Kitzbühel: Russische VIP-Weihnacht in Tirol

(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Milliardärin Elena Baturina lud in Kitzbühel zum opulenten Fest. In Ischgl rockten Russen mit Günther Aloys unter dem Weihnachtsbaum.

Der sechste Jänner markiert für orthodoxe Christen nach Ostern den wichtigsten Feiertag im Jahr: Weihnachten. In Tirol, seit Jahren eine der Lieblingsdestinationen russischer Wintertouristen, wurde daher diese Woche ein zweites Mal die Geburt Christi zelebriert.

Die exklusivste Feier stand in Kitzbühel auf dem Programm. Dort lud Elena Baturina, die reichste Frau Russlands mit einem geschätzten Vermögen von rund sieben Milliarden Dollar, viele prominente Kitzbühel-Besucher und -Stammgäste in ihr neues Fünf-Sterne-Hotel „Grand Tirolia“. Gemeinsam mit Ehemann Juri Luschkow, Bürgermeister von Moskau, begrüßte Baturina Tiroler Politiker, wie den amtierenden Landtagspräsidenten und Ex-Landeshauptmann Herwig van Staa sowie den Tiroler VP-Geschäftsführer Johannes Rauch.

Die Feierlichkeiten im Luxustempel waren thematisch dem Schriftsteller Nikolai Gogol – 1809 geborener, prominenter Vertreter der „goldenen Epoche“ russischer Literatur – gewidmet. Das kulturelle Rahmenprogramm reichte vom Auftritt der Opernsängerin Anna Woronin, über ein Gastspiel des Geigenvirtuosen Alexander Jakuschev, bis hin zu diversen russischen Folkloredarbietungen.

Neben der lokalen Prominenz, Skilegende Karl Schranz wurde ebenso gesichtet wie ORF-Tirol-Chef Kurt Rammerstorfer, folgten auch Bekanntheiten aus der Modewelt dem Ruf Baturinas nach Kitzbühel. Der deutsche Designer und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Hugo Boss, Werner Baldessarini, genoss mit seiner Ehefrau Cathrin russische Speisen, die von Chefkoch Bobby Bräuer gereicht wurden. Natürlich war auch die Tiroler Kristalldynastie vertreten: die gebürtige Russin und Schmuckdesignerin Elena Swarovski, die ehemalige Frau von Daniel Swarovski, mischte sich unter die 200 Gäste. Im Promiauflauf durfte auch der deutsche Weinexperte Hardy Rodenstock nicht fehlen, der an der Seite der deutschen Schauspielerin Helga Lehner gesehen wurde.

Weniger luxuriös, dafür umso stimmungsvoller, feierten hunderte russische Touristen in Innsbruck ihr Weihnachtsfest. Die serbisch-orthodoxe Gemeinde Tirols nimmt die Winterurlauber –  Anfang Jänner urlauben mehr als 10.000 Russen in Tirol – Jahr für Jahr in ihrem Kreis auf. Die nehmen dieses Angebot gern an und pilgern aus den Seitentälern in die Landeshauptstadt. Am vergangenen Mittwoch fanden sich schon zur „Kindermette“ um 16 Uhr mehr als 400 Gäste ein, bei der auch das traditionelle Abbrennen des Badnjak auf dem Programm stand. „Der Badnjak wird aus trockenen Zweigen und Stroh gebunden und symbolisiert jene Zweige, die einst die Hirten sammelten. Sie brachten sie, so die Überlieferung, zur Höhle, in der das Jesuskind in seiner Krippe lag. Dort wurde mit den Zweigen ein wärmendes Feuer entfacht, damit das Kind nicht friert“, erklärt die Sprecherin der serbisch-orthodoxen Gemeinde Tirols, Gordana Nadler.

Den Höhepunkt des russisch-orthodoxen Weihnachtsfestes in Tirol markierte die große Mette am späten Mittwochabend, der mehr als 800 Gläubige beiwohnten. Die orthodoxen Weihnachtsfeierlichkeiten enden am heutigen Samstag, an dem der Heiligen Stefanus geehrt wird.

Eine eher „rockige Russenweihnacht“ stand hingegen in Ischgl auf dem Programm. Nobelhotelier Günther Aloys, der vor einigen Jahren den „Rich-Prosecco“ erfand, für den Paris Hilton warb, lud am Donnerstagabend in seinen Nachtclub „Pacha“. Mehr als 600 Gäste feierten dort zu den Klängen der eigens aus Russland eingeflogenen Rockband „Neschastny Sluchay“.

Mit dabei, so Aloys, auch zahlreiche Prominente aus Wirtschaft und Politik. Namen will der Ischgler Partymacher aber keine nennen. Nur so viel verrät er: „Es wurden außerordentlich viel Champagner und Kaviar bestellt.“ Aber das hat uns irgendwie nicht überrascht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2010)

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