Bei der traditionellen Weinkost der „Kleinen Zeitung“ im Steirereck ließ sich heuer weniger Politik als üblich sehen. Einige Hubschrauber landeten dennoch.
Die Ferien haben nun wirklich im ganzen Land begonnen, nur die Bundesregierung muss nachsitzen. Zumindest bekam man diesen Eindruck am Freitag beim Steirereck am Pogusch. Die traditionelle Weinkost der „Kleinen Zeitung“ ließ die Regierungsspitze des Landes in den vergangenen 22 Jahren eher selten aus. So ist das informelle Treffen, bei dem nicht einmal Kamerateams zugelassen sind, eine Art offizieller Ferienauftakt für Österreichs Entscheidungsträger. Es soll Menschen geben, die ihren Urlaub so legen, dass er erst nach der Weinkost beginnt (nachdem sie Zeremonienmeister Gerhard Nöhrer wochenlang um eine Einladung bekniet haben).
Doch heuer sagte Kanzler Faymann (SP) ab, und Finanzminister Spindelegger (VP) rief kurzfristig einige Minister zu weiteren Mid-Term-Verhandlungen rund um das Budget. Was beim Rest der Ministerschar, der doch zur Weinkost anreisen konnte (Mitterlehner, Bures, Kurz, Heinisch-Hosek, Klug, Karmasin, Rupprechter), das zufriedene Gefühl auslöste, in Budgetdingen wohl alles richtig gemacht zu haben. Gut gelaunt wie immer lobte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter etwa das „Hochamt der Genüsse“ im Steirereck, um das er sich als Fachminister für ein lebenswertes Österreich besonders kümmern müsse.
Richtig treue Gäste sind hingegen Bundespräsident Heinz Fischer, Designerin Lena Hoschek und die steirischen Landeschefs Voves und Schützenhöfer. Dietrich Mateschitz, der unweit in St. Marein aufgewachsen ist, kommt jedes Jahr per Hubschrauber, was die Schafe und Ziegen der Familie Reitbauer nicht mehr beeindruckt. Diesmal brachte er Bergsteigerlegende Reinhold Messner mit. Nur die geübten Weinkostgäste wie Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, die ORF-Chefs Alexander Wrabetz und Richard Grasl, die Kabarettisten Florian Scheuba und Lukas Resetarits oder der Schauspieler Klaus Maria Brandauer wussten, worauf zu achten ist: sich früh genug an den Köstlichkeiten zu laben, um eine passable Unterlage für die Weinkür zu schaffen.
Doch auch ein paar Debütanten begrüßten die Gastgeber Heinz Reitbauer, die „Kleine“-Chefs Hubert Patterer und Thomas Spann (Ceo) sowie die Styria-Vorstände Markus Mair, Klaus Schweighofer und Malte von Trotha: Kroatiens Finanzminister Boris Lalovac war eigens angereist, ebenso die US-Botschafterin Alexa Wesner, Neos-Chef Matthias Strolz, ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel und Schauspieler Michael Ostrowksi. Sie mischten sich unter die Gäste aus vielen Branchen, zwischen Sportler (in Ruhe) wie Franz Klammer und Thomas Muster, Regisseure wie Stefan Ruzowitzky, ORF-Prominente wie Armin Wolf und Robert Kratky und Manager wie Christian Kern (ÖBB), Friedrich Santner (Anton Paar-Ceo, Styria-Aufsichtsrat), Markus Breitenecker (Puls4) und Claudia Oszwald (H&M).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2014)