweile 17 Jahren. Seit 2008 ist Agenturchefin (Hannah's Plan) Hannah Neunteufel Co-Organisatorindes „schrägsten Balls der Wiener Ballsaison“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.