Bond-Girl: "Eigentlich bin ich ja schüchtern"

Léa Seydoux
Léa SeydouxAPA/EPA (ROBERT MEERDING)
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Im neuesten Bond-Spektakel, »Spectre«, gibt Léa Seydoux den attraktiven Aufputz an Daniel Craigs Seite. Für die 30-jährige Französin ist der Blockbuster-Auftritt vor allem eins: das ganz große Abenteuer.

Sie kommt aus einer der bekanntesten Familien Frankreichs, ihr Großvater ist Chef der Filmfirma Pathé, ihr Großonkel der Boss von Gaumont – dennoch wollte Léa Seydoux ursprünglich gar nicht Schauspielerin werden. „Aber dann habe ich mich in einen relativ bekannten Schauspieler verliebt – und habe mir gedacht: Ich will auch berühmt werden, damit er mich wahrnimmt!“ Was klingt wie ein Teenager-Traum, hat funktioniert. Schon bald hatte sie in Frankreich Erfolg, schließlich holten sie Woody Allen, Wes Anderson und Quentin Tarantino auf die Weltbühne. Ihre Rolle als Bond-Girl Dr. Madeleine Swann in Bond Nr. 25 ist nun noch ein Schritt weiter.

Sie sind mit französischem Arthouse-Kino berühmt geworden. Wie fühlt es sich nun für Sie an, bei so einer Hollywood-Megaproduktion dabei zu sein?

Léa Seydoux: Ich bin sehr, sehr glücklich darüber und finde das alles extrem aufregend. Ich habe den Dreh wirklich genossen, jeden Tag aufs Neue war es ein Vergnügen für mich aufzustehen. Auch wenn das oft sehr, sehr früh war, und nur nach wenigen Stunden Schlaf.

Gab es Konkurrenz mit dem zweiten Bond-Girl, Monica Bellucci?

Nein, überhaupt nicht. Das ist ja kein Wettkampf. Das Ziel in diesem Job ist, sein Bestes zu geben, und nicht, besser als jemand anderer zu sein.

Was war bei „Spectre“ für Sie die größte Herausforderung?

Am Anfang dachte ich, es wären die Stunt-Szenen. Aber dann merkte ich schnell, wovor ich am meisten Respekt hatte: dass mir die ganze Welt zusehen wird. Das ist schon eine gewaltige Herausforderung, vor allem, weil ich eigentlich ein ziemlich schüchterner Mensch bin.

Einige Actionszenen wurden ja in Tirol gedreht. Nicht Ihr erster Dreh in Österreich.

Ja, ich habe für „Lourdes“ mit Jessica Hausner vor Jahren schon einmal in Österreich gedreht. Ich arbeite gerne außerhalb von Frankreich, am liebsten mit europäischen Regisseuren. Kino ist für mich eine einzige globale Sprache, halt mit verschiedenen Dialekten. Und anscheinend habe ich auch das Talent, in sehr unterschiedlichen Rollen glaubwürdig zu wirken, darüber bin ich sehr froh. Ich verwandle und verkleide mich sehr gerne.

Wie weit gehen Sie bei diesen Transformationen, bzw. wie beginnen Sie damit?

Beim Gang, den Bewegungen und der Stimme. Es ist ja total unterschätzt, wie sehr das eine Person und ihr Image ausmacht. Ich kann zum Beispiel in Paris total unerkannt herumlaufen, ohne mich zu verkleiden – nur, indem ich mich unauffällig bewege. Man kann sich dahinter regelrecht verstecken.

Sie kommen aus einer Familie, in der Filmemachen immer im Zentrum stand. Hat Ihnen Ihr familiärer Background bei der Karriere geholfen oder Sie eher behindert?

Weder noch. Ich bin ja die Erste in meiner Familie, die selbst spielt. Und sie haben mir sogar abgeraten, Schauspielerin zu werden, sie kennen das Business ja alle von seiner schmutzigen Seite – sie hatten Angst, dass ich verletzt werde. Unterstützt haben sie mich jedenfalls nicht. Und ich glaube nicht, dass der Name meines Großvaters mir irgendwie geholfen hat – wenn ein Regisseur mich besetzt, dann will er mich für meine Performance und nicht wegen meiner Verwandten, die machen den Film ja nicht besser.

Sie hatten in Ihrer Karriere schon einige sehr aufsehenerregende Nacktszenen, wie auch in „Blau ist eine warme Farbe“ mit Ihrer Filmpartnerin Adèle Exarchopoulos. Wie geht es Ihnen da mit Ihrer Schüchternheit?

Wenn einen der Regisseur gut unterstützt, ist das okay. Wenn man Schauspielerin ist, muss man die Realität zeigen, und wir haben alle einen realen Körper. Aber ich bin nicht wirklich gerne nackt. Es gibt da auch unterschiedliche Situationen bei einem Dreh. Manchmal fühlt man sich wohl und ganz natürlich – manchmal aber auch, als würde einem Gewalt angetan oder wie eine Prostituierte. Es ist seltsam. Aber ich habe auch einen seltsamen Job.

Manche Schauspielerinnen schreiben in ihre Verträge, dass sie keine Nacktszenen machen. Haben Sie daran nie gedacht?

Nein. Ich kann mir Schauspielen mit Klauseln und Vertragsbedingungen nicht vorstellen. Die Idee des Kinos an sich ist doch, dass man der Wahrheit so nahe wie möglich kommt. Dazu muss man bereit sein, alles zu geben und alles zu zeigen.

Steckbrief

Léa Seydoux wurde 1985 in Paris geboren. Seit 2006 arbeitet sie als Schauspielerin. Sie wurde 2009 („Das schöne Mädchen“) und 2011 („Belle Épine“) für den César nominiert. 2009 war sie in Nebenrollen in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, in Ridley Scotts Neuverfilmung „Robin Hood“ und in Woody Allens „Midnight in Paris“ zu sehen. 2013 erhielt sie für ihre Hauptrolle in „Blau ist eine warme Farbe“ die Goldene Palme in Cannes. Aktuell ist sie im neuen Bond-Film „Spectre“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2015)

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