Kristen Stewart: „Ich hab's gern unbequem“

Spielt neben Hauptrollen in hoch budgetierten Hollywood-Blockbustern immer wieder auch kleinere Rollen in Künstlerfilmen: Kristen Stewart.
Spielt neben Hauptrollen in hoch budgetierten Hollywood-Blockbustern immer wieder auch kleinere Rollen in Künstlerfilmen: Kristen Stewart.(c) APA/AFP/VALERIE MACON (VALERIE MACON)
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Schauspielerin Kristen Stewart spricht über ihren neuen Film, „Personal Shopper“, ihren persönlichen Umgang mit sozialen Medien und ihr Verhältnis zu Mode. Außerdem verrät sie, wie es sich anfühlt, ein iPhone als Ko-Star zu haben.

Wenn jemand einen unsterblich verknallten Teenager genauso überzeugend darstellen kann wie eine zutiefst verstörte, traumatisierte junge Frau, dann hat man wohl eine wirklich gute Schauspielerin vor sich. Kristen Stewart hat sich mit ihrer einnehmenden Mischung aus Ernsthaftigkeit und Nonchalance längst vom „Twilight“-Klischee freigespielt und ist derzeit erste Wahl der internationalen Independent-Starregisseure. Sie drehte mit Woody Allen („Café Society“), Walter Salles („On the Road“), Kelly Reichardt („Certain Women“, ab 3. März im Kino) und nun nach „Die Wolken von Sils Maria“ bereits zum zweiten Mal mit Olivier Assayas: In „Personal Shopper“ (seit Freitag im Kino) gibt sie die Outfit-Einkäuferin eines internationalen Superstars (gespielt von der Österreicherin Nora von Waldstätten), die nach Feierabend auf die Suche nach dem Geist ihres verstorbenen Bruders geht – unter anderem mit dem Smartphone.

Haben Sie auch einen Personal Shopper?

Kristen Stewart: Nein, ich habe eine Stylistin, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite. Sie berät mich bei allem, Haare, Make-up, Outfits. Richtige Modeeinkäufer sind auch unter den bekannteren Stars nicht so üblich, wie viele anscheinend glauben. Die Teile, die wir auf Red-Carpet-Events tragen, kriegen wir ja nur geliehen.

Ist es für Sie eine nervige Pflicht, sich für Events aufzubrezeln?

Nein, gar nicht. Ich finde, Mode ist eine sehr spannende Kunstform. Nur wollen halt die meisten, die sich damit beschäftigen, vor allem den „Wer ist die Schönste“-Wettbewerb gewinnen. Manche Leute sind so beschäftigt mit Trends und dem Drang, relevant zu bleiben, dass sie ganz auf die Persönlichkeit dahinter vergessen.


Sie haben nun schon zum zweiten Mal mit Olivier Assayas gedreht, und er hört gar nicht auf, von Ihnen zu schwärmen. Ging's Ihnen auch so gut mit der Zusammenarbeit?

Wir haben ein wirklich gutes Verhältnis – ich glaube, man kann es am besten als tiefe Freundschaft bezeichnen. Wir beide erkennen uns gegenseitig. Als Schauspielerin will man ja nichts anderes als sich verständlich machen. Und mit Olivier bin ich auf einer Wellenlänge, wir verstehen uns und wissen beide genau, was wir von einer Szene wollen. Und ich mag es, dass er kein Manipulator ist. Er will keine Verantwortung für deine Gedanken übernehmen, er will sie inspirieren.


„Personal Shopper“ spielt auch mit Genreelementen, es kommt ein veritabler Geist vor. Wie war es, das zu spielen?

Ziemlich schräg. Ich habe ja schon lang nicht mehr mit Visual Effects zu tun gehabt. Aber ein Teil meines Berufsprofils ist es, eine blühende Fantasie zu haben. Man muss sich die seltsamsten Dinge vorstellen können und so tun, als ob alles real wäre.


In diesem Sinn wirft der Film auch einige sehr profunde philosophische Fragen auf?

In der Tat – wie etwa, ob unsere Realität etwas ist, was wir alle gemeinsam wahrnehmen, oder ob jede von uns in ihrer eigenen Wirklichkeit lebt. Dass wir die Antwort auf diese Frage wohl nie erfahren werden – und dass wir gerade damit unseren Frieden finden müssen. Wir uns diese Frage aber trotzdem immer wieder stellen sollen.


Haben Sie diesen Frieden gefunden?

Ja, schon. Ich glaube, ich bin ziemlich im Gleichgewicht zurzeit. Das dürfen Sie aber bitte nicht mit Zufriedenheit verwechseln. Ich strebe nicht nach Zufriedenheit, ich hab's gern unbequem.


Einer ihrer Ko-Stars in „Personal Shopper“ ist ein iPhone, das in sehr vielen Szenen vorkommt. Wie war es so als Filmpartner?

Interessant (lacht). Jedes Mal, wenn man im Close-up sieht, wie ich eine Textmitteilung schreibe, soll sich das anfühlen wie ein Blick in meine Seele, das war die Absicht. Wir haben da mit diesen Messages ja eine eigene Sprache geschaffen. Jeder Mensch hat eine ganz eigene SMS-Sprache, und die sagt viel über einen aus.


Wie viel texten Sie persönlich?

Ich bin nicht jemand, der ständig ins Handy tippt. Über mein privates Instagram bin ich auch unterwegs mit meinen Freunden in Verbindung, aber sonst nütze ich Social Media eher wenig. Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich trotzdem mit dem Handy rumspiele, bedeutet das meistens, dass mir fad ist – dann versuche ich schnell, etwas Sinnvolleres mit meiner Zeit anzufangen.

Steckbrief

1990
wurde Kristen Stewart in Los Angeles geboren.

2008
wurde sie durch „Twilight – Biss zum Morgengrauen“ schlagartig zum Weltstar. Neben erfolgreichen Fortsetzungen spielte sie in Hits wie „Snow White and the Huntsman“, „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ und „American Ultra“ mit. Zuletzt war sie in Woody Allens „Café Society“ zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2017)

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