Todestag von Michael Jackson: Blühender Totenkult

Todestag Michael Jackson Bluehender
Todestag Michael Jackson Bluehender(c) REUTERS (BOBBY YIP)
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Zum Todestag von Michael Jackson pilgern die Fans zum Forest-Lawn-Friedhof. Die Familie flieht vor dem Rummel – und kassiert. Das Geschäft mit der Pop-Ikone floriert sogar besser als zu deren Lebzeiten.

Die Verwaltung des Forest-Lawn-Friedhofs in Los Angeles hat klare Richtlinien ausgegeben: keine Tauben, keine Ballons – und vor allem keine Musik. Ob sich die Hardcore-Fans aus aller Welt, die sich in Internetforen zur Todesstunde ihres Idols am Freitag zu einer Trauerfeier auf dem Prominentenfriedhof verabredet haben, daran halten werden, erscheint fraglich. Vor dem Portal des Mausoleums, in dem die Überreste des „King of Pop“ ruhen, werden sich Kuscheltiere und Sonnenblumen, Kerzen und Michael-Jackson-Porträts türmen.

Nach Mitgliedern des Jackson-Clans werden die Pilger indes vergeblich Ausschau halten. Die 80-jährige Clanmutter Katherine hat durchblicken lassen, dass sie samt den drei Sprösslingen ihres Sohnes vor dem Rummel rund um dessen Todestag fliehen wird. Insider wollen wissen, dass ein Teil der weitläufigen und chronisch zerstrittenen Familie den Todestag Michael Jacksons in Gary begehen wird.


In der Arbeiterstadt in Indiana, unweit von Chicago im Rostgürtel am Michigan-See gelegen, begann einst die himmelstürmende Karriere des kleinen Michael und der „Jackson Five“. Hier kamen „Jacko“ und seine acht Geschwister zur Welt; hier drillte Papa Joe das Wunderkind, ehe die Familie 1971 an die Westküste zog. Und hier soll um 300 Millionen Dollar ein Michael-Jackson-Museum entstehen, wie Bürgermeister Rudy Clay und der umtriebige Patriarch Joe Jackson kürzlich ankündigten. Mutter Katherine hatte sich aus Pietätsgründen gegen Pläne gesperrt, die Neverland-Ranch in Kalifornien in ein „zweites Graceland“ à la Elvis Presley zu verwandeln. Also erhielt Gary im unglamourösen Mittelwesten der USA den Zuschlag.

Der Totenkult blüht. Das Geschäft mit der Pop-Ikone floriert sogar besser als zu deren Lebzeiten. Die Tantiemen sprudeln: Ein Kontrakt für eine CD von angeblich unveröffentlichten Songs, die vor Weihnachten herauskommen soll, und eine Kooperation mit dem „Cirque du Soleil“ in Las Vegas sichern den Erben – Katherine und ihren drei Enkeln – eine finanziell sorgenfreie Zukunft. Allein „This Is It“, der Filmmitschnitt der Proben für Jacksons letzte Tournee, hat 250 Mio. Dollar eingespielt. Insgesamt habe sich die Auswertung des Nachlasses bisher auf eine Milliarde Dollar summiert.

Vor allem die Brüder und ihr Vater versuchen, aus der Blutsverwandtschaft Kapital zu schlagen. Eine Reality-TV-Serie ging freilich sang- und klanglos ein, ein Gedenkkonzert in Rom musste mangels Interesse abgesagt werden. Damit nicht genug. Punktgenau zum Todestag veröffentlicht Katherine Jackson einen Bildband aus dem privaten Fotoalbum. Und ihr Mann hat den Konzertveranstalter AEG wegen Verantwortung für den Tod seines Sohnes verklagt. AEG habe den Kardiologen Conrad Murray angeheuert, um den angeschlagenen Michael für seine letzte Tournee fitzuspritzen. Murray versetzte ihm letztlich die Überdosis des Narkotikums Propofol, nach dem der Popstar süchtig war. Der Prozess gegen den Arzt befindet sich noch im Stadium der Vorerhebungen. Unlängst beschloss das Gericht, dass er seinen Beruf vorerst weiter ausüben darf.

Beim Gerichtstermin demonstrierten die Jackson-Eltern Geschlossenheit. Außerhalb des Gerichtssaals kommunizieren sie vornehmlich via Londoner Boulevardblätter. Per „News of the World“ ließ Joe Jackson, der vom Testament ausgespart blieb und noch um eine Apanage kämpft, seiner Frau ausrichten, sie trage Mitschuld am Tod. Unzählige Male habe er sie aufgefordert, zu ihrem Sohn zu ziehen.

Die Matriarchin ignorierte die Vorwürfe. Stattdessen berichtete sie in der „Daily Mail“ über das Leben mit Prince, Paris und Blanket, den Kindern Michaels. Im Herbst kämen sie auf eine Privatschule. Erstmals verlassen die Kinder das behütete Nest, das einem Jackson-Schrein gleicht. Ihr Vater hatte sie einst hinter bizarre Masken gesteckt. Katherine Jackson beruhigt: „Ich bin nicht so streng.“

AUF EINEN BLICK

Todestag: Popstar Michael Jackson starb morgen vor einem Jahr, am 25. Juni 2009.

TV-Premiere: ProSieben zeigt heute um 20.15 Uhr erstmals die Doku „This Is It“ über Jacksons letzte Proben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2010)

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