Ron Perlman: "Die Gerüchte stammen von mir"

Ron Perlman
Ron Perlman(c) Stanislav Jenis
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US-Schauspieler Ron Perlman spricht im Interview über neue Filme, die er mit seiner Produktionsfirma drehen will, die Blütezeit des amerikanischen Kinos und seine Lieblingsregisseure. Außerdem verrät er, warum er unbedingt ein drittes Mal in die Rolle des Hellboy schlüpfen will.

Er ist im Charakterfach ebenso zu Hause wie in großen Hollywood-Blockbustern. Die Rolle des Mönchs Salvatore in „Der Name der Rose“ machte ihn 1986 weltweit bekannt. Mit den beiden „Hellboy“-Filmen 2004 und 2008 wurde er zum Kultstar. Auch im Fernsehen feierte er große Erfolge – zuletzt mit der US-Serie „Sons of Anarchy“ (2008 bis 2013). Derzeit hält sich Ron Perlman in Wien auf, um mit Investoren über die Finanzierung neuer Projekte zu sprechen. „Die Presse am Sonntag“ traf den 65-Jährigen zum Interview.

Entschuldigen Sie, dass Sie sich mehrmals umsetzen mussten, aber wie Sie wissen, haben bei Interviews die Fotografen das Sagen.

Ron Perlman: Sagen Sie doch gleich, dass Fotografen Nervensägen sind (lacht).

Das haben Sie gesagt. Sie hätten in diesem Jahr schon zum Wiener Filmball kommen sollen, wo Sie den Preis als Bester internationaler Schauspieler erhalten haben, mussten aber kurzfristig absagen...

Ja, leider. Ich habe in den USA gedreht und konnte nicht kommen. Auch eine Filmpremiere kam dazwischen. An jenem Abend hätte ich an gleich drei Orten gleichzeitig sein sollen.


Sie haben eine eigene Produktionsfirma gegründet und arbeiten an einer Reihe von neuen Projekten. Wie kam es dazu?

Früher gab es Filme mit sehr kleinen, mittleren und sehr großen Budgets. Es bestand ein Gleichgewicht. Das hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch geändert. Es gibt entweder Streifen, die 200 Millionen Dollar kosten, oder ganz kleine Filme, die man für 350.000 Dollar praktisch mit einem iPhone drehen kann. Dazwischen kommt kaum etwas. Wir wollen uns wieder auf Filme konzentrieren, die zwischen drei und fünf Millionen Dollar kosten und das Hauptaugenmerk auf das Drehbuch legen. Intelligente Geschichten mit großartigen Darstellern erzählen, darum geht es uns – ohne Tricktechnik und Autoverfolgungsjagden.


Werden Sie diese Filme nur produzieren oder darin auch selbst Rollen übernehmen?

In einigen werde ich spielen, an einigen auch mitschreiben. Drei der kommenden Projekte beispielsweise werden wir mit unserer Produktionsfirma zur Gänze selbst produzieren, in zwei von ihnen werde ich auch eine Rolle übernehmen.

Wollen Sie auch Regie führen?

Ja, bei einem Film ist das geplant. Details dazu kann ich allerdings erst in zwei, drei Wochen verraten, wenn die Verträge unterschrieben sind.


Warum genau sind Sie eigentlich in Wien?

Ich habe hier Freunde, die in der internationalen Filmwelt sehr gut vernetzt sind. Wir treffen uns mit möglichen Investoren. Es ist ganz einfach: Je mehr Geld zusammenkommt, desto einfacher ist es, großartige Filme zu drehen.


Haben Sie einen Lieblingsregisseur?

Ich habe einige, die nicht mehr am Leben sind, beispielsweise Akira Kurosawa, John Ford, George Stevens und Preston Sturges. Dann gibt es welche, die noch leben, aber kaum Filme drehen, wie etwa Francis Ford Coppola. Von jenen, die noch viel drehen, finde ich Martin Scorsese und Nicolas Winding Refn herausragend. Grundsätzlich hat das amerikanische Kino seine Blütezeit zwischen Mitte der 1960er-Jahre und Ende der 1970er-Jahre erlebt – mit Regisseuren wie Brian De Palma und William Friedkin, die originelle Geschichten verfilmt und nicht einfach nur kommerzielle Franchise-Filme mit einem sechsten, siebten und achten Teil gedreht haben. Bei ihren Geschichten hatte man das Gefühl, sie wirklich zum ersten Mal zu hören.


Was hat es mit den Gerüchten über einen dritten „Hellboy“-Film auf sich?

Diese Gerüchte stammen von mir (lacht). Die „Hellboy“-Saga war von Anfang an auf drei Filme angesetzt. Jeder, der den zweiten Teil gesehen hat, weiß, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Das will ich unbedingt machen, und zwar bald. Schließlich habe ich keine Lust, „Hellboy 3“ im Rollstuhl zu drehen (lacht).


Obwohl das auch interessant wäre...

Ja, vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.


Apropos Alter. Es ist schwer zu glauben, dass Sie schon 65 sind.

Wollen Sie meine Geburtsurkunde sehen? Offensichtlich habe ich den richtigen Beruf gewählt. Filme zu drehen und neue Geschichten zu erzählen macht mich glücklich – und hält mich jung.

Steckbrief

1950
wurde Ron Perlman in New York City geboren.

1986
gelang ihm der Durchbruch mit „Der Name der Rose“. Direkt im Anschluss spielte er in der Serie „Die Schöne und das Biest“, wofür er mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde.

2004
avancierte er durch seine Rolle in „Hellboy“ zum Superstar. Perlman ist mit der Modedesignerin Opal Stone verheiratet. Sie haben zwei Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2015)

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