Drehbuchautor in Hollywood: Von Kommissar Rex zu Brad Pitt

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Charles Randolph ist einer der gefragtesten Autoren Hollywoods. Sein Handwerk lernte er auch in Wien, wo er zum Team von "Kommissar Rex" gehörte.

Mehr als sieben Jahre sind seit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers und dem damit verbundenen Ausbruch der Finanzkrise vergangen. „Und doch“, sagt der Erzähler zu Beginn von „The Big Short“, „wissen die meisten von euch noch immer nicht, was da eigentlich passiert ist.“ Ein Umstand, den US-Regisseur Adam McKay („Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy“) mit seiner furiosen, topbesetzen Tragikomödie, die seit Freitag im Kino läuft, ändern will.

Geschrieben hat er den Film nach dem gleichnamigen Bestseller von Michael Lewis zusammen mit Drehbuchautor Charles Randolph, die beiden sind für einen Oscar in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ nominiert. Randolph, der mit Skripts zu Streifen wie „Love And Other Drugs – Nebenwirkung inklusive“ und „Die Dolmetscherin“ zu den gefragtesten Autoren Hollywoods aufgestiegen ist, hat seine ersten Drehbücher in den 1990er-Jahren für „Kommissar Rex“ verfasst – der in Los Angeles lebende Amerikaner verbrachte damals nämlich mehrere Jahre in Wien. „Die beste Zeit meines Lebens“, erzählt er im Gespräch mit der „Presse“ – nach einem „Servus“ als Begrüßung. Darauf beschränken sich seine Deutschkenntnisse dann auch schon. „Es ist so lang her, ich habe tatsächlich alles verlernt.“

Von den „Lehrjahren“ in Wien und der Zusammenarbeit mit österreichischen Künstlern profitiere er aber bis heute. Er liebe den europäischen Zugang an Geschichten – das, was als Autorenfilm bezeichnet werde. An „The Big Short“ habe ihn vor allem die Kooperation mit Regisseur Adam McKay gereizt. „Und natürlich die Arbeit mit Stars wie Christian Bale, Ryan Gosling, Steve Carell und Brad Pitt“, betont Randolph. „Dass wir diese Schauspieler bekommen haben, ist dem Geschick und Ruf von Adam McKay zu verdanken. Er ist einer der angenehmsten, intelligentesten, besten Regisseure Hollywoods. Jeder will mit ihm drehen.“ Denn obwohl keiner der Stars auf seine übliche Gage verzichten musste, sei es natürlich höchst ungewöhnlich, so viele etablierte Hauptrollendarsteller für ein Projekt zu gewinnen. Besonders beeindruckt haben ihn die Leistungen von Christian Bale und Steve Carell, die gegen ihren Typ besetzt worden und in ihren Rollen kaum wiederzuerkennen seien: „Sie spielen ihre Charaktere mit unglaublicher Hingabe, wir waren alle begeistert.“

Eine Idee als Kunstgriff

Durch das Finanzlabyrinth führt im Film aber Ryan Gosling als junger Zyniker mit scharfer Zunge, der sich in den verrücktesten Momenten an das Publikum richtet, um ihm zu versichern, dass das alles tatsächlich so passiert sei. „Diese Idee stammt vom Regisseur“, sagt Randolph. „Und ich finde, dass sie die Geschichte noch authentischer und spannender macht. Ein Kunstgriff.“ Generell sei er mit dem Ergebnis von „The Big Short“ mehr als zufrieden. „Denn das ist nicht immer so. Mal bin ich mit der Verfilmung meiner Drehbücher sehr glücklich, mal weniger. Diesmal dachte ich nach der Premiere: ,Wow, was für ein verdammt guter Film.‘“

ZUR PERSON



Charles Randolph ist ein US-amerikanischer Drehbuchautor und Produzent, der durch Kinofilme wie „Das Leben des David Gale“ und „Die Dolmetscherin“ weltweit bekannt wurde. Sein neuer Film, „The Big Short“, läuft seit Freitag im Kino. In den 1990er-Jahren lebte Randolph in Wien und schrieb an Büchern zu „Kommissar Rex“ mit. Seine Zeit in Österreich bezeichnet er als „die beste seines Lebens“. [ Paramount Pictures]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2016)

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