Lenny Kravitz: Sushi und Leitungswasser

(c) Reuters (Albert Gea)
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Der Superstar war beim Nuke Festival. Davor tüftelte er in zwei Wiener Studios an seinem Wahlkampfsong für Barack Obama.

Es war vor genau einem Jahr. Da erzählte man sich in Salzburg, der Sänger Lenny Kravitz würde auf Einladung von Galerist Rudolf Budja in die Festspielstadt kommen und vielleicht in Marianne Sayn-Wittgensteins Sommerhaus in Fuschl auf ein Rehgulasch vorbeischauen.

Die Foto-Fürstin dementierte das in einem Interview mit der „Presse“: „Lenny Kravitz, wer ist der Kerl?“, fragte sie. Sie habe noch nie von ihm gehört und ihn daher auch nicht zu sich eingeladen. Und sie behielt recht. Der Salzburger Festspielsommer musste ohne Lenny Kravitz auskommen.

Nicht nach Salzburg, sondern nach Wien (und Umgebung) kam er nun ein Jahr später tatsächlich. Wegen seines Auftritts beim Nuke Festival in St.Pölten. Dass der 44-jährige Musiker, der auch Lieder für Madonna („Justify my Love“, 1990) produziert hat, nicht nur für einen weiteren Zwischenstopp seiner „Love Revolution“-Tour in Österreich war, erfuhr man erst am Montag.

In zwei Studios – beim ehemaligen Falco-Bandleader Thomas Rabitsch am Wilhelminenberg und in den Cosmix Studios von Bernd Jungmair, Cornelius Dix und Jürgen Haiden in Mariahilf – arbeitete er am Wahlkampfsong „Change“ für Barack Obama und einem Lied für Michael Jackson.

Der Besuch von Kravitz war für die beiden Studios vor allem: überraschend. Nicht einmal dessen Plattenfirma Emi hatte davon gewusst. Thomas Rabitsch erreichte der Anruf „auf der Fähre nach Kroatien. Da war es schon zu spät zum Umdrehen“. Seine Frau Anja hielt aber in Wien die Stellung und empfing den Sänger von „Are You Gonna Go My Way“ und „American Woman“ Freitagnacht. Mit schwarzem Kaffee und Sacherwürfeln.

Dass der Sänger am Samstag in ein anderes Studio wechselte, habe aber nicht, wie das fälschlicherweise eine Tageszeitung behauptet hatte, mit technischen Schwierigkeiten zu tun gehabt. Rabitschs Studio war am Samstag einfach nicht besetzt gewesen. Eine Ausweichmöglichkeit musste daher gefunden werden.


Die telefonische Anfrage hatte dann auch die (mit Rabitsch befreundeten) Kollegen von Cosmix, die vor allem für Werbeagenturen und das Fernsehen (etwa die neue Club Zwei-Signation) arbeitet, überrumpelt. Ähnlich wie Rabitsch ereilte der Anruf Bernd Jungmair, den Schlagzeuger der Band „Heinz“, im Italien-Urlaub. „Mit acht bis zehn Fahrstunden viel zu weit weg, um nach Wien zu fahren“, sagt sein Kollege Jürgen Haiden, der den prominenten Gast dann allein betreute. Die rund 70 Gäste, die zum 40. Geburtstag seiner Frau kamen, mussten warten. Als Partycrasher versuchte sich Kravitz dort aber nicht.

Von 17 Uhr bis 22 Uhr blieb er im Studio und nahm Gesangs- und Gitarrenspuren für die beiden Lieder auf und trat nur 30 Minuten verspätet, kurz vor Mitternacht, beim Nuke Festival auf. Am Nachmittag hatte Haiden den Künstler mit dem Faible für Lederjacken von seinem Wagen in der Mariahilfer Straße abgeholt. „Im Samstag-Trubel hat ihn dort niemand erkannt.“ Erst im Gastgarten im Innenhof vor den Cosmix Studios, in dem seit Jahren im Juni legendäre Parties stattfinden (die heuer wegen der EM ausfielen) „haben manche Stielaugen bekommen“.

Wirklich viel geredet hat Haiden mit Kravitz nicht. „Er wollte einfach tun und fertig werden“, sagt er. Zur Verstärkung gab's dann später Sushi vom Experimental-Japaner um die Ecke und – wenig rockermäßig – Leitungswasser. Kravitzs Gitarrist ging zum Rauchen vor die Tür: „Lenny doesn't like smoke in the studio“, soll er erklärt haben.

Auch im Studiokeller der Rabitsch's ging es des Nächtens konzentriert zu. „Er ist ein Musiker, der lieber im Studio steht, als auf irgendwelchen Parties“, erklärt Rabitsch dessen Arbeitswut. Zu Fürstin Marianne Sayn-Wittgenstein wäre er im Vorjahr also ohnehin nicht gekommen.

Zur Person

Lenny Kravitz, geb. 1964 in Brooklyn, erste Auftritte Anfang der Achtziger. Durchbruch 1991 mit Album „Mamma said“. War verheiratet mit Schauspielerin Lisa Bonnet („Cosby-Show“). Lebt mit Tochter Zoë Kravitz (20) in New York und Miami.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2008)

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