Seit acht Jahren organisiert Angela Kascha das Sommerkino im Schloss Neugebäude. Gezeigt werden, ganz nach dem Publikumsgeschmack, Blockbuster.
Sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben ist eine allzu inflationär verwendete Floskel. Wie viele Hobbys eignen sich schon zum Beruf? Und was bleibt vom Hobby übrig, wenn man es professionell betreiben will/muss – bei einer Sportart beispielsweise? Aber wenn dieser Spruch auf jemanden wirklich zutrifft, dann auf Angela Kascha. Sie liebt Filme „über alles“, wie sie betont, und hat ein Händchen für Organisation.
Also betreibt sie im Auftrag des Kulturvereins Simmering jeden Sommer zwischen 19.Juni und 3.September das Open-Air-Kino im Schloss Neugebäude in Simmering (www.schlossneugebaeude.at). Seit mittlerweile acht Jahren stellt sie für ihr Publikum jede Saison ein Blockbuster-Programm zusammen. Heuer folgen etwa noch Filme wie „Sextape“, „San Andreas“, „Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron“, „American Sniper“ und „Fast & Furios 7“.
„Wir zeigen fast ausschließlich erfolgreiche Filme, die zwischen September des vergangenen und Juni des aktuellen Jahres im Kino gelaufen sind“, sagt Kascha. „Und zwar alle in der deutschen Synchronfassung. Independent-Streifen in einer Fremdsprache oder untertitelte Filme wie in den Jahren zwischen 2002 und 2007, als noch eine andere Agentur für die Organisation verantwortlich war, kommen für uns nicht infrage.“ Was wohl auch der Grund für den enormen Erfolg ihres Sommerkinos ist. Sogar an kalten, verregneten Tagen kommen zwischen 30und 60 Besucher ins Schloss Neugebäude, an heißen wie am vergangenen Wochenende zwischen 150 und 250 – vereinzelt sogar bis zu 350, je nach Film. Und das, obwohl die Karten acht Euro kosten (an Aktionstagen wie dem Kino-Montag nur sechs Euro) und die Konkurrenz in Wien mit vielen kostenlosen Open-Air-Kinos sehr groß ist.
„Das Geheimnis ist unser einzigartiges Service, wir bieten eine Art Premiumpaket“, meint die 53-Jährige, die selbst in Simmering geboren und aufgewachsen ist und nach kurzen Intermezzi im Ausland und in Meidling seit 25 Jahren wieder in ihrem Heimatbezirk lebt. „Unsere Gäste sitzen auf Sofas und gepolsterten Stühlen, ein Teil des Kinos ist überdacht. Zudem haben wir in einem der beiden Höfe ein breit gefächertes gastronomisches Angebot mit Restaurants und sogar einer Cocktailbar – wobei es selbstverständlich keinen Konsumationszwang gibt.“
Als zweite große Anziehungskraft des Open-Air-Kinos nennt Kascha das Schloss Neugebäude selbst, das die Simmeringer „zu ihrem Schloss“ gemacht hätten. „Wir lieben das Ambiente hier und verbinden zahlreiche Erinnerungen mit dem Schloss“, erzählt Kascha. „Als ich noch ein Kind war, galt es beispielsweise als Mutprobe, sich einmal in der Nacht auf das Gelände des Schlosses zu schleichen. Auch ich habe das gemacht.“
Leidenschaft in Bulgarien entfacht
Wenn sie nicht gerade im Schloss ist, organisiert Kascha mit ihrer Event-Agentur Star Box Galaabende für Firmen. Das Hauptaugenmerk ihrer Tätigkeit liegt aber eindeutig auf ihrem Sommerkino – das soll auch künftig so bleiben. Entstanden sei ihre Liebe zu Filmen unter freiem Himmel vor vielen Jahren in Bulgarien. „Ich war 20 oder so und habe zum ersten Mal überhaupt ein Freiluftkino besucht“, sagt Kascha. „Es lief ein bulgarischer Film ohne Untertitel, bei dem ich kaum etwas verstanden habe. Aber die Atmosphäre dort hat mich in ihren Bann gezogen – und nicht mehr losgelassen.“
FREILUFTKINOS IN WIEN
Auswahl. Eine bunte Mischung, vor allem aber auch vielerorts das aktuelle Brenner-Abenteuer „Das ewige Leben“, bieten die Wiener Freiluftkinos. Während das Film-Festival am Rathausplatz (seit 4.Juli) seinen 25. Geburtstag mit unter anderem Queen und Frank Sinatra auf der Leinwand begeht, kehrt der Opern-Air-Klassiker des Filmarchivs, „Kino wie noch nie“ (seit 2.Juli), im Augarten nach einjähriger Pause zurück. Freunde von Klassikern sind am Karlsplatz bei „Kino unter Sternen“ (seit 26.Juni) gut aufgehoben, zur gewohnten Jahresrückschau lädt das „Kino am Dach“ (seit 18.Juni). Durch die Bezirke wandert einmal mehr das Volxkino (seit 28.Mai). Zum achten Mal schlägt das digitale Sommerfilmfestival Frame[o]ut (10.Juli bis 29.August) seine Leinwand in den Höfen des Wiener Museumsquartiers auf.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2015)