Orden für Türsteher & „Beislwirt“

EHRUNG. Die Stadt Wien verleiht ihrem Lieblingstürsteher Conny de Beauclair und dem rhiz-Besitzer Herbert „Herbie“ Molin das Silberne Verdienstzeichen.

Was wäre eine Stadt ohne Nachtleben, ein Nachtleben ohne Clubs, die keine Sperrstunde, dafür viele Stammgäste haben, ein guter Club ohne seine Türsteher? Nicht viel vermutlich. All das gab es im Wien der Siebzigerjahre noch nicht wirklich und für Conny de Beauclair war die Stadt damals vor allem: „grau in grau“. Er kam 1972 wegen der Liebe aus München hierher und verzog sich gleich in den „Untergrund“ der zu dieser Zeit noch eher spärlich gesäten Wiener Clubs.

Nur erfreulich eigentlich, dass die Stadt Wien nicht nur ihre Kammersänger und -schauspieler mit allerlei Orden dekoriert, sondern nun auch an ihre Türsteher und Lokalbesitzer denkt. Zwei von ihnen wurden am Donnerstag im Wappensaal des Rathauses mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Landes geehrt: U4-Türsteher-Urgestein Conny de Beauclair und Blackbox-Gründer und heutiger rhiz-Besitzer Herbert Molin.

Conny de Beauclair, der, was viele nicht wissen, einem deutschen Adelsgeschlecht entstammt, demnach mit vollem Namen „Constantin Marquis de Rouville dictet de Beauclair“ heißt, war sichtlich erfreut. Auch seine betagten Eltern waren aus München angereist. Der Vater erzählte nach der Verleihung munter, er und seine Frau hätten sich für die berufliche Zukunft ihres Sohnes „etwas ganz anderes vorgestellt“. Conny sei nicht „allzu gut in der Schule“ gewesen. „Es hieß damals, in Wien kann man die Matura leichter nachmachen.“ Im Internat in Bad Aussee versucht Beauclair nicht nur, die Matura zu machen (die er schlussendlich bei Dr. Roland in Wien absolviert), sondern legt nichtsahnend den Grundstein für seine Karriere im Türstehergeschäft durchs Netzwerken. Zwei seiner Mitschüler betreiben später das Montevideo in Wien, er fragt sie um einen Job. Als junger Vater einer Tochter, die 1974 in Wien zur Welt kommt, muss er in erster Linie Geld verdienen. Erst sechs Jahre später, 1980, verschlägt es ihn über Umwege ins U4.


Er nimmt das Geschäft „an der Tür“ sehr ernst, lernt Persönlichkeiten wie Falco kennen, macht sich als „VIP-Betreuer“ (O-Ton Laudator Franz Sauer) von ausländischen Prominenten wie Johnny Depp, Grace Jones oder David Bowie einen Namen. Das ist an sich ist noch nichts Besonderes. Was bei Beauclair dazu kommt: Er prahlt nie mit der Bekannt- und mitunter sogar Freundschaft zu prominenten Menschen.

Dass der strikte Nichtraucher und konsequente Antialkoholiker mit der halben Wiener Gesellschaft und der ganzen Nachtwelt auf Du und Du ist, ist bekannt. Es hat aus ihm keinen überheblich-eitlen Menschen gemacht. Vielleicht hat er deshalb kaum Feinde, außer vielleicht unter den Fotografenkollegen. Mittlerweile steht er „nicht mehr sieben Tage die Woche“ im U4, wie er sagt, fotografiert dafür regelmäßig bei Events. Früher sei er „die Tür“ gewesen, jeder habe ihn gekannt. Heute komme es schon vor, dass ihn die Jungen nicht mehr kennen und denken, er sei bloß ein älterer Mann, der sich ins U4 verirrt hat. Ist es erträglich, selbst älter zu werden, während der Altersschnitt der (wechselnden) Clubgäste stets konstant (jung) bleibt? Seine Reaktion verrät: Es ist hart, aber er trägt es mit Fassung.

Da geht es seinem Kollegen, Herbert Molin, besser. Der Gründer der Bluebox und heutige rhiz-Chef hat Fans in allen Altersstufen. Und vor allem solche, die ihm von Lokal zu Lokal folgen. Die mit ihm älter werden. Wie Kolumnistin Doris Knecht, die den „Herbie“ ihren „Lebenswirten“ nennt.

Als regelmäßige Auflegerin im rhiz war sie berufen, die Laudatio auf Molin zu halten. Der zeigte sich von der Ehrung an ihn, den „Beislwirten“, überrascht, formulierte aber auch gleich einen Wunsch an Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny: Er wolle ein neues Musikfestival für Wien. Der Stadtrat konterte höflich: „Setz' ma uns z'samm und red' ma drüber.“

Zur Person

Conny de Beauclair, geb. 1952 in München, ist seit 30 Jahren Türsteher im U4, fotografiert und kennt halb Wien. Betreute u.a. Johnny Depp und Grace Jones bei ihren Wienbesuchen.

Herbert Molin, geb. 1957 in Wien, ist Musiker und Lokalbesitzer. Gründer der Bluebox in der Richtergasse, führt seit 1998 das rhiz, bis 2005 zusätzlich das B72.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2010)

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