Helen Mirren: "Preise – wundervoll, unwichtig"

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In "Die Frau in Gold" spielt Helen Mirren Maria Altmann, die Nichte der von Gustav Klimt porträtierten Adele Bloch-Bauer. Es ist eine Geschichte ganz nach dem Geschmack der Oscar-Preisträgerin: Es geht um Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und basiert auf einer wahren Begebenheit.

Dass sie eine Meisterin ihres Fachs ist, weiß man spätestens, seit Helen Mirren die britische Monarchin in „Die Queen“ gespielt hat. Nach ihrem Oscar vor neun Jahren spielt sie in „Die Frau in Gold“ eine Österreicherin, die aus Wien vor den Nazis in die USA geflohen ist. Eine wahre Geschichte: Eine unauffällige Boutiquenbesitzerin entpuppt sich als Erbin eines der ikonischsten Bilder der Moderne, von Klimts „Die goldene Adele“, dem Porträt der Wiener Industriellengattin Adele Bloch-Bauer – Marias Tante. Das Drama erzählt, wie Maria Altmann um ihr Erbe und um Gerechtigkeit kämpft.

Wie vertraut waren Ihnen Wien und die Kunst von Klimt?

Helen Mirren: Wien kannte ich kaum. Ich war nur ein Mal für einen Tag dort – gerade einmal genug für ein Stück Sachertorte. Klimt war mir natürlich ein Begriff. Als ich studiert habe, hing über jedem Bett ein Klimt-Poster.

In „Die Frau in Gold“ hatten Sie es mit einer besonderen Herausforderung zu tun: Wie sind Sie diese Aufgabe angegangen?

Ich hatte eine tolle Lehrerin, Susie Stack aus Wien. Sie ist eigentlich Schauspielerin und eine gute Freundin von Daniel Brühl. Er hatte sie mir empfohlen und angekündigt, dass mir die Arbeit mit ihr großen Spaß machen würde. Und er hatte recht.

Hatten Sie Bedenken, dass das Sprachproblem schwierig für Sie sein würde?

Es ist immer schwer, nicht in der Muttersprache zu spielen. Du bist in deinem Spiel völlig gehemmt. Mich macht das geradezu paranoid, weil ich so extrem auf mich selbst konzentriert war. Und meine Figur Maria hatte diesen wunderschönen, sanften Wiener Akzent. Daher freut es mich, wenn es sich in Ihren Ohren richtig anhört.

Hatten Sie je von Maria Altmann gehört, bevor Sie diesen Film gedreht haben?

Nein, ich hatte bis dahin nichts über sie gelesen, was mich sehr wundert. Denn das ist eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack: Es geht um Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und basiert auf einer wahren Begebenheit.

Ihr Kollege Ryan Reynolds, der Ihren unerfahrenen Anwalt spielt, hat sich in Sie verknallt, gestand er. Die Story sei auch ein bisschen eine Liebesgeschichte, meint er.

Stimmt, man könnte es als Liebesgeschichte über zwei Generationen sehen. Wobei der echte Randol Schoenberg nicht annähernd so attraktiv wie Ryan Reynolds ist. Wobei zwischen Mandantin und Anwalt nichts Sexuelles im Spiel war, es war eher eine tiefe Verbundenheit. Die beiden haben viel gestritten und diskutiert, im Prinzip wurden sie wie eine Familie.

Immerhin ist Reynolds, ein unwiderstehlicher Charmeur und Witzbold, über 30 Jahre jünger als Sie. Und dennoch: Die Chemie zwischen Ihnen ist grandios.

Ja, die Chemie zwischen uns stimmte einfach. Und sie ist ein kompliziertes Thema. Es gibt Filme, in denen Schauspieler sich während der Dreharbeiten sogar ineinander verliebt haben, doch auf der Leinwand springt zwischen ihnen seltsamerweise kein Funke über. Und dann gibt es Kollegen, die sich jenseits der Kamera nicht ausstehen können, aber auf der Leinwand fliegen zwischen ihnen nur so die Funken.

Wenn Chemie nicht berechenbar ist, wann merkt man, ob sie vorhanden ist? Erst, wenn es zu spät ist?

Erst, wenn man den fertigen Film auf der Leinwand sieht. Während des Drehs musst du einfach ins kalte Wasser springen, ohne zu wissen, ob es wirklich funktioniert.

Sie werden am 26. Juli 70 Jahre alt und sind unbestritten eine Augenweide. Ryan Reynolds nennt Sie „einen heißen Feger“. Waren Sie immer so stilsicher?

Als ich das erste Mal zur Vorstellung meiner Shakespeare-Stücke nach Amerika reiste, trug ich eine Leopardenhose und Cowboystiefel und fand mich todschick – bis der PR-Mann zu mir kam und sagte: „Sorry, Helen, hoffentlich macht es Ihnen nichts aus, aber wir gehen jetzt besser etwas kaufen, was zu einer Shakespeare-Mimin passt.“

2003 erhielten Sie von Prinz Charles den Titel einer „Dame of the British Empire“. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?

Preise sind wundervoll, aber völlig unwichtig. Dass mir aber der Titel „Dame“ verliehen wurde, war etwas völlig anderes. Meine Eltern wären sehr stolz auf mich gewesen.

Steckbrief

Helen Mirren (geb. 1945 in Chiswick) zählt zu den großen britischen Schauspielerinnen. 2007 gewann sie für ihre Darstellung der britischen Königin Elisabeth II. den Oscar als beste Schauspielerin.

Aktuell spielt sie in „Die Frau in Gold“ die Rolle der Maria Altmann, die um die Rückgabe des Gemäldes „Goldene Adele“ von Gustav Klimt kämpft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2015)

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