"Carlton"-Affäre: Strauss-Kahn vor Gericht

Dominique Strauss-Kahn
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Vergewaltigungsvorwürfe kosteten dem Ex-IWF-Chef "DSK" die Kandidatur für das Präsidentenamt. Der aktuelle Prozess widmet sich dem Vorwurf der Zuhälterei.

Macht, Moral, mögliche Intrigen - in diesem Dreieck steht Dominique Strauss-Kahn. Wegen Sex-Partys mit Prostituierten muss sich der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) seit Montag vor Gericht verantworten. In der "Carlton"-Affäre wirft der Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille ihm und 13 weiteren Angeklagten organisierte Zuhälterei vor.

Diese Straftat wird in Frankreich weit ausgelegt und umfasst etwa auch Prostitution, die von Dritten bezahlt oder bei Sex-Partys organisiert wird. Der in Frankreich als "DSK" bekannte Strauss-Kahn hatte zwar eingeräumt, zwischen 2009 und 2011 an freizügigen Partys in Paris, Washington und Lille teilgenommen zu haben, er will allerdings von Bezahlung nichts gewusst haben. Dann müsste der 65-Jährige straffrei bleiben.

Anders als im Mai 2011, als Strauss-Kahn in New York von der Festnahme nach den Vergewaltigungsvorwürfen eines Zimmermädchens überrascht wurde, konnte er sich dieses Mal knapp zwei Jahre auf den Prozess vorbereiten. Sein Anwalt hatte begründet, die Prostituierten seien womöglich nicht zu erkennen gewesen. Die Ermittler in Lille gehen allerdings davon aus, dass Strauss-Kahn die Prostitution klar gewesen sein muss. Die Untersuchungsrichter wollen nachweisen, dass der Ex-IWF-Chef zusammen mit Hotelmanagern, einem hochrangigen Polizisten, Unternehmern und unterstützt durch einen Zuhälter ein wahres Sexnetzwerk mitorganisierte.

"Carlton"-Manager auf der Anklagebank

Die Staatsanwaltschaft hatte vor Prozessbeginn für ein Ende der Ermittlungen gegen "DSK" plädiert. Die Richter setzten das Verfahren dennoch an. Mit der Vernehmung von Strauss-Kahn wird erst in der kommenden Woche gerechnet.

In dem zunächst bis zum 20. Februar terminierten Prozess müssen sich neben Strauss-Kahn unter anderem Bordell- wie Hotelbesitzer und Unternehmer verantworten. Auch drei Manager des "Carlton" in Lille sitzen auf der Anklagebank. Dem Luxushotel hat die Affäre ihren Namen zu verdanken.

Bis zu zehn Jahren Gefängnis

Zum Auftakt lehnte das Gericht Anträge über eine Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Dies war von früheren Prostituierten beantragt worden, die als Nebenklägerinnen auftreten.

Die in Lille zur Verhandlung stehende bandenmäßige Zuhälterei kann in Frankreich mit bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe geahndet werden. Auch Geldstrafen bis zu 1,5 Millionen Euro sind möglich.

Die Karriere des früheren Ministers und damaligen IWF-Chefs Strauss-Kahn wurde schon vor rund vier Jahren jäh gestoppt. Ursprünglich sollte er 2012 für die französischen Sozialisten als aussichtsreicher Präsidentschaftskandidat antreten. In New York stand er allerdings im Zentrum einer Affäre um Vergewaltigungsvorwürfe einer Hotelangestellten. Strauss-Kahn verlor bereits 2011 seinen Chef-Posten beim IWF, mit der Angestellten einigte er sich außergerichtlich.

(APA/dpa)

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