Containerdorf im Prater: Eine Weinbar als Anfang

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Im Juli eröffnet das Stadtbiotop - ein Containerdorf mit Shops und Lokalen - in der Krieau. Eine Bioweinbar hat mit dem Soft Opening begonnen.

Als Erstes ist der Wein da. Danach folgen gefrorenes Joghurt, ein Urban-Gardening-Projekt sowie Shops heimischer, junger Modelabels. Und fertig ist ein kleiner neuer Stadtteil, der nach rund einem Jahr wieder weiterziehen wird. So oder so ähnlich lässt sich das neue Stadtbiotop bei der Trabrennbahn Krieau im Wiener Prater beschreiben. Zwischen neuer WU und alter Trabrennbahn wartet nämlich eine brachliegende Fläche, wie es so schon heißt, darauf, mit Büros und Wohnungen bebaut zu werden. Bis es so weit ist, macht sich einstweilen ein recht interessantes Zwischennutzungsprojekt breit: Das Stadtbiotop ist ein kleines Dorf aus großen und kleinen alten Schiffscontainern, in denen Shops und Lokale untergebracht werden.

„Die Idee dazu haben wir schon länger, wir haben aber den passenden Standort gesucht. Seit ein paar Monaten haben wir ihn“, sagt Clemens Hromatka, der noch ein bisschen gestresst wirkt. Denn richtig eröffnen soll das Stadtbiotop erst nach der Fußball-WM, voraussichtlich Ende Juli. Noch sind nicht alle der rund 15 Container gefüllt, und behördlich sind auch noch ein paar Wege offen. Am Mittwochabend hat aber – um zum Wein zurückzukommen – ein Soft Opening stattgefunden: mit einer sehr speziellen Weinbar, die sich auf biologischen und Naturwein konzentriert hat. Auch das Lokal Cargo hat schon offen, nächste Woche folgt der Frozen-Joghurt-Anbieter Kurt, anschließend eben die Design- und Modeshops.

Naturwein aus Kärnten

Aber zurück zur Weinbar, hinter der zwei fachkundige Herren stehen: Moritz Herzog, der die Vinothek Weinskandal in der Ungargasse betreibt, und Leopold Kiem, der für das Weinsortiment bei Konstantin Filippou verantwortlich war und sich mit seiner Firma Agora Vino als Sommelier, Berater und Einkäufer selbstständig gemacht hat. „Wir wollen zeigen, was lebendiger Wein sein kann. Es geht uns um spannende Weine und es zeigt sich, dass die meistens bio sind“, sagt Moritz Herzog. In einem größeren Container verkaufen die beiden unter den Namen Herzog & Kiem an die 30 verschiedenen Weine von heimischen und internationalen Winzern. „Speziell in Frankreich gibt es eine hippe Generation, die auf alte Trauben setzt und sehr archaisch arbeitet“, meint Herzog. Neben französischen Weingütern – etwa dem Weingut Riberach, bei dem Herzog auch beteiligt ist –, finden sich italienische, kroatische, slowenische und österreichische Winzer. Unter Letzteren besonders viele Burgenländer (Andert, Preisinger, Pittnauer, Schuster, Weninger, Wenzel und Tschida), aber auch Niederösterreicher (Ernst Warnung), Steirer (Maria und Sepp Muster) und mit dem Georgium auch ein recht junges und höchst interessantes Weingut aus Kärnten.

Dazu gibt es Bier der Brauereien Schrems und Gusswerk, Kaffee von Grandoro und Fruchtsäfte von Poma. „Das sind alles Produzenten, denen wir vertrauen. Uns ist auch eine hoch qualitative Beratung wichtig, vielleicht machen wir auch einen Wein der Woche, den wir speziell ankündigen. Solche Weine sind für viele noch Neuland und müssen erklärt werden“, sagt Kiem.

Ganz allein bespielen die beiden die Weinbar allerdings nicht. Die kulinarische Ergänzung kommt von Anna Abermann, die das Cateringunternehmen „Herzlichst, Anna's“ betreibt und im Stadtbiotop auch für das Urban-Gardening-Projekt verantwortlich ist. „Ich ziehe hier das Gemüse und wir kochen es dann vor Ort“, sagt Abermann, die – ebenso wie Stadtbiotop-Initiator Clemens Hromatka – zuvor in der Unternehmensberatung tätig war. Die Weinbar startet also schon mit Frühstück und Kaffee. „Ab Mittag kocht Anna und gegen 17 Uhr kommen dann wir in die Weinbar“, erklärt Herzog. Auch einen regelmäßigen Biobauernmarkt und Workshops zum Thema Urban Gardening soll es geben. Spätestens Ende Juli läuft dann der Vollbetrieb. Und in einem Jahr zieht die Karawane wieder weiter.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2014)

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