Neustart für die Pratersauna: "Qualität des Publikums ist heilig"

pratersauna
pratersauna(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Pratersauna hat nach der Winterpause wieder geöffnet - mit einigen Neuerungen und Regeln. Unter anderem soll freitags an der Tür stärker selektiert werden.

Man darf sich in Wien derzeit nicht beschweren. Zumindest nicht jene, die nächtens gern der elektronischen Musik frönen. Das Angebot ist groß, manche Szenekundigen sprechen gar von einem Überangebot an Veranstaltungen. Zu den führenden Clubs zählt seit Jahren zweifelsohne die Pratersauna. Die Betreiber Hennes Weiss und Stefan Hiess haben aus einer heruntergekommenen Sauna im Prater eine international renommierte Location gemacht, die dreimal in Folge vom – mittlerweile eingestellten – „de:bug“-Magazin zum zweitbesten Club im deutschsprachigen Raum gewählt wurde.

Dennoch üben Weiss und Hiess Selbstkritik – und verordneten sich und der Location nach mehr als fünf Jahren Dauerbetrieb eine rund zweiwöchige Auszeit. „Die Winterpause war für uns mehr eine symbolische Pause. Die Pause nehmen wir als Anlass, einiges konzeptionell zu verändern“, sagt Weiss. Einerseits spricht er damit den „Booking-Wahnsinn“ an, den man selbst mitgespielt hat. „Wir sind vor allem im vergangenen Jahr mit den großen Bookings ziemlich auf die Schnauze gefallen. Offensichtlich brauchten wir diesen Weckruf“, sagt er. Daher will man vermehrt auf heimische Künstler setzen bzw. ihnen bessere Spielzeiten geben. Vor allem am Freitag, der als „Klubnacht“ neu konzipiert ist, soll den lokalen Größen dieselbe Aufmerksamkeit wie internationalen Gästen geschenkt werden. Dieser Tag soll das Aushängeschild der „neuen“ Pratersauna werden, auch verbunden mit neuen Regeln.

„Erstmal ganz banal mit neuen Öffnungs- und Schließzeiten. Wir starten erst um Mitternacht und schließen um 8 Uhr morgens. Es gibt ein Fotoverbot für Online-Portale“, sagt Weiss. Das Highlight sei ein neuer Floor, der ausschließlich freitags geöffnet haben wird. Das neue Format soll jedoch nicht für jeden zugänglich sein: „Es wird eine verschärfte Türselektion geben. Die Qualität des Publikums ist für uns am Freitag heilig. Lieber ein paar Leute von der Tür abweisen und dafür drinnen eine gute Stimmung haben.“ Mit der Premiere ist Weiss sehr zufrieden. Abweisen musste man nur wenige, was ihn freut. 1000 Gäste kamen am vergangenen Freitag, also etwa genauso viele, wie auf Facebook angemeldet waren. Auf Social-Media-Einladungen will man für Folgeveranstaltungen für Freitag aber verzichten. Weiss bezeichnet diesen Schritt selbst als mutig, weil er weiß, dass die Konkurrenz darauf nicht verzichten wird.

Frontalangriff und Freundschaft

Mitbewerber gibt es nicht wenige. Die größten sind wohl die Kantine im alten Zollamt und die Grelle Forelle. Letztere habe anfangs einen Frontalangriff auf die Pratersauna gefahren, erinnert er sich. Mittlerweile sieht Weiss den Donaukanal-Club nicht mehr als Mitbewerber, sondern vielmehr als Freund: „Es ist der einzige Club, mit dem wir uns absprechen.“ Keine Absprachen, aber ein „positives Miteinander“ gibt es mit „Dots“-Chef Martin Ho, der seit Anfang März direkt nebenan im Vie i Pee hauptsächlich auf Hip Hop setzt. „Wir sind in die Pläne von Beginn an eingeweiht und kennen die Betreiber schon lang. Sowohl musikalisch als auch zielgruppentechnisch gibt es eine ganz klare Differenzierung.“

Ein anderer Nachbar, die WU, hat der Pratersauna bei manchen Betrachtern ein unbeliebtes studentisches Image beschert. Das hört Weiss nicht gern. So liegt es auch nahe, dass das hauseigene Donnerstagsformat für Studierende eingestampft wurde. „Wir konzentrieren uns nun wieder auf unsere wahre Ausrichtung.“

AUF EINEN BLICK

Hennes Weiss und Stefan Hiess eröffneten im Sommer 2009 in Wien Leopoldstadt den Elektronik-Club Pratersauna. Von 2010 bis 2012 wurde sie von den Lesern des „de:bug“- Magazins zum zweitbesten Club im deutschsprachigen Raum gewählt. Die Betreiber organisieren zudem seit 2013 in Kroatien das Lighthouse-Festival. Im Februar machte die Pratersauna erstmals Winterpause. Am 6.März wurde ein neuer Floor präsentiert.

Infos: www.pratersauna.tv

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.