Jake Gyllenhaal: „Ich glaube an die Neugier“

Der wandlungsfähige Schauspieler Jake Gyllenhaal ist derzeit in dem Sci-Fi-Horror-Thriller „Life“in den Kinos zu sehen.
Der wandlungsfähige Schauspieler Jake Gyllenhaal ist derzeit in dem Sci-Fi-Horror-Thriller „Life“in den Kinos zu sehen.(c) APA/AFP/SUZANNE CORDEIRO (SUZANNE CORDEIRO)
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Was passiert, wenn der Mensch gar nicht die Krone der Schöpfung ist? Im Scifi-Horror-Thriller „Life“ muss Jake Gyllenhaal die Erde vor einer besonders infamen Alienspezies retten.

Im Kultfilm „Donnie Darko“ hatte er es mit einem monströsen Hasen zu tun, als schwuler Cowboy ritt er über den „Brokeback Mountain“, in „The Day After Tomorrow“ kämpfte er sich erfolgreich durch Roland Emmerichs Eiszeit-Endzeit. Und nun geht's für Jake Gyllenhaal erstmals ins All: In „Life“ spielt er einen Wissenschaftler, der es mit einem heimtückischen Marsbewohner zu tun bekommt.

Wenn Sie in den Weltraum fliegen würden, was würde Ihnen dort abgehen?

Jake Gyllenhaal: Meine Freunde, meine Familie und mein Hund. Die vermisse ich jetzt schon, und ich bin gerade erst von zu Hause weggeflogen, um in Europa Interviews zu geben. (lacht) Dabei bin ich nicht jemand, der ständig Gesellschaft braucht. Ganz im Gegenteil, ich bin manchmal sehr gern allein – aber so ein Raumschiff, das wäre mir doch zu viel. Mich persönlich zieht es nicht wirklich ins Weltall.

Haben Sie für den Film Menschen getroffen, die schon im Weltall waren?

Ja, als Vorbereitung für den Dreh haben wir mit vielen Astronauten und Kosmonauten gesprochen. Und mit einem Arzt, der viele Astronauten unter seinen Patienten hat – er hat uns auch während des Drehs beraten. Denn auch wenn der Film ein Horrormärchen ist – den Part, der real sein könnte, wollten wir so wahrheitsgemäß wie möglich darstellen. Ich finde, das macht das Fiction-Element viel glaubhafter.


Als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben – wie haben Sie sich die Kreatur vorgestellt?

Ich habe mir ehrlich gesagt gar nicht wirklich ausgemalt, wie das Wesen aussieht – aber ich habe viel drüber nachgedacht, was es antreibt, wie es „funktioniert“. Ich glaube, dass seine Aggressivität eine Reaktion ist auf die große Angst der Menschen vor ihm – je mehr man sich vor der Kreatur fürchtet, desto gewalttätiger wird sie. Regisseur Daniél Espinosa hatte übrigens anfangs auch keine klare Vorstellung vom Aussehen des Aliens. Aber was er hatte, war eine riesige Sammlung von Bildern erschreckender Kreaturen aus aller Welt, von denen er sich inspirieren ließ. Ich glaube, es steckt auch viel von ihm selbst in dem Wesen drin. Das hat man vor allem beim Dreh gemerkt. (lacht)

Wenn wir tatsächlich fremdes Leben im All entdeckten – wäre es freundlich oder feindlich, was glauben Sie?

Ich glaube, dass so etwas ganz anders erscheint, als man es sich vorgestellt hat. Menschen teilen immer alles in Dualitäten ein – schwarz oder weiß, gut oder böse. Das fällt uns leichter, denn Graubereiche sind schwieriger zu beschreiben. Und daher glauben viele auch, dass Aliens nur entweder gut oder böse sein können. Aber nichts ist ausschließlich gut oder böse. Ich glaube, dass wir weiter nach Leben im All forschen sollten. Ich glaube an die Neugier, an den Forscherdrang. Neugier ist so wichtig. Man verliert sie manchmal aus Bequemlichkeit, aber das sollte nicht passieren. Das Leben wäre viel ausgefüllter, wenn man immer neugierig bliebe.

Sie kommen aus einer sehr kinoaffinen Familie. Ihre Mutter ist die Drehbuchautorin Naomi Foner, Ihre Schwester, Maggie Gyllenhaal, ist ebenfalls eine bekannte Schauspielerin. Wussten Sie schon immer, dass die Schauspielerei auch Ihre Bestimmung sein würde?

Irgendwie schon. Aber es war eine ständige Balance zwischen dem Wissen, wo man hinwill, und der Angst, dass man es nicht schafft. Ich muss dazusagen, dass meine Mutter eigentlich die Erste in unserem Clan war, die sich dem Künstlertum verschrieben hat. Mein Großvater war Arzt – Chirurg, genauer gesagt. Und meine Großmutter auch. Sie war eine der ersten weiblichen Kinderärztinnen in Brooklyn. Ich komme aus einer Familie, in der Medizin immer wichtig war. Meine Mutter hat sich dann ein bisschen dagegen aufgelehnt – und ich bin wohl das Resultat davon.

Kaum einer Ihrer Kollegen ist in derart vielen verschiedenartigen Rollen zu sehen wie Sie. In den letzten Jahren haben Sie überhaupt einige recht riskante Entscheidungen in Ihrer Karriere getroffen. Einen Film wie „Prince of Persia“ etwa haben Sie jetzt schon lange nicht mehr gemacht.

Das war aber auch eine durchaus mutige Entscheidung. Vor allem im Nachhinein betrachtet (grinst). Denn dieser Film hat meiner Schauspielkarriere nicht nur gutgetan.

Steckbrief

1980. Jacob Benjamin Gyllenhaal wird am 19. Dezember in Los Angeles geboren. Vater Stephen ist Regisseur, Mutter Naomi Autorin.

1991. Erste Rolle als Elfjähriger in dem Film „City Slickers“.

Die Filme. Erste Hauptrolle in „Donnie Darko“ (2001), danach völlig unterschiedliche Filme wie „The Day After Tomorrow“ (2004), „Brokeback Mountain“ (2005), „Prinz of Persia“ (2010), „Nightcrawler“ (2014) und „Life“ (2017).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2017)

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