Eric Kandel zu Gast in Wien

Eric Kandel
Eric Kandel(c) ORF (Milenko Badzic)
  • Drucken

Der US-Nobelpreisträger eröffnete die Medizinschau „Unter die Haut“ in den Sammlungsräumen des Wiener Josephinums.

Wien. Liegt es daran, dass in den USA Rhetorik unter Wissenschaftlern generell einen so hohen Stellenwert hat oder daran, dass der Mann eben ein Nobelpreisträger ist? So kurzweilig und tiefgründig wie Eric Kandel hat man jedenfalls selten jemanden die Anfänge moderner Medizin erklären gehört.

Der 85-jährige Gedächtnisforscher, der 1939 als Kind vor den Nazis aus Wien in die USA floh, eröffnete Dienstagabend die medizinhistorische Ausstellung „Unter die Haut“ in den Sammlungsräumen des Wiener Josephinums. Dabei beleuchtete Kandel entlang seines Buches „Das Zeitalter der Erkenntnis“ die Rolle von zwei Männern, die von Wien aus die Medizinwelt prägten: Carl von Rokitansky und Josef Skoda. Kandel erklärte, wie Rokitansky Sigmund Freud beeinflusste und wie sich medizinische Erkenntnisse über den Salon von Bertha Zuckerkandl-Szeps (verheiratet mit dem Mediziner Emil Zuckerkandl) in der Wiener Kunstwelt verbreiteten und auch in Klimts Frauenbildern Niederschlag fanden. Apropos Frauen: Kandel reiste mit Ehefrau Denise an, die ebenfalls eine bekannte Wissenschaftlerin ist – Fachgebiet: Suchtverhalten.

Die Schau selbst ist klein, aber fein. Die Leiterin des Josephinums, Med-Uni-Vizerektorin Christiane Druml, kombinierte diesmal historisches Material mit neuer Videokunst, etwa von Ali Kazma, der bei der Biennale in Istanbul zu sehen war. (uw)

„Unter die Haut. Rokitansky – Skoda – Zuckerkandl. Die Geburt der modernen Medizin“: Josephinum, WienIX, Währinger Straße25; Fr–Sa, 10–18Uhr; bis 16.Mai 2015.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.