Pop: Wenn Helden Bücher schreiben

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Die deutsche Band „Wir sind Helden“ hat ihre Erfolgsgeschichte aufgeschrieben. Was dabei herauskam? Ein braves und sehr dickes Buch.

Es hat nicht nur Gutes, sämtliche Einzelheiten über eine Sache oder eine Person zu wissen. Oder über eine Band. Weil man dann nämlich sehr schnell enttäuscht werden kann. Wenn man zum Beispiel erfährt, dass sich die Mitglieder der deutschen Gute-Laune-Band „Wir sind Helden“ nicht (wie man vielleicht dachte) aus wilden Teenager-Tagen kennen. Sondern einander zum ersten Mal auf einem alles andere als Rockstar-mäßigen „Studienlehrgang für Popularmusik“ an einer Hamburger Hochschule begegneten. Und sich zunächst nicht einmal wirklich mochten. Bis sie dann beschlossen, es doch gemeinsam als Band zu versuchen. Und das alles ist noch nicht einmal acht Jahre her.

Die Helden sind mittlerweile eine ziemlich angepasste und (vermutlich deshalb) sehr erfolgreiche deutsche Band, die es perfekt versteht, Lieder zum Mitsingen („Guten Tag“, „Denkmal“) zu produzieren. Und die Helden sind nun auch unter die Autoren gegangen. Sie haben nämlich ihre kleine Bandgeschichte aufgeschrieben. Aus vier Perspektiven. Alle Bandmitglieder (Keyboarder Jean-Michel Tourette, Sängerin Judith Holofernes, Gitarrist Mark Tavassol und Schlagzeuger Pola Roy) haben ihre Erinnerungen an gemeinsam erlebte Konzerte, Studioaufnahmen und Festival- und Fernsehauftritte niedergeschrieben – und sie hintereinander (nur durch Strichlinien getrennt) auf viele Buchseiten gebannt. Herausgekommen ist ein ziemlich dickes Helden-Tagebuch, versehen mit vielen (Schwarzweiß-)Fotos und einem Glossar aus der Musiksprache – damit wirklich jeder versteht, was „Backstage“ oder „Break“ nun wirklich heißt.

Die Helden erzählen von den ersten Konzerten, bei denen sie vor leeren Hallen spielten, von ihrem ersten Durchbruch mit „Guten Tag“ und „Ein Denkmal“ und den anhänglichen Agenturen, die sich dann plötzlich meldeten und ihnen versprachen „Wir breaken euch topdown in GSA“, was übersetzt so viel heißt wie: „Wir bringen in Germany, Switzerland und Austria ganz groß raus.“


Die Hilfe von Managern und Agenturen haben sie abgelehnt, im deutschsprachigen Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Österreich sind sie trotzdem einigermaßen erfolgreich geworden. Und warum? Vor allem, weil sie so nett sind. Und weil sie ihre Fans ziemlich stark an ihrem Privatleben teilhaben lassen. Dass Judith Holofernes und Pola Roy schon länger ein Paar sind, wissen selbst jene, die sich nicht als Helden-Fans bezeichnen. Dass die beiden seit dem Vorjahr einen Sohn (Friedrich) haben, der sie sogar auf Tour begleitet, wissen zumindest die Fans. Mit Babygeschrei und Windel wechseln im Tourbus endet dann auch ihr Tagebuch. Derzeit tingeln die Helden wieder durch Deutschland und Österreich. Mit Buch.

DAS BUCH

Wir sind HeldenInformationen zu Touren und anderen Einzelheiten.

Ein „Wir sind Helden“-Tagebuch
Fischer Taschenbuch Verlag 416 Seiten; 13,40€

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2008)

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