Auf den Spuren von Dalí: Katzen, die durchs Zimmer fliegen

(c) Gebhart de Koekkoek
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Daniel Gebhart de Koekkoek fotografiert Massentaufen, Meteoriten – und Katzen. Seinen etwas anderen Kalender zeigt er nun erstmals in Wien.

Einen Kalender fotografieren? Als der Verlag für moderne Kunst in Wien ihm das vor fünf Jahren vorschlug, war Daniel Gebhart de Koekkoek im ersten Moment fast ein bisschen beleidigt. „Ich habe gedacht, das kann nur ein Scherz sein“, erzählt der gebürtige Tiroler. „Dann habe ich eher spaßhalber einen Katzenkalender vorgeschlagen. Und wir sind draufgekommen, dass die Idee eigentlich gar nicht so schlecht ist.“

Freilich handelt es sich bei den Fotos nicht um die üblichen süßen Katzenkinder im Körbchen. Sondern um Katzen, die durchs Zimmer fliegen. Es sei erstaunlich, welche Stunts gewöhnliche Hauskatzen vollbringen, wenn sie sich unbeobachtet glauben. Da ist die Katze Dottie beim Sprung über den Küchentisch, Alberto hoch über einem Kostümfundus oder Elli in anderthalb Metern Höhe über der Eckbadewanne von Gebhart de Koekkoeks Eltern. Mit Elli hat die Bilderserie angefangen, sagt der 34-Jährige und grinst. „Sie hat mir dann andere Katzen empfohlen.“

Wie auch immer das genau abgelaufen ist: Gebhart de Koekkoek (Letzterer ist der Name seiner Exfrau und niederländisch für Kuckuck, so wird es auch ausgesprochen) hat in den vergangenen Jahren mehrere Dutzend Katzen fotografiert. Die 13 Kalenderbilder „Jumping Cats“ zeigt er im Rahmen von „Eyes on – Monat der Fotografie“ jetzt zehn Tage lang in der Collectors Agenda in Wien. Unter den Bildern ist auch der Kater Vinzent beim Sprung in der Tür einer WG-Küche, der es auf das Jahressujet des Festivals geschafft hat.

Ganz neu ist die Idee der Katze im Flug übrigens nicht. Die Bilderserie sei vielmehr inspiriert von einem Foto aus der „Jump“-Serie des lettisch-US-amerikanischen Fotografen Philippe Halsmann: „Dalí Atomicus“ aus dem Jahr 1948 zeigt den spanischen Künstler Salvador Dalí im Sprung, neben einem fliegenden Stuhl, einem Wasserschwall – und drei Katzen in der Luft. „Ich versuche, das neu zu interpretieren“, sagt der österreichische Fotograf.

Vor den Katzen widmete sich Gebhart de Koekkoek, der vor zehn Jahren wegen des Fotografierens nach Wien gezogen ist („In Tirol kann man nur Hochzeiten und Passbilder fotografieren“), sieben Jahre lang vor allem Menschen. Unter dem Titel „The World We Live in“ zeigt er Massentaufen der Zeugen Jehovas, Bundesheersoldaten, Bodybuilder oder Schuhblattler, kurz: „Menschen, die irgendetwas besonders leidenschaftlich machen.“ Thematisch völlig anders, aber wieder auf mehrere Jahre angelegt ist sein aktuelles Projekt, für das er in Korea bereits erste Bilder gemacht hat: Es geht um Meteoriteneinschläge.

Magnum, „Monocle“ und Alaba

Die freien Arbeiten mache er sozusagen zur Entspannung zwischen seinen Aufträgen, sagt der gelernte Informatiker. Im Jahr 2008 habe er ein Praktikum bei der Fotoagentur Magnum in New York gemacht. Danach sei alles recht schnell gegangen. Heute fotografiert er für internationale Magazine wie „Monocle“, das „Zeit Magazin“ oder „Vanity Fair“. Und einem seiner Fotos konnte man eine Zeit lang kaum aus dem Weg gehen: dem für die Bank-Austria-Werbekampagne mit David Alaba.

„Katzenfotos“ von Daniel Gebhart de Koekkoek läuft bis 20. November in der Collectors Agenda, Salmgasse 4a, 1030 Wien. Gratis, Mo–Fr, 14–20 Uhr, Sa, So, 12–18 Uhr. Zu erwerben gibt es neben Kalendern auch fünf Motive einzeln als Edition.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2016)

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