Die Wahlberlinerin wurde, nicht unerwartet, mit dem Modepreis der Stadt Wien prämiert. Die Südkoreanerin Jackie Lee erhielt den Preis für Jungdesigner.
Obwohl ihre Auszeichnung mit dem Modepreis der Stadt Wien für niemanden besonders überraschend kam, zeigte sich Marina Hoermanseder auf dem Podium dann doch überwältigt. „Ich zittere und kann es immer noch nicht glauben. Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll“, flüsterte die aus Wien stammende Wahlberlinerin, als ihr am Dienstagabend im (trotz Fußball-Länderspiels sehr gut besuchten) Semper Depot der mit 10.000 Euro dotierte Preis von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) überreicht wurde.
„Hoermanseder reüssiert derzeit auf dem internationalen Modeparkett und ist wie keine andere das modische Testimonial für ihre Geburtsstadt Wien“, sagte Mailath-Pokorny. „Die Designerin ist schon auf dem Absprung. Sie ist eine, die schon wahnsinnig viel erreicht hat, aber noch viel mehr erreichen kann.“ Der Preis solle „die nächsten entscheidenden Schritte beim Aufbau ihrer internationalen Marktpräsenz“ erleichtern. Hoermanseder gründete Label erst 2013 und wurde zuletzt bei der Berliner Fashion Week gefeiert.
Auch die Jury der Austrian Fashion Awards (AFA) streute Rosen: „Hoermanseder verfügt über das Potenzial, ihr Label als global agierenden Brand im Luxussegment zu positionieren.“ Inspiration für die exaltierten Designs von Hoermanseder sind medizinische Apparate und orthopädische Korsetts aus dem 19. Jahrhundert. Für die aktuelle, viel tragbarere und romantische Frühling/Sommer-Kollektion 2016 standen Uniformen der österreichisch-ungarischen Monarchie Pate.
Schwebende Models
Der Modepreis des Bundeskanzleramts für Jungdesigner ging an die aus Südkorea stammende Absolventin der Angewandten, Jackie Lee. Sie arbeitet als freie Schnittentwicklerin in Wien und bekommt ein einjähriges Arbeitsstipendium bei einem internationalen Modeschöpfer finanziert. Die Rolle von sozialen Medien bei der Entstehung von Publicity zählt zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit. Unter den prominenten Gästen waren unter anderem Martina Fasslabend von der Kinderschutzorganisation Die Möwe, Modedesignerin Anelia Peschev, Tänzerin Yvonne Rueff, Soul-Sängerin Dorretta Carter, Opernsänger Daniel Serafin, Musicaldarsteller Uwe Kröger und Schauspielerin Roxanne Rapp.
Mit einer Gesamtdotation von 28.000 Euro zählen die AFA zu den wichtigsten Auszeichnungen im österreichischen Designbereich. In Szene gesetzt wurden die Kreationen aller Nominierten vom Modeduo Helga Ruthner und Hermann Fankhauser vom Wiener Label Wendy & Jim. Ihre „Modeintervention“ in Form eines Parcours mit teils schwebenden, teils absurde Haltungen einnehmenden Models, bot dem Publikum eine ungewohnte, faszinierende und teilweise verstörende Sicht auf „Fashion“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2015)