Tom Cruise: „Der letzte große Kinostar“

U.S. actor Cruise arrives for the world premiere of 'Mission Impossible - Rogue Nation' in Vienna
U.S. actor Cruise arrives for the world premiere of 'Mission Impossible - Rogue Nation' in Vienna(c) REUTERS
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Das „Mission: Impossible“-Team schwärmte von einer „magischen Nacht“ in Wien. Alle anderen von Tom Cruise, der seine Stärken voll ausspielte.

Es sei, schwärmte Simon Pegg danach, „eine magische Nacht“ gewesen. „Es war skurril“, berichtete der „Mission: Impossible“-Agent, „auf der Leinwand Bilder zu sehen, die wir genau in der Oper gedreht haben, in der wir nun sitzen.“ Als das Opernhaus ins Bild kam, sei das Publikum in Begeisterungsstürme ausgebrochen. „Ganz nach dem Motto: Das ist unsere Stadt, unser Zuhause, wir sind im Film!“

Begonnen hatte die Weltpremiere von „Rogue Nation“ auf einer riesigen Imax-Leinwand in der Staatsoper mit zweieinhalb Stunden Verspätung. Und das nicht, weil der Star des Abends auf sich hätte warten lassen. Für 18 Uhr war die Ankunft der Gäste avisiert gewesen, ab halb fünf schrieb Tom Cruise Autogramme.

Vor zwei Jahren, als er im Gartenbaukino „Oblivion“ präsentierte, hatte er im April Stunden im Schneeregen verbracht, während ein Heizstrahler hinter ihm hergeschoben worden war. Nun absolvierte er nach einer heißen Rekordnacht mit 26,9 Grad in der Wiener Innenstadt bei sengender Nachmittagshitze ein noch umfassenderes Beziehungspflegeprogramm. Begrüßte zuerst eine Gruppe Gewinnspiel-Sieger aus den USA und arbeitete sich dann durch die Fans, ehe er aus Jeans in Smoking wechselte und auf den roten Teppich kam – zu dröhnendem „Mission: Impossible“-Motiv (das „Presse“-Musikkritiker Samir Köck, der als DJ fungierte, in weiser Voraussicht der Wünsche der US-Veranstalter als Vinylplatte zur Original-Fernsehserie aus seinem Fundus geholt hatte. Und von dem Filmkomponist Joe Kraemer später noch schwärmen sollte).

„Ich mache diese Filme für euch“, versicherte Cruise also. Detailliert erzählte er Moderator Steven Gätjen und dem Publikum von den Actionaufnahmen für das „Mission: Impossible“-Spektakel, wo er sich etwa an einer startenden A400-Militärmaschine festkrallt. Regisseur Christopher McQuarrie habe ihn gefragt, „was ich davon halten würde, außen an diesem Flugzeug zu hängen. Ich sagte: Klingt nach Spaß!“

„Irgendwann wollte ich nur noch, dass er aufhört“, sagt McQuarrie über die Szene – Cruise, der Perfektionist, habe sie immer noch besser machen wollen. McQuarrie war es auch gewesen, der sich Wien als zentralen Ort ins Drehbuch geschrieben hatte. „Ich mag Wien, und ich wollte einmal hierher kommen. Die Leute waren sehr hilfreich, als wir ihre Oper für eine ganze Woche besetzt haben.“ Sich jetzt mit der Weltpremiere zu bedanken „erschien mir perfekt“. Was seine Lieblingsoper sei? „Turandot natürlich.“

Lächeln und Konzentration

Ja und dann – fast zwei Stunden, nachdem die Filmvorführung hätte beginnen sollen, die tausend Gäste sitzen längst drinnen – ist er da. Meter für Meter hat sich Tom Cruise mit seinem jugendlichen Zahnpasta-Lächeln auf der aufgebauten „Red-Carpet-Galerie“ an den Kamerateams und Journalisten aus Hollywood und Australien, China und Malaysia vorbeigearbeitet, bis er am Ende, ein wenig erschöpft, vor den österreichischen Printjournalisten steht. Und sich, in Tom-Cruise-Manier, auf die Fragesteller konzentriert. Was denn seine Lieblingsoper sei? Sein Blick in die Augen ist fest, die Antwort nur fast. „Die, die wir im Film haben, ist wunderschön“, sagt er – und kontert mit einer Gegenfrage: Welche ist denn Ihre? „I puritani“ findet Zustimmung. „Und die ,Traviata‘, Maria Callas. Ich habe frühe Aufnahmen von ihr, auch als Carmen. Unglaublich.“

Dass Tom Cruise nicht nur Mitglied und Aushängeschild, sondern zentrale Figur in einer der zwielichtigsten Organisationen der Welt ist – man vergisst es kurz. Er ist ein Star, der weiß, wie man Menschen in seinen Bann zieht – wenn man ihn denn trifft. Denn der 53-Jährige macht sich rar. „Ich mache diesen Job seit 15 Jahren, ich habe jeden interviewt. Aber gestern hatte ich mein erstes Interview mit Tom Cruise“, sagt Scott Mantz, aus Los Angeles angereister Filmkritiker der Sendung „Access Hollywood“. Und schwärmt: „Erstens, er ist der netteste Typ in Hollywood. Er gibt keine Interviews, er führt Gespräche. Zweitens, wenn es darum geht, seine Filme zu bewerben, ist er Goldstandard. Und: Tom Cruise macht großartige Filme. Er ist der letzte wahrhaft große Kinostar, der auch ein großartiger Schauspieler ist.“

Jedenfalls ein disziplinierter. Langes Feiern in der Loft-Bar des Sofitel, wo sich das Paramount-Team (zu Musik von Samir Köck) traf, ließ er aus. Die filminspirierte „marokkanische Nacht“ von Niki in der Albertina sowieso.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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