Grüner Gugelhupf im Teehaus: Japanisch reden oder schweigen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Grünteepulver, Achtsamkeit und Yuzu-Mochi: Mit dem Teelokal Siki in Währing hat Akemi Oki Wien wieder ein Stück japanischer gemacht.

Ein chinesisches Regal ist schuld. Akemi Oki sah das runde Möbelstück im Dorotheum und dachte sich, das kann ich zu Hause nicht hinstellen. Die Tante ihres Mannes, Akakiko-Chefin Mi-Ja Friedländer, riet ihr: „Mach doch ein Teelokal auf.“ Und Akemi Oki, in Tokio geboren und seit 1995 in Wien, wusste: Wenn, dann richtig. Nicht nur mit Grünteeausschank und Matcha-Schokolade im Regal, sondern auch mit einem Teezeremonienraum. In dem nun auch das inspirierende Regal steht.

Gut für die Konzentration

In einem ehemaligen Installationsgeschäft in der äußeren Währinger Straße verkauft sie nun Biogrüntee und empfängt zur Teezeremonie. Dass die belebte Einkaufsstraße hier deutlich ruhiger ist, weil die Straßenbahn schon Richtung Pötzleinsdorf abgebogen ist, passt zum Programm: Denn beim japanischen Teeritual geht es vor allem um Achtsamkeit und Ruhe. Akemi Oki hält die Teezeremonien (noch) nicht selbst, ist noch nicht Gastgeberin, wie man in Japan sagt. „Ich lerne noch. Auch mein Sohn möchte das lernen. Er ist 14, da ist das nur gut für die Konzentration“, sagt die Neo-Geschäftsfrau gut gelaunt. Erfahrungen in der Gastronomie hat sie bis auf die Akakiko-Verwandtschaft keine. „Ich war immer Hausfrau.“
Jetzt bündelt sie für das Teelokal Siki energiegeladen diverse Kontakte. Eine japanische Konditorin fertigt für sie kunstvolle Wagashi, jene kleinen Süßigkeiten in mannigfaltiger Ausführung, die man in Japan zum Tee reicht. Sie sollen monatlich wechseln: etwa gelbe Yuzu-Mochi aus weichem Reismehlteig, Yatsuhashi, dreieckige Zimtteigtaschen mit Azukibohnenfülle oder süchtig machender, hocharomatischer Sesampudding. Ebenfalls zu kosten sind Mini-Gugelhupfe, mit dem Grünteepulver Matcha tiefgrün gefärbt und aromatisiert. „Diese Gugelhupfe macht mir ein 15-jähriges Mädchen“, erzählt Akemi Oki von einer weiteren Beteiligung an ihrem Projekt.

Die auffallenden Lampen im Verkaufsraum kommen von der Designerin Megumi Ito, die Stoffbezüge wechseln mit den Jahreszeiten – wie auch die Wagashi. „Viele meiner Kunden sind Diplomaten, Halbjapaner oder Japanologiestudenten“, sagt Akemi Oki, „die freuen sich, dass sie jetzt hier mit mir bei einem grünen Tee Japanisch reden können.“

Symbolische Reinigung

Momentan bietet das Siki nur Zeremonien zum Zusehen an, ab Jänner wird es Kurse geben, in denen man das Gastgeben lernt. Für die Teezeremonien ist Norbert Breitenauer zuständig, Präsident der Urasenke-Austria, einer Vereinigung, die sich um die Vermittlung des Urasenke-Teewegs kümmert. Auf dem hiesigen Drei-Tatami-Teeplatz – Tatamimatten gelten gewissermaßen als Maßeinheit – werden ein bis fünf Gäste von Urasenke-Gastgebern empfangen. Etwa von Hisa Enomoto, die, mit Kimono bekleidet, mit unendlich bewussten Bewegungen Bambuslöffel und Teedose symbolisch mit einem Seidentuch reinigt, die Teeschale rituell ausspült. Bevor sie den Matcha in die Schale häuft, lädt sie die auf den Tatami-Matten knienden Gäste ein, ihre Wagashi zu essen, die übrigens immer in ungerader Zahl auf dem Teller liegen müssen. Sonst wird geschwiegen. Am Schluss gibt es den sorgsam zubereiteten Matcha zu trinken. Vorwissen braucht man als Teeremoniengast keines. Nur knien sollte man können.

Auf einen Blick

Teekultur. Akemi Oki, in Tokio geboren und seit 1995 in Wien, hat in Währing das Teelokal Siki eröffnet. Hier schenkt sie nicht nur Biogrüntee aus, sondern reicht auch süße Wagashi. Herzstück des Konzepts sind die Teezeremonien, an denen man als Gast teilnehmen kann. Ab Jänner wird es Kurse geben, in denen man das Abhalten der Zeremonie lernen kann. Siki, Währinger Straße 153, 1180 Wien. www.siki.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2014)

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