Selena Gomez: "Intelligenz ist eine gute Waffe"

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Louis Vuitton series 3 Exhibition Launch Party London UK Selena Gomez at London Fashion Week Louimago/Landmark Media
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Sie hat den Sprung vom Disney-Kid zum Star für alle geschafft: In "Hotel Transsilvanien 2" leiht Selena Gomez einer selbstbewussten jungen Vampirfrau die (Original-)Stimme.

Wer Kinder oder Enkel zwischen 8 und 18 hat, kennt ihren Namen mit Sicherheit: Als quirlige Jungmagierin in der Disney-Fernsehserie „Die Zauberer vom Waverly Place“ und anschließend als Interpretin einiger Dance-Pop-Hits hat Selena Gomez ein weltweites Millionenpublikum erreicht. „Schon wieder so ein industriell gefertigtes Mainstream-Phänomen“, denkt man. Bis man ihr gegenübersitzt und feststellt, dass auch in unserer schnelllebigen Welt immer noch die alte, beruhigende Wahrheit gilt: Ohne echtes Talent gibt es keinen echten Erfolg.

In „Hotel Transsilvanien 2“ geben Sie einer jungen Mutter die Stimme. Mussten Sie sich darauf vorbereiten?

Selena Gomez: Nicht wirklich, aber vielleicht war das deshalb, weil mir die Message so gut gefällt, die meine Filmfigur transportiert: Dass es manchmal passiert, dass man jemanden in den Lebensweg geworfen bekommt, den man einfach lieben muss. Auch wenn er ganz anders ist als man selber. Es ist so wichtig, dass man Kindern vermittelt, dass sie Anspruch darauf haben, geliebt zu werden. Egal ob sie superbrav sind oder schlimm, ob sie unauffällig sind oder ganz anders als alle anderen.

Sie sind ja schon seit vielen Jahren quasi öffentliches Vorbild für junge Leute.

Ich finde das wunderbar. Ehrlich. Weil ich nämlich ganz und gar nicht perfekt bin. Ich habe schon viele Fehler gemacht, und die waren alle öffentlich – aber genauso öffentlich war, wie ich damit umgegangen bin. Und genau darin sehe ich meine Vorbildwirkung. Wenn mir irgendjemand erklärt, ich wäre nicht gut genug, ich hätte dies oder das nicht tun sollen, oder ich hätte diese oder jene Person meiden sollen – dann ist meine Reaktion darauf genau das, was ich den jungen Leuten vermitteln will. Nämlich: Hör nicht auf ihn! Ich versuche, danach zu handeln, woran ich glaube. Und der beste Mensch zu sein, der ich eben sein kann.

Sie sind jetzt 23 Jahre alt und haben die letzten zehn Jahre mehr oder weniger vor der Kamera verbracht.

Ja, das stimmt. Und die meisten Leute glauben, dass man in so jungen Jahren quasi gezwungen wird, ins Scheinwerferlicht zu treten. Aber ich wollte das einfach immer schon! Und von der Sekunde an, als ich 18 wurde und ganz offiziell für mich sprechen durfte, habe ich für mich selbst geredet und versucht, mein eigenes Image zu basteln.

Im Kinofilm „Spring Breakers“ haben Sie neben James Franco eine Studentin gespielt, die in den Osterferien Sex, Drogen und Party genießt. War das eine Art Protestaktion?

Nein, gar nicht, meine eigene Mutter hat mir zu der Rolle geraten. Sie ist auch Schauspielerin. Und der Mensch, der mich von allen am besten kennt. Sie ist die, die mir rät, Nein zu sagen, wenn alle wollen, dass ich Ja sage. Und hier hat sie mir geraten, Ja zu sagen. Also war mir klar, dass ich das machen muss.

Ihre Großeltern waren Immigranten aus Mexiko. Wie wichtig sind Ihnen denn Ihre Wurzeln?

Sehr. Leider komme ich erst in der letzten Zeit darauf, wie wenig ich mich um meine Herkunft gekümmert habe. Mein Spanisch ist längst nicht so gut, wie ich das gerne hätte. Aber ich arbeite daran. Und auf jedem meiner Alben ist mindestens ein Song auf Spanisch.

Die meisten Ihrer Fans sind in dem Alter, in dem soziale Medien extrem wichtig sind. Lesen Sie, was in Facebook, Twitter etc. über Sie geschrieben wird?

Ja, schon. Und ich versuche, es immer im Kontext zu sehen, vor allem, wenn jemand etwas Negatives schreibt. Denn viele von denen, die böse lästern, sind ja nur Kinder. Kinder, die sich hinter der Anonymität des Internets verstecken, um gemeine Sachen zu sagen. Und sie glauben, sie operierten unter dem Schutz der Meinungsfreiheit. Dabei kapieren sie nicht, was Meinungsfreiheit eigentlich bedeutet: dass man seine Meinung offen sagen darf, nicht, dass man andere niedermacht, damit man sich selbst besser fühlt.

Sind solche Kommentare schlimm für Sie?

Manchmal schon. Ich bin ja auch nur ein Mensch. Aber wenn es geht, lache ich einfach darüber. Wenn nicht, ist Intelligenz immer eine gute Waffe. Bösartige Menschen haben meistens eine ganz furchtbare Rechtschreibung. Jemand schreibt irgendetwas Fieses – und ich antworte mit: „Sorry, du hast das falsch geschrieben!“

Steckbrief

1992
wird Selena Gomez in Texas geboren.

2002 wird sie bei einem Talentewettbewerb entdeckt und tritt u.a. in der Kindersendung „Barney & Friends“ auf.

2007
wird sie in der Disneyserie „Die Zauberer vom Waverly Place“ bekannt, sie singt auch den Titelsong.

2010 − 2013
war sie mit Justin Bieber liiert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2015)

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