Heinz Marecek: "Fett ist eine gefährdete Art"

(c) Clemens Fabry (Die Presse)
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Der „Gault Millau“ kürte den Feinschmecker des Jahres: Heinz Marecek, dessen Skubanky und Liwanzen kochende Großmutter offensichtlich nicht aus Skandinavien kam.

Wien. Wer sein Namensschild auf dem Fett-Tisch vorfand, solle es bitte nicht persönlich nehmen, bat Karl Hohenlohe. Der Herausgeber des „Gault Millau“ gab gemeinsam mit seiner Frau Martina am Mittwoch den „Feinschmecker des Jahres“ bekannt: den Schauspieler und Kabarettisten Heinz Marecek. Und dessen kulinarische Vorlieben waren auf den Tischen des Steirerecks zu lesen: Da standen Schilder mit „Faschiertes“, „Skubanky“, oder eben „Fett“. Ex-Finanzminister Josef Pröll, 2005 selbst Feinschmecker des Jahres, kam statt auf Schotter auf Mehl zu sprechen – und pries als Vorstandssprecher des Konzerns Leipnik-Lundenburger wenig überraschend dessen Mehlmarke Fini's Feinstes als Heilsversprechen. Der ehemalige „Freizeit“-Chefredakteur Michael Horowitz hielt die Laudatio auf Heinz Marecek. Geprägt habe diesen unter anderem eine Großmutter, die um fünf Uhr früh aufstand, damit um zwölf die Rindssuppe auf dem Tisch stehen konnte.

Marecek selbst nannte die Küche seiner Großmutter eine, „um die sie jeder Alchimist beneidet hätte“. In dieser Küche sei alles entstanden, sein Naheverhältnis zum Essen. „In dieser Küche habe ich zwischen Porzellanmörsern, Messingweitlingen, Schneebesen, Nudelwalkern, Schüsseln, Töpfen, bunten Blechdosen mit seltsamen Inhalten, auf einem Küchenstockerl kniend, viele Tage meiner Kindheit verbracht.“ Jeden Tag habe Marecek bei seiner Großmutter Mehlspeisen gegessen: Skubanky, Liwanzen, Powidltatschkerln – „Sie sehen, meine Großmutter kam nicht aus Skandinavien“, spielte der Preisträger auf die nordische Welle in der Gastronomie an. „Wenn sie einen Schweinsbraten gemacht hat, gab es Tage lang nur Bratlfettbrot. Heute steht Fett ganz oben auf der Roten Liste der gefährdeten Arten!“

Orales Aquaplaning habe ihn überkommen angesichts der sieben Stunden köchelnden Suppe seiner Großmutter, die einem Drogenelixier gleichkam. „Ich habe in dieser Küche Essen gelernt wie andere Kinder Klavierspielen. Und ich habe brav geübt.“ (abu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2014)

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