Die Geister, die ich rief

July 12 2016 New York New York USA Ghostbusters Director PAUL FEIG lights the Empire state Bu
July 12 2016 New York New York USA Ghostbusters Director PAUL FEIG lights the Empire state Bu(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Mit seiner Neuverfilmung der Achtzigerjahre-Kultkomödie "Ghostbusters" schrieb Hollywood-Regisseur Paul Feig erneut Kinogeschichte – allerdings anders, als er es sich das ursprünglich vorgestellt hatte.

Die Horrorkomödie „Ghostbusters“ von Ivan Reitman war 1984 eine der ganz großen Kinoüberraschungen. Horror war damals nicht Mainstream. Klassiker wie „The Shining“ oder „Evil Dead“ waren etwas für düstere Gemüter. „Ghostbusters“ dagegen war zwar gruselig, aber auch lustig, also für ein breites Publikum – und vor allem der erste Blockbuster, dessen Zielgruppe die bis dato als komische Randfiguren dargestellten Nerds waren. Die pickeligen Comic-Fans, die Mathe-Genies, die Star-Trek-Fans waren in den Augen Hollywoods in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

„Ivan suchte damals seine Geisterjäger nicht unter den Hollywood-Stars, sondern unter den besten Comedians. Dasselbe war auch meine Ausgangsbasis“, erzählt nun Paul Feig, der (mithilfe von Reitman als Produzent) den Stoff neu verfilmte. Mit Melissa McCarthy hatte Feig schon mehrmals zusammengearbeitet (in „Brautalarm“, „Taffe Mädels“ und „Spy – Susan Cooper undercover“), daher war sie eine naheliegende Wahl. Kristen Wiig als „Brautalarm“-Ko-Star war ebenfalls naheliegend, dazu kamen die US-Star-Comedians Kate McKinnon und Leslie Jones. Damit holte Feig nun auch die weiblichen Nerds erstmals ins Kinorampenlicht. Und wurde dadurch zur Zielscheibe für eine Welle an Misogynie.

Wovor haben Sie sich am meisten gefürchtet, als Sie an diesen Popkultur-Klassiker herangegangen sind?

Paul Feig: Eigentlich vor allem. Wenn man so ein Projekt angeht, ist von Anfang an klar: Es stehen sehr viele Erwartungen im Raum. Man greift etwas an, was schon einmal bestens funktioniert hat. Etwas, was in den Köpfen von Millionen Menschen fest verankert ist.


Dennoch haben Sie sich getraut.

Ich habe vor „Ghostbusters“ ja noch kein einziges Remake gemacht. Aber diese Geschichte noch einmal anzupacken, mit den großartigen technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, und mit dieser ganz neuen Partie urkomischer Menschen – da konnte ich dann doch nicht Nein sagen.

Ihre Entscheidung, weibliche Protagonisten einzusetzen, erwies sich als unerwartet kontroversiell. Hat Sie der extreme Hass, der dem Film schon lang vor Fertigstellung entgegengeschlagen ist, überrascht?

Ja, sehr. Mir war klar, dass viele Fans uns nicht gerade dafür lieben würden, weil wir es gewagt haben, einen Klassiker anzutasten. Aber was wir erlebt haben, war schlicht und einfach erschreckend. Es gibt sicher tausend legitime Gründe, meinen Film nicht zu mögen, und nicht alle Kritiker meines Films sind misogyne Frauenfeinde – aber viele sind genau das. Es ist ziemlich niederschmetternd, diese Sachen zu lesen. Ich meine, wir schreiben 2016.

Verfolgen Sie soziale Medien?

Ja, ich bin total twittersüchtig. Nicht so sehr, dass es ungesund ist – hoffe ich zumindest. Ich bin keiner, der eine Million Selfies postet. Aber das Tolle am Internet ist, dass wir damit einen Grad an Interaktion mit dem Publikum erreichen, den es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Und auch wenn darunter viele Verrückte sind – die Mehrheit der Menschen, mit denen ich über Twitter Kontakt habe, sind wundervoll.


Inwiefern? Worüber unterhalten Sie sich?

Väter haben mir beispielsweise Bilder geschickt von ihren kleinen Töchtern, die sich ihre eigenen Ghostbusters-Uniformen gebastelt haben, mit aufgepickten Streifen und selbst gebastelten Proton-Guns. Als ich das gesehen habe, bin ich wirklich in Tränen der Rührung ausgebrochen. Besonders nach all der Häme, die ich mir von Männern mittleren Alters habe anhören müssen. Und da dachte ich: Ihr Kerle, euch gehört nicht die ganze Welt. Ihr habt eure Filme schon, jetzt lasst mal die neue Generation ran.

Für welches Publikum hätten Sie persönlich diesen Film eigentlich gedacht?

Für jedes. Es sollte kein Kinderfilm werden, aber durchaus einer, zu dem man Kids mitnehmen kann. Wir hatten ursprünglich ein paar nicht ganz jugendfreie Witze mehr drinnen, haben aber einiges rausgeschnitten. So viele Leute haben im Vorfeld zu mir gesagt: „Ich hoffe doch, dieser Film ist genauso geeignet für die ganze Familie wie das Original.“ Da musste ich immer lachen. Ich meine, wann haben die das Original zum letzten Mal gesehen? Da wird ständig geflucht, es gibt Blowjob-Witze, und alle rauchen die ganze Zeit.

Steckbrief

Paul Feig wird am 17. September 1962 in Royal Oak, Michigan, geboren.

1984 schließt er die USC School of Cinema-Television ab, tritt in TV-Serien, Filmen und als Komiker auf.

2011 gelingt Feig mit der Komödie „Brautalarm“ ein großer Erfolg bei Kritikern und an Kinokassen.

2016
zeichnet er als Regisseur und Dreh-buchautor für die Neuverfilmung von „Ghostbusters“ verantwortlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2016)

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