Burg Clam: Die zwei Veranstalter von der Burg

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Georg Clam-Martinic und Michael Ehrenbrandtner feiern heuer das 25-Jahre-Jubiläum der wahrscheinlich idyllischsten Konzertlocation Österreichs.

Den US-Schauspielern Jack Lemmon und Walter Matthau gleich, sind sie ein seltsames Paar: der leicht nasal intonierende Graf Georg Clam-Martinic und der ungeniert die lokale Vokalfärbung ausspielende Michael Ehrenbrandtner. Gemeinsam haben sie die nahe dem oberösterreichischen Perg gelegene Burg Clam zum Fixpunkt der europäischen Festivalszene gemacht.

Märchenhaft hat Clam-Martinic seine Kindheit auf der Burg zugebracht. „Bis 1970 hab ich so gelebt, als würde die Monarchie noch bestehen. Dann bekam mein Vater ein finanzielles Problem. Statt Mercedes mit Chauffeur gab es plötzlich nur mehr einen VW-Käfer. Und die Diener waren weg. Das war schon seltsam für mich.“ Popmusik wurde ihm zu einem bevorzugten Mittel des Eskapismus. „Die Beatles und noch mehr Creedence Clearwater Revival hatten es mir angetan. Ich lief ständig mit einem umgehängten Kassettenrekorder herum.“

Auch Ehrenbrandtner, Fan von The Who, träumte sich als Jugendlicher in das Himmelsreich Pop. Er war Gitarrist von Stormbringer, einer Band, von der niemand jemals etwas hörte. In Amerika wollte man erfolgreich sein, war es dann nicht einmal zu Hause. Auch bei Clam-Martinic sah es zunächst nicht rosig aus. Er gfrettete sich durch die Pflichtschulzeit, machte danach eine Offiziersausbildung. „Als Privilegierter bin ich so mit Leuten aus einfachen Verhältnissen zusammengekommen. Das hat mir gutgetan.“

Er probierte es zwar einige Jahre in den USA in der Landwirtschaft, doch letzten Endes holten ihn seine Eltern zurück. Er bekam ein Grundstück mit einem kleinen Haus am Fuße der Burg. Clam-Martinic reaktivierte auch das nachbarliche Brauhaus. „Das war ein finanzielles Fiasko. Aus heutiger Sicht war es aber gut, weil es zur Geburtsstätte von Clam als Konzertvenue wurde.“ Bei einer Party lernte er Michael Ehrenbrandtner kennen. Rasch tat man sich zusammen. Zunächst für kleine Jazzkonzerte und literarische Veranstaltungen. Das erste große Konzert wurde dann Ostbahn Kurti. 2000 Menschen kamen, obwohl es noch nicht einmal eine richtige Bühne gab.

Ab 1995 begannen die beiden, mit anderen Veranstaltern zu kooperieren. Der Wechsel vom Pavillon zum Turnierplatz stand an. „In meinem Leichtsinn hab ich gleich einmal Herbert Grönemeyer angefragt. Der sagte zu, als wir noch nicht einmal das Gelände fertig hatten“, sagt Ehrenbrandtner. 1996 fanden bereits 31 Veranstaltungen auf Burg Clam statt. Eine Woche ist den beiden besonders erinnerlich. Clam-Martinic: „Innerhalb von wenigen Tagen hatten wir die Leningrad Cowboys, Nina Hagen, zweimal Grönemeyer, den Carlos Santana und Toto. Am Ende waren wir bekannt, aber konkursreif. Es war schlechtes Wetter und niemand wusste, wo Burg Clam ist. GPS gab es ja keines.“

Gratis für die örtliche Bevölkerung

Das hat sich mittlerweile geändert. Heute konzertieren hier Weltstars wie Bob Dylan oder David Gilmour. Die Zeiten, in denen die örtliche Bevölkerung mit einer Unterschriftenliste gegen sie vorgegangen ist, sind längst vorüber. Die Leute aus der Umgebung dürfen gratis rein. Wichtig ist Clam-Martinic und Ehrenbrandtner auch die gute Behandlung der Künstler. Mit Künstlern wie etwa Beth Ditto oder James Blunt saßen sie da ums Lagerfeuer herum und grillten.

Es wäre nicht das Showbusiness, wenn die Nerven nicht auch in solchem Idyll manchmal blank liegen würden. So passiert etwa, als der berüchtigte Grantler Van Morrison darauf bestand, von einem Butler bedient zu werden oder die einander spinnefeindlichen Rock'n'Roller Jerry Lewis, Chuck Berry und Little Richard herumzickten wie ältliche Soubretten. Da kann es schon vorkommen, dass die beiden den vom Management georderten Jahrgangschampagner konfiszieren und selbst austschechern.

Der Veranstaltungsort

Konzerte: 21. Juni Toto und Roger Hodgson; 5. Juli Clamrock (u. a. mit Eric Burdon und Status Quo); 12. Juli Mark Knopfler; 19. Juli Carlos Santana; 24. Juli Hubert von Goisern.

Führung: Georg Clam-Martinic kann man für eine individuelle Burgführung buchen (Kontakt: georg@clam.at).

Web: www.clam.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2015)

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