Wenn ein Museum auf Patensuche geht

Die künftige KHM-Direktorin Sabine Haag führte durch die baufällige Kunstkammer.

Es ist eine ihrer letzten Ansprachen gewesen, die sie als „designierte Direktorin“ des Kunsthistorischen Museums hielt. Direktorin war die Vorarlbergerin Sabine Haag, die ab dem neuen Jahr dem jetzigen Direktor Wilfried Seipel an der Spitze des Museums nachfolgen wird, bis jetzt aber auch schon. Die der Kunstkammer des Hauses, die intern unter dem Kürzel „KK“ firmiert.

Für die Renovierung der 13 Säle und neun Kabinette der Kunstkammer und die Restaurierung der 3000 darin ausgestellten Kunstwerke macht die zukünftige „Frau Direktor“ sogar etwas ziemlich Ungewöhnliches. Sie zieht aus dem Chefbüro aus, bevor sie dort überhaupt einziehen konnte – um der Kunstkammer Platz zu machen. Einen anderen Raum für das Direktionsbüro hat man in dem 117 Jahre alten Gebäude freilich längst gefunden. Trotzdem wird klar, wie viel Haag an der Kunstkammer liegt.

Seit 2002 ist die Sammlung schon geschlossen. Und wird es voraussichtlich mindestens weitere drei Jahre sein. Bei der Finanzierung dieses großen, mit rund 17 Mio. Euro budgetierten Restaurierungsprojekts ist neben dem Bund (Bundesministerin Claudia Schmied soll Haag zugesichert haben, dass die Kunstkammersanierung oberste Priorität hat) vor allem die private Hand gefordert. Weshalb das Museum gemeinsam mit der „Presse“ regelmäßig Fundraising-Dinner veranstaltet und vor allem auch private Personen für eine Patenschaft für ein Kunstwerk interessieren will. Die Patenschaft für manche Kunstwerke beginnt schon bei 300 Euro. Wer einmal Pate ist, wird in die Inventare des KHM eingetragen – und bleibt dort für die Ewigkeit. Verspricht das KHM.


Am Montag wurden die ersten 42 Paten zu einer Baustellenbesichtigung (und „ihren“ Kunstwerken) ins KHM geladen. Sabine Haag und ihre Restaurateure zeigten erste komplett restaurierte Kunstwerke.

Übrigens: Auch die 2003 gestohlene (und drei Jahre später wieder aufgetauchte) Saliera von Benvenuto Cellini bekommt durch die Renovierung ein neues Zuhause. Und sollte in Zukunft etwas besser gesichert sein. Die Raumpatenschaft für den Saal, der künftig die Saliera beheimaten soll, übernahm eine große Versicherung.

Durch die kleinen und großen Spender wurden bisher rund zwei Mio. Euro eingenommen. Trotzdem heißt es im KHM weiterhin: neue Paten dringend gesucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2008)

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