Pfingsten an der Tankstelle: Wo Bartoli Kaffee serviert

© Salzburger Festspiele / Silvia Lelli
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In Salzburg fühlt sich Cecilia Bartoli schon fast wie daheim. Die Italienerin verantwortet zum dritten Mal die Pfingstfestspiele – und spielt das Aschenputtel.

Es wird hart gearbeitet auf der Bühne, aber auch viel gelacht. Dort wird an einer Handbewegung gefeilt, da an einem Gesichtsausdruck. Jedes Detail ist wichtig. Die Proben für die Premiere der „Cenerentola“ von Gioachino Rossini am 5. Juni bei den heurigen Pfingstfestspielen laufen im Salzburger Haus für Mozart auf Hochtouren.

Für Cecilia Bartoli, die seit drei Jahren dem renommierten Kurzfestival als künstlerische Leiterin ihren Stempel aufdrückt, könnte die Rolle der Angelina – des Aschenputtels – eigentlich so etwas wie ein Heimspiel sein. Die Künstlerin weiß schon gar nicht mehr, wie oft sie in dieser Rolle auf der Bühne gestanden hat. Doch so wie in Salzburg hat sie die Rolle noch nie gespielt und gesungen. Das Aschenputtel als hart arbeitende, moderne Frau, die das Lachen nicht verlernt hat, aber trotzdem nicht von einem Prinzen träumt.

„Eine moderne Frau mit echten Gefühlen“, beschreibt Bartoli bei einer Plauderrunde nach einer Klavierprobe den Charakter dieser Angelina. Genau dieser neue Blick auf das Stück fasziniert auch die anderen im Team. Auch Javier Camarena, Enzo Capuano oder Nicola Alaimo in den Rollen von Don Ramiro, Don Magnifico oder Dandini haben reichlich „Cenerentola“-Erfahrung. Der einzige im Team, der sich zum ersten Mal an den Stoff wagt, ist Regisseur Damiano Michieletto. Der Venezianer hat bei den Sommerfestspielen schon die „Bohème“ und den „Falstaff“ inszeniert, für das Pfingstfestival ist es sein erstes Engagement.

„Je mehr Erfahrung die Sänger auf der Bühne haben, desto besser“, sagt der Italiener zum Vorwissen seiner Kollegen. Das ganze Team sei offen für einen neuen Blick, schwärmt Michieletto von der gemeinsamen Arbeit. Er sei kein Spezialist für das Historische, ihm gehe es immer um eine Verbindung zur Gegenwart und zum Publikum. Das neue Aschenputtel spielt in einem italienischen Tankstellen-Buffet, das den Hinterhof-Charme der 1960er-Jahre verströmt.

Kaffee und Punschtorte

Beim Plaudermeeting nach der Probe schlüpft Bartoli ganz selbstverständlich in die Rolle der Kellnerin. Sie serviert lachend den Journalisten und ihren Bühnenkollegen auf einem Silbertablett Kaffee in Pappbechern. Und ganz in ihrer Rolle als brav arbeitende Tochter des Buffet-Besitzers fängt sie dann auch noch an, den Boden zu kehren. Kopftuch, gelbe Gummihandschuhe, Schürze: Die Sängerin gibt sich ganz unkompliziert und entspannt. In Salzburg fühle sie sich mittlerweile fast wie zu Hause. Auch wenn sie von der Stadt so gut wie nur den Festspielbezirk zu sehen bekommt. Wenn sie eine kleine Auszeit braucht, dann schaut sie in einer nahe gelegenen Konditorei vorbei und isst eine Punschtorte. Diese sei sündhaft gut, erzählt die Sängerin: „Auch wenn ich nach einem Stück fast betrunken bin.“

Diner wie bei Rossini

Bei den Pfingstfestspielen absolviert die Mezzosopranistin ein Riesenprogramm: Sie singt in der „Cenerentola“, in „Otello“ und bei der Rossini-Gala, zu der auf Einladung der Italienierin das Who is Who der internationalen Opernszene in Salzburg erwartet wird: Teresa Berganza, Montserrat Caballé, Vesselina Kasarova, José Carreras, Michele Pertusi, Ruggero Raimondi oder Erwin Schrott werden die populärsten Rossini-Arien singen. Danach folgt – ganz im Sinne des Gourmets Rossini – ein Gala-Diner im Karl-Böhm-Saal. Immerhin konnte Elena Arzak als Köchin gewonnen werden. Die Spanierin gilt derzeit als eine der weltbesten Künstlerinnen hinter dem Herd.

Wie lässt sich so ein Arbeitspensum in Salzburg schaffen? Sie habe viel Energie, lacht Bartoli und fügt hinzu: „Es ist die Leidenschaft für die Musik.“

AUF EINEN BLICK

Die Salzburger Pfingstfestspiele

finden unter der künstlerischen Leitung

von Mezzosopranistin Cecilia Bartoli vom

5. bis 9. Juni statt und stehen unter dem Motto „Rossinissimo!“. Eröffnet werden

sie mit der Premiere von „La Cenerentola“. www.salzburgerfestspiele.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2014)

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