Unternehmer statt Wirte: Die junge Figlmüller-Generation

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Hans und Thomas Figlmüller eröffnen dieser Tage mit dem „Lugeck“ ein modernes Wirtshaus – und damit den sechsten Betrieb der Familie.

Wir sind eigentlich mehr Unternehmer als Wirte“, sagt Hans Figlmüller über sich und seinen Bruder, Thomas. Dennoch haben sich die beiden die – derzeit offenbar hoch im Kurs stehende – Wiederbelebung des Wiener Wirtshauses vorgenommen. Am Lugeck eröffnen die zwei Wirtschaftsakademiker mit dem „Lugeck“ ebendort ein „Wirtshaus reloaded“, wie sie es nennen. Aufgesperrt werden soll in den nächsten Tagen. Das Lokal ist so gut wie fertig, ein paar Formalitäten müssen noch erledigt werden. Auf zwei Stockwerken wird in dem einstigen Little Buddha – das übrigens lange leer stand – bald nicht nur Schnitzel, Backhendl und geröstete Leber serviert werden, sondern eben auch Wirtshausburger, Rib-Eye-Steak und Babyspinat. Dazu gibt es nicht nur Krügerl, Seidl und Viertel, sondern knapp 20 verschiedene Craft-Biere sowie Orange Weine bzw. Naturweine.

Rauchschwaden sucht man im Lugeck vergeblich, alle 230 Sitzplätze sind Nichtrauchern vorbehalten. Dafür gibt es gestalterische Elemente, „die an Oma erinnern sollen“, so Hans Figlmüller, wie Resopalplatten, Emailfliesen und einen Linoleumboden. „Wir wollen das Wirtshaus in die heutige Zeit holen und zu einem Ort machen, in dem man auch mit weiblicher Begleitung gehen kann“, erklärt Thomas Figlmüller, der eingestehen muss, dass mit ordentlicher Verspätung eröffnet wird.

In vierter Generation

Nicht nur, dass die Bauarbeiten, wie so oft, doch etwas länger gedauert haben. Die Brüder hatten das Lokal bereits vor Jahren im Auge. „Wir haben uns damals gleichzeitig für zwei Standorte beworben, also am Hohen Markt, wo jetzt das Joma ist, und am Lugeck. Es ist dann beides etwas geworden. Das gleichzeitig zu machen wäre schon eine Herausforderung gewesen“, so Hans Figlmüller. 2012 hat das Joma eröffnet, das Lugeck musste warten.

Dass die zwei übrigens einmal, genauso wie ihr Vater, Großvater und Urgroßvater in die hauseigene Gastronomie einsteigen, war nicht von Anfang an klar. Der Vater habe nie Druck gemacht, wichtig war nur, dass seine Söhne die Schule abschließen und studieren. „Er hat damals Welthandel studiert, musste aber unterbrechen, weil sein Vater krank geworden ist und er das väterliche Wirtshaus in der Wollzeile übernommen hat. Die Geschichte hat sich aber wiederholt“, sagt Hans Figlmüller, der 2002 ins väterliche Unternehmen eingestiegen ist – weil sein Vater, Hans Figlmüller senior, krank geworden ist. Sein Bruder, Thomas, folgte kurz darauf. Den Sprung ins kalte Wasser bereuen sie nicht. Beide sind aber auch der Meinung, dass es ohne Krankheit des Vaters vielleicht anders gekommen wäre. „Jetzt geht es ihm zum Glück wieder besser. Aber er war damals sehr schwach und hat nach fünf Minuten Diskussion, wie etwas gemacht gehört, aufgegeben. Er war damals nicht so stark vorhanden, vielleicht wäre es sonst anders gekommen“, sagt Thomas Figlmüller. Sein Bruder bestätigt das: „Das Wort patriarchalisch stimmt nicht, aber er hat schon eine ganz genaue Vorstellung, wie man das macht.“

Mittlerweile ist das Lugeck der sechste Betrieb der Figlmüller-Dynastie. Der Urgroßvater von Hans und Thomas ist übrigens damals aus dem Waldviertel hergezogen, weil „dort nichts mehr zu holen war, in Wien aber sich das Leben und der Trubel abgespielt haben“, so Hans Figlmüller. Neben den zwei Restaurants in der Wollzeile und Bäckerstraße betreibt mittlerweile die vierte Generation das Wirtshaus Figls in Döbling (das die beiden 2004 vom Heurigen zu einem Wirtshaus, mittlerweile mit Craft-Bier-Schwerpunkt umfunktioniert haben), das Joma am Hohen Markt, das sich als Mischung aus Café-Brasserie und Bar deutlich vom Konzept Schnitzelwirtshaus abhebt, und den Coffeeshop Dailyroast auf dem Wiener Flughafen. Im März ist ein weiterer Standort auf dem Flughafen geplant. „Früher war das kein Unternehmen mit Struktur, der Papa war Wirt mit zwei Lokalen“, sagt Hans Figlmüller und legt ein paar Zahlen nach: „Früher gab es insgesamt 30 Mitarbeiter, heute an die 240.“ Wie gesagt: Sie sind mehr Unternehmer als Wirte.

Zu den Personen

Hans und Thomas Figlmüller entstammen der Wirtshausfamilie Figlmüller, die für ihre überdimensionalen Schnitzel, mit denen schon auf dem Wiener Flughafen geworben wird, berühmt ist. 1905 hat ihr Urgroßvater Johann Figlmüller ein Weinhaus im zweiten Bezirk eröffnet, das später in die Wollzeile übersiedelte. Mittlerweile führen die beiden Brüder das Unternehmen. Neben den beiden Restaurants Figlmüller im ersten Bezirk zählt dazu das Figls in Döbling, das Joma am Hohen Markt, eine Kaffeebar auf dem Flughafen und in Kürze das moderne Wirtshaus Lugeck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2014)

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