Wieder ein Jahr der Jubiläen: Salzburg, der Prater und das KHM

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KHM(c) Michaela Bruckberger
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2016 muss ohne Life Ball und Song Contest auskommen. Gefeiert wird trotzdem. Etwa im Kunsthistorischen Museum in Wien, das vor 125 Jahren öffnete.

Immerhin, mit einem Jubiläum konnte das Jahr 2016 gleich zu Beginn aufwarten: Zum 75. Mal fand gestern im Musikverein das berühmteste Neujahrskonzert der Welt statt. Eigentlich hatte die Tradition am Silvestertag 1939 als „Außerordentliches Konzert“ begonnen, dessen Erlös dem nationalsozialistischen Kriegswinterhilfswerk zugute kam. Seit 1. Jänner 1941 spielt das Orchester jedenfalls am Neujahrstag, auch schon seit 58 Jahren ist via Fernsehen und Radio der Rest der Welt beschwingt dabei.

Das Fehlen eines anderen Fernsehgroßevents prägt dafür den heurigen Gesellschaftskalender: Nach den vielen, vielen Song-Contest-Aktivitäten im Vorjahr erscheint 2016 ohne den Gesangswettbewerb im Vergleich geradezu leer, und dass der Life Ball, der 2015 die Song-Contest-Woche eingeläutet hatte, heuer ausfällt (Gery Keszler will über sein Konzept nachdenken und der Veranstaltung noch mehr Tiefe und Internationalität verleihen), macht die Sache nicht besser.

Den Song Contest 2016 hat ja bekanntlich Måns Zelmerlöw in der Wiener Stadthalle nach Schweden geholt. Von 10. bis 14. Mai wird in Stockholm um die Wette gesungen, Österreich bestimmt am 12. Februar in der ORF-Show „Wer singt für Österreich?“ seinen Vertreter. Zehn Künstler und Gruppen sollen um die Teilnahme rittern. Die punktlos gebliebenen Makemakes (deren selbstironisches Resümee: „We are the zeroes of our time“) sprachen zuletzt jedenfalls trotz allem von einem „einzigartigen Jahr“ und planen für 2016 unter anderem eine Australien-Tournee und hoffen auf einen Besuch des Showcase-Festivals South By Southwest in Texas.

Feste im Kunsthistorischen

Auch jubiläumsmäßig kann 2016 mit dem Vorjahr nicht mithalten. Nach den Feierlichkeiten um 650 Jahre Universität Wien, 250 Jahre Veterinärmedizin, 200 Jahre TU Wien und 150 Jahre Ringstraße wird es in Wien ruhiger. Freilich nicht ganz: Vor 125 Jahren, am 17. Oktober 1891, eröffnete Kaiser Franz Joseph (der heuer selbst dank seines 100. Todestag im Zentrum mehrerer Sonderschauen steht) das Kunsthistorische Museum Wien. Unter dem Motto „Museum für alle“ will das Haus mit seinen Besuchern feiern. Dazu gibt es neue Vermittlungsangebote (ab 4. Jänner wird online jede Woche ein Objekt oder eine Geschichte aus den vergangenen 125 Jahren vorgestellt), Ausstellungen und Veranstaltungen – und ein Angebot für Geburtstagskinder: Sie können an ihrem Geburtstag gratis ins Museum. Als Jubiläums-Ausstellungen firmieren „Feste Feiern“ (ab 8. März) und „Edmund de Waal. During the Night“ (25. Oktober). Offizieller Höhepunkt ist ein Festakt am 17. Oktober.

Gefeiert wird im kommenden Jahr auch dort, wo Vergnügung obligatorisch ist: im Prater. 1766 öffnete Kaiser Josef II. das Hofjagdrevier Prater, das zuvor nur dem Adel zugänglich war, als Erholungsgebiet für das Volk.

Der 7. April 1766 gilt damit als Geburtsstunde einer der ältesten Vergnügungsstätten Europas. Kaffeesieder und Wirte siedelten sich an, später Hochschaubahnen- und Puppentheaterbesitzer, der Prater wurde zu einem Zentrum der Unterhaltung – und kündigt für 2016 „besondere Aktionen“ an, für 9. April einen Blumenkorso „mit bis zu 120 Fiakern, Traktoren, Oldtimern, Motorrädern und E-Autos“. Im Jüdischen Museum spürt dazu eine Ausstellung den Darbietungsorten, Ensembles und Persönlichkeiten rund um das Vergnügungsgebiet in der Leopoldstadt nach („Wege ins Vergnügen“, ab 16. März).

Ein großes Festjahr steht jedenfalls in Salzburg an: Das Bundesland feiert 200 Jahre Zugehörigkeit zu Österreich – in 106 Projekten mit ungefähr 200 Einzelveranstaltungen, darunter einer Landesausstellung, einem Zukunftslabor, Dokumentationen und Uraufführungen, auch die Salzburger Festspiele tragen bei. Mit dem Pausenfilm des Neujahrskonzerts vor 60 bis 70 Millionen Zuschauern ist auch hier der Auftakt schon gemacht.

Auf einen Blick

Life Ball. Das bald anstehende 25-jährige Jubiläum hat Gery Keszler dazu veranlasst, „das Erreichte zu reflektieren und zu überlegen, wie man dem Life Ball noch mehr Tiefe verleihen kann“. Deshalb wird der Benefizball 2016 eine Runde aussetzen.

Prater. Gefeiert wird 2016 hingegen dort, wo Vergnügung obligatorisch ist: im Prater. 1766 öffnete Kaiser Josef II. das Hofjagdrevier Prater, das zuvor nur dem Adel zugänglich war, als Erholungsgebiet für das Volk.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2016)

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