Queen: „Der Funke springt noch immer“

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Queen kommen mit jungem Sänger nach Wien. Dazu gibt es (wieder) das Musical „We Will Rock You“ und eine Fotoausstellung – im Einkaufszentrum.

Der Sänger tot, der Bassist im Ruhestand, der Gitarrist hat ein neues Kniegelenk und der Schlagzeuger ist auf Hörgeräte angewiesen, schrieb die Austria Presse Agentur schön und ein bisschen böse im vergangenen März. Da hatten Brian May und Roger Taylor, die verbliebenen spielfreudigen Mitglieder von Queen, bekannt gegeben, dass sie es noch einmal – wieder einmal – wissen wollen.

Wenig später standen Gitarrist und Schlagzeuger wieder auf der Bühne. In der Rolle des Sängers diesmal: Adam Lambert, der erstmals 2009 als „American Idol“-Kandidat mit Queen gesungen hatte – offenbar mit Überzeugungskraft in der Stimme. Heute, Dienstag, startet in Newcastle der aktuelle Teil der gemeinsamen Tour, der das generationenübergreifende Triumvirat zu Sitzplatzpreisen von knapp 100 Euro am 1. Februar auch in die Wiener Stadthalle führen wird. Mit ihm, verkündete Brian May im Vorfeld, sei die Band so gut wie zu ihren besten Zeiten.

Aber ist die Band noch die Band? Die Frage scheidet die Fans. Für manche starb Queen mit Freddy Mercury, für andere nicht. Er habe die Entwicklung anfangs mit gemischten Gefühlen gesehen, sagt Christian Rischer vom Austrian Queen Fanclub. Freddy Mercury sei „natürlich unantastbar. Aber es funktioniert.“ Mit Paul Rodgers, mit dem Queen eine Zeit lang unterwegs war, und mit Adam Lambert noch besser. „Rodgers hat eine Blues-Note reingebracht. Lamberts Stimme ist Mercury ähnlicher. Das schließt an die alten Tage an, als Queen die uneingeschränkten Herrscher der Bühne waren.“ Lambert sei „Teil der Band“ geworden: „Es ist eine Freude, zuzuschauen, wie sie sich anlachen. Der Funke springt.“

Das gilt offenbar auch für das Musical „We Will Rock You“, das schon 2008 im Raimund-Theater gezeigt wurde und das nun wieder nach Wien kommt. Zwölf Jahre lief die englische Version im Londoner Westend; erst im Mai wurde sie, als eines der zehn längstlaufenden Musicals, eingestellt. Obwohl die Handlung – in einer fernen Zukunft wird der Planet e.bay von der Killer Queen diktatorisch regiert, Musik wird von Computern gemacht, echte Musik ist verboten – nichts mit der Bandgeschichte zu tun hat, legt Fan Rischer auch dafür ein gutes Wort ein: „Eine witzige, durchdachte Geschichte“, die sich ätzend gegen den musikalischen Einheitsbrei wende; von der Stimmung her weniger Musical als Rockkonzert.

Insgesamt 46-mal hat Rischer allein das Musical gesehen. Außerdem 89-mal Queen in wechselnden Besetzungen, sieben Konzerte mit dem Original. Letzteres immer in Wien, zum ersten Mal 1978, als 15-Jähriger. „Diese Musikalität, diese Spielfreude: Das sieht man einmal und vergisst es nie wieder.“ Rischers Begeisterung ist anhaltend. Jedes Jahr erstellt er einen Jahresbericht über die Aktivitäten der Band, 106 A4-Seiten waren es 2014. Erst am Freitag kam ein Dankesmail von Brian May.

60 Bilder zur Bandgeschichte

Natürlich hat er auch die Ausstellung „One Vision“ schon gesehen, die das Musical derzeit begleitet. In München war sie im Rockmuseum im Olympiaturm zu sehen, hier muss das Einkaufszentrum „The Mall“ in Wien-Mitte als Schauplatz dienen. „Sehr, sehr nett“, urteilt Rischer. Dass einige Bilder bisher unveröffentlicht seien, relativiert er ein wenig. „Ich als Fan kenne sie alle.“

Wenig zu hören war zuletzt nur vom Film, den die Band plant. Für das Drehbuch verantwortlich ist Autor Peter Morgan (der schon über eine andere Queen, Monarchin Elizabeth, geschrieben hat) mit Wohnsitz in Wien. Nach Differenzen mit und Absprung von Mercury-Darsteller Sacha Baron Cohen wurde 2013 Ben Whishaw („Das Parfüm“) für die Rolle erkoren. Der steht dafür derzeit als Q für das Bond-Abenteuer „Spectre“ vor der Kamera, das gerade in Österreich gedreht wird.

Auf einen Blick

Queen wurde 1970 von Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor und John Deacon gegründet und zählte zu den wichtigsten Bands der Welt. May und Taylor treten auch seit Mercurys Tod 1991 immer wieder auf; Deacon hat sich zurückgezogen. In Wien ist ab Donnerstag, 15. Jänner, die Fotoausstellung „One Vision“ in „The Mall“, Wien-Mitte, zu sehen, die von Queen-Manager Jim Beach zur Verfügung gestellt wurde. Am 22. Jänner feiert das Musical „We Will Rock You“ Premiere in der Stadthalle. Dort treten am 1. Februar auch „Queen + Adam Lambert“ auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2015)

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