Lokale: In der Weinkistenwolke

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit dem Heunisch & Erben ist die Landstraßer Hauptstraße um eine Weinbar reicher: Peter Zinter kocht, das Pub Klemo liefert die Flaschen.

Er ist anspruchslos und ertragreich – aber auch wässrig und sauer: Nichts, das man ganz unbedingt trinken müsste, es sei denn, man interessiert sich für die Lebenswelt des Mittelalters. Damals wurde der Heunisch großflächig angebaut – nicht immer zur Freude der Lehensherren, wenn sie ihren „Zehnten“ in Form dieser Rebsorte abgeliefert bekamen. Zu vermuten steht jedenfalls, dass man sich im „Heunisch & Erben“ auf letztere, die Nachfahren von Mitteleuropas einst wichtigster Weißweinsorte, konzentrieren dürfte.

Schließlich versteht sich das neue „Heunisch & Erben“ auf der Landstraßer Hauptstraße mit seiner „Wolke“ aus Weinkisten an der Decke explizit als Weinbar, freilich eine von jener Sorte, in der es mehr zu essen gibt als ein paar Tapas oder Snacks. Konstantin Filippou hat es etwa mit dem o boufés vorgemacht, gerade haben die Sommeliers Steve Breitzke und Matthias Pitra (Das Loft, Tian) bekannt gegeben, gemeinsam ein Lokal aufzumachen. Ob das dem Landstraßer Trupp nicht in die Quere gekommen sei? Peter Zinter winkt ab. Das seien Kollegen, der Markt sei groß genug – und außerdem mehr als reif für diese Art von Lokal. „Und ich würde selbst ja auch nicht jede Woche ins gleiche gehen wollen.“

Zinter – er freut sich gerade über Kisten voller Amalfizitronen und Orangen vom Ätna, erzählt von Garum, der altrömischen Fischsauce, und lässt Kapernblätter kosten – ist der Koch des Heunisch. Er hat sich bekanntlich mit freier Hand im Vincent drei Hauben erarbeitet, zuletzt bis September in Brian Pattons Charlie P's gekocht, und hatte eigentlich mit selbigem ein ähnliches Projekt geplant. Doch die Goldene Glocke platzte, als einer der Investoren ausfiel. Noch vom benachbarten Engagement am Donaukanal kennt Zinter Weinhändler Robert Brandhofer vom Pub Klemo, einer beliebten Adresse unter Weinfreunden in der Margaretenstraße, der die Flaschen liefern wird. Mit an Bord sind zudem Petr Hlinák sowie Markus Gould als Restaurantleiter und Sommelier. „Nicht ganz dreistellig“ sei die Zahl der Weine, die man glasweise ausschenken will. „Understatement“, „leger“ und „niederschwellig“ sind die Schlagworte, die dazu fallen. „Unprätenziöses Service“, erklärt Gould, wo es egal sei, ob man den Teller von rechts oder links gereicht bekommt.

Für Zinter ist es die Chance, endlich den Schäumchen loszusagen und seinen ganz eigenen Weg zu gehen. Das hatte er einst schon mit 23 in einem kleinen Dorf bei Orth an der Donau erstmals versucht. Für den großen Chef habe er sich damals gehalten, für die Einheimischen bleib er „der zuagraste Bua, der net kochen kann.“ Das Lokal war fast immer leer. „Aber ich war ein Sturschädel, ich wollte nichts ändern, lieber untergehen.“ So viele Fehler wie er damals habe wohl noch kaum ein Junger gemacht, grinst er. Erfahrung, auf die man bauen kann. Maximal neun Gerichte sollen nun auf der Karte stehen, ein bis zwei wöchentlich wechseln. „Keine Filetküche“, sagt Zinter, der sich Michael Gubik vom Steirereck geholt hat („weil man einen Ebenbürtigen an seiner Seite braucht“). Regelmäßig will Zinter, neuerdings offiziell Besitzer eines Jagdscheins, auch selbst Erlegtes auf die Karte setzen.

Die Eröffnung hat sich bis zuletzt hingezogen, fürs Erste muss noch die Genehmigung des Vorgängerlokals herhalten, die ein früheres Zusperren nötig macht. Zuletzt war in dem Eckstandort in der zwischen Bäcker Joseph und Käser Lingenhel kulinarisch immer spannender werdenden Landstraßer Hauptstraße das Sapori e delizie angesiedelt, der italienische Feinkosttempel hielt allerdings nicht lange durch. Und auch wenn Kroatien-Fan Zinter hier ausgewählte Charcuterie bieten will – mehr Geschichte hat hier schon der Wein: Im Weinhaus Zeilinger lagerten einst ganze Fässer im Keller, und der eine oder andere Fiaker soll sich am Abend auf dem Heimweg hier eingebremst haben.

AUF EINEN BLICK

Das Heunisch & Erben versteht sich als Weinbar mit Küche. Dahinter stehen Robert Brandhofer vom Pub Klemo, einer Weinbar mit Shop, Markus Gould (Danieli), Petr Hlinák und als Koch Peter Zinter (Vincent, Motto am Fluss, Brian Patton-Projekte). Geben wird es warme Mittagsgerichte, abends Speisen mit Preisen zwischen 9 und 27 Euro (für die Ente aus tiergerechter Haltung), Charcuterie sowie eine „undogmatische“ Weinkarte. Landstraßer Hauptstraße 17, derzeit Soft Opening.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2017)

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